29.12.2010, 06:00 Uhr

Tops und Flops aus 25 Jahren IT-Geschichte

In den letzten 25 Jahren ist viel passiert: Siegeszug von Microsoft, Aufbau des Schweizer Handy-Netzes, die Google-Gründung und eine zerplatzte Dotcom-Blase. Computerworld blickt auf eine ereignisreiche Zeit in der IT-Branche zurück.
Die Tops und Flops aus 25 Jahren Computergeschichte in der Schweiz: Computerworld zeigt, welche innovativen Produkte und revolutionären Techniken unser Leben geprägt haben. Eine Zeitreise der besonderen Art.

1985: Amiga, Windows und E-Banking

Januar: In den ersten drei Wochen des Jahres 1985 haben Claudio Hintermann, Eliano
Ramelli und Thomas Köberl viel zu tun: Am 21. Januar dieses Jahres gründen sie in ihrer Studentenbude an der Rosenbergstrasse 72 in St. Gallen den Finanz-Software-Anbieter Abacus. Die Männer schreiben in den nächsten 25 Jahren Schweizer Erfolgsgeschichte: Abacus zählt heute zu den führenden Software-Entwicklungsfirmen des Landes und beschäftigt über 200 Mitarbeiter. Wirklich erwartet haben die Gründer diesen Erfolg nicht: «Als frischgebackene HSG-Absolventen wollten wir mit unserem Start-up nur die Ungebundenheit des Studentenlebens noch etwas verlängern, um uns dann nach einem Jahr nach einem se-riösen Job umzuschauen», so der heutige Marketingchef Thomas Köberl. März: Symbolics.com gilt als älteste registrierte Dotcom-Domain der Welt.
Mai: Die Geschichte des berühmten Betriebssystems Windows beginnt eigentlich schon etwas früher: Am 10. November 1983 kündigt Bill Gates eine grafische Benutzeroberfläche an, die seiner Meinung nach ein Jahr später auf 90 Prozent aller MS-DOS-Rechner installiert sein wird. Aber es kam anders: Microsoft musste den Auslieferungstermin mehrere Male verschieben. Windows brauchte zu viele Ressourcen. So kann die Öffentlichkeit erstmals im Mai 1985 einen Blick auf Windows 1.0 werfen.
Juli: Der Amiga A1000 ist das erste Modell der populären Computerreihe von Commodore (Bild 3). Als typischer Heim-PC verfügte er über eine CPU mit 7,14 MHz, 256 KB RAM und 3,5-Zoll-Diskettenlaufwerk. Für Heimanwender kostet er aber entschieden zu viel und verkauft sich schlecht. Zwei Jahre später lösen ihn die Nachfolger A500 und A2000 ab. Amiga stellt die A1000-Produktion ein . Oktober: Mit dem «Dreisechsundachtziger» vollzieht Intel den Wechsel zur 32-Bit-Architektur. Der Intel-386-Chip kommt auf die beeindruckende Zahl von 275000 Transistoren und erreicht eine maximale Taktrate von 33 MHz. Ausserdem erschliesst er eine neue Dimension des Personal Computing, indem er die Client-Server-Architektur und damit den Aufbau von PC-Netzwerken ermöglicht. November: Zum Jahresabschluss veröffentlicht der US-amerikanische Verlag CW Communications (heute IDG) die erste Computerzeitschrift der Schweiz: Ab 18. November 1985 erscheint die Computerworld regelmässig jede Woche. Auf 28 Seiten berichtet die Redaktion unter anderem über Telebanking - «den direkten Draht zum Konto».

Inhalt dieses Artikels:

1985: Amiga, Windows und E-Banking
1986: Der erste 386er für Fr. 15'301.-
1987: Der Schlepp-Top kommt
1988: Wurm-Alarm im Internet
1989: Angriff der Trojaner
1990: Geburtsstunde des WWW
1991: Kein Standard von gestern
1992: Freie Software für alle
1993: Intels Chip-Trick
1994: Der Browser-Krieg beginnt
1995: Tod eines Erfinders
1996: Computer besiegt Mensch
1997: PTT ist tot, es lebe Swisscom
1998: Ab jetzt wird gegoogelt
1999: Sony kommt auf den Hund
2000: Die Dotcom-Blase platzt
2001: Musik kaufen statt klauen
2002: Supercooler Tablet-PC
2003: Sprung ins zweite Leben
2004: Bloggen statt Surfen
2005: Der Volkslaptop
2006: Die Schweiz wird mobil
2007: iPhone-Hysterie
2008: Yahoo sagt nein
2009: Missglückte Fusion
2010: Fortsetzung folgt...
1986: Der erste 386er für Fr. 15'301.-  
Januar: Der Jahreswechsel ist geprägt von Lieferschwierigkeiten bei CD-ROM-Laufwerken. Die Hersteller Hitachi, Philips und Sony sind nicht in der Lage, dem ständig wachsenden Bedarf gerecht zu werden. Allerdings finden nicht alle die grosse Nachfrage positiv: Raubkopierer wür-den urheberrechtlich geschützte Werke zu Schleuderpreisen auf den Markt bringen, fürchten viele. Welch weise Voraussicht. Februar: Compaq startet fulminant ins Jahr. Das Unternehmen veröffentlicht zum ersten Mal ein Gerät mit Intel-Prozessor vor der Konkurrenz aus dem Hause IBM.
Im Deskpro 386 werkelt der i386-Prozessor, getaktet mit 16 MHz. Die erstmalig eingesetzte 32-Bit-Architektur gibt es heute noch. Die vermögenden Käufer leisten sich beim 386er 14 MB Arbeitsspeicher - alle anderen nehmen mit dem Standard Vorlieb: 1 MB. Die günstigste Ausführung kostet 5800 Pfund. Umgerechnet zum durchschnittlichen Wechselkurs des Jahres 1986 berappen Schweizer 15'301 Franken für den Computer.

1987: Der Schlepp-Top kommt

Januar: Die PTT startet den öffentlichen Videotex-Dienst - eine Mischung aus Telefon und Fernseher. An den Terminals lassen sich Informationen zu aktuellen Heizölpreisen, Veranstaltungen oder Sonderaktionen von Händlern abrufen. Die in drei Sprachen erhältlichen Geräte sind via Modems mit externen Datenbanken verbunden. In der Grundausstattung kostet das Angebot 2300 Franken oder monatlich 75 Franken Miete. Darüber hinaus verrechnet die PTT ihren Kunden 6 Franken pro Stunde - allerdings nur bei einer Nutzung von maximal 40 Stunden pro Monat, sonst wirds teurer. 1995 übernimmt SwissOnline, die heutige Cablecom, den Betrieb und stellt diesen per 30. September 2000 ein.
Juli: Dank Toshiba steigt die Leistung mobiler PCs ins Unermessliche. Der T3100 läuft auf MS-DOS 3.2, ist mit Intels 80286-Prozessor (8 MHz), 10 MB Festplatte und 640 KB RAM ausgerüstet. Das monochrome 9,6-Zoll-Display kommt auf die VGA-Auflösung von 640 x 400 Pixeln. Als erster tragbarer Ersatz für einen Desktop-PC wiegt der T3100 stolze 7,5 Kilogramm. Unter Portabilität versteht man heute etwas anderes

1988: Wurm-Alarm im Internet

Juni: IBM kündigt seine erfolgreiche Systemfamilie AS/400 für kleine und mittlere Unternehmen an. November: Robert Tappan Morris ist ein Informatiker aus den USA. Das allein macht ihn noch nicht berühmt. Aber wie viele 23-Jährige hat auch Morris Flausen im Kopf. Eines Nachts setzt er sich an seinen PC und programmiert den ersten Schädling, der sich selbst im Internet ausbreitet - den Morris-Wurm. Pikant: Zur gleichen Zeit arbeitet sein alter Herr für das National Computer Security Center. Familienzwist vorprogrammiert. Mittlerweile ist auch Robert Morris erwachsen und hat eine Professur am berühmten Massachusetts Institute of Technology (MIT) in Boston. Seine Gesamtstrafe in Höhe von 160000 Dollar hat er dank seines aktuellen Gehalts wohl längst wieder reingeholt.

1989: Angriff der Trojaner

April: Vier ehemalige Acer-Mitarbeiter gründen Asus in Taipeh.
Juli: Im gleichen Jahr, in dem sich Microsoft in der Schweiz niederlässt, gewinnt die Firma eine wichtige Gerichtsverhandlung gegen Apple. Streitpunkt ist das im November 1987 veröffentlichte Windows 2.03. Apple stört sich an der grafischen Oberfläche des Betriebssystems und wirft Microsoft vor, das gemeinsame Lizenzabkommen verletzt zu haben, weil die Redmonder überlappende Fenster integrierten. Richter William Schwarzer hat wenig Erbarmen und schickt im Juli 1989 insgesamt 179 von 189 Anklage-punkten bachab. Die restlichen bleiben bis 1992 hängig und werden dann als nicht urheberrechtsfähig erklärt. Fünf Jahre später hilft Microsoft der kriselnden Apple wieder auf die Beine und kauft Aktien für 150 Millionen Dollar. Darüber hinaus verspricht Microsoft, Office für die nächsten fünf Jahre weiterhin für Mac OS anzubieten. Im Gegenzug macht Apple den Internet Explorer zu seinem Standardbrowser. Dezember: Seine Hoffnung auf das schnelle Geld verleitet den Wissenschaftler Dr. Joseph W. Popp dazu, mit einem Trojanischen Pferd verseuchte Disketten zu verschicken. Die Aufschrift «AIDS Information Introductory Diskette» ködert viele der 20000 Empfänger, sodass diese die Diskette einlegen. Nach 90 Neustarts versteckt der Trojaner alle Verzeichnisse und verschlüsselt sämtliche Dateien. Um dies wieder rückgängig zu machen, sollten die Betroffenen eine Geldsumme an Popp überweisen. Für Scotland Yard Grund genug, Haftbefehl zu erlassen und den Wissenschaftler hinter Gitter zu bringen. Seine Verteidigung, das Geld sei für die Aids-Forschung gedacht gewesen, hilft ihm nicht weiter. Popp wird später für unzurechnungsfähig erklärt und zurück in die USA verfrachtet.

1990: Geburtsstunde des WWW

Februar: Adobe veröffentlicht die Bildbearbeitungs-Software Photoshop S1.0 exklusiv für den Apple Macintosh. Juni: Die 1989 gegründete Personal Computer Memory Card International Association (PCMCIA) entwickelt Standards für innovative Zusatzsteckkarten wie die heutige ExpressCard (Bild 14).
Dezember: Der britische Physiker Tim Berners Lee begründet am Cern in Genf das World Wide Web (WWW) und stellt an Heiligabend um halb elf Uhr den ersten Webserver info.cern.ch online.

1991: Kein Standard von gestern

Januar: Microsoft beendet die Zusammenarbeit mit IBM und legt den Grundstein für die Weiterentwicklung von Windows. März: Durch die Ausgliederung der Druckersparte von IBM gründet sich die heutige Lexmark.
August: NCR präsentiert mit dem Notepad System 3125 den ersten tastaturlosen Notepad. Der Notizbuch-PC für rund 8000 Dollar floppt allerdings. August: Das WWW wird weltweit zur allgemeinen Benutzung freigegeben. Oktober: Noch heute laufen Telefongespräche über den GSM-Standard (Global System for Mobile Communications), obwohl die ersten Systeme schon 1991 vorgeführt werden - an der Telecom in Genf. Im Januar 1992 beginnt die finnische Radiolinja mit dem kommerziellen Betrieb, bis Jahresende kommen 13 weitere Netze in sieben Staaten hinzu - die Schweiz ist nicht dabei. Erst ab März 1993 telefonieren Schweizer via Natel-Netz von Swiss Telecom. Es bleibt während den nächsten fünfeinhalb Jahren das einzige Mobilfunknetz der Schweiz.

1992: Freie Software für alle

Januar: Der Finne Linus Torvalds entwickelt den ersten Linux-Kernel und veröffentlicht ihn nach der freien GNU General Public License (GPL).
März: Windows 3.1 erscheint und bringt erstmals True-Type-Schriften sowie Drag and Drop mit. Das neue Betriebssystem kann mehrere Programme gleichzeitig starten und wird zum Verkaufserfolg. Mai: Bis im Mai 1992 hat die PTT das Monopol auf Festnetztelefone. Erst mit der Änderung des Fernmeldegesetzes ändert sich dies. Der Markt wird liberalisiert - vier Jahre nach den EU-Ländern. Im gleichen Jahr nimmt die PTT das digitale Mobilfunknetz Natel D in Betrieb, das seinen analogen Vorgänger Natel C ablöst. Mai: Als digitaler Ersatz für die Musikkassette stellt Sony seinen ersten Mini-Disc mit magnetisch-optischer Aufnahme und Wiedergabe vor. August: Das erste Microsoft-Office-Bundle mit den Programmen Word 2.0c, Excel 4.0a, PowerPoint 3.0 und Mail erscheint. September: Seit 1992 findet jeden Herbst die Orbit in Basel statt, ab 2001 unter dem zusätzlichen Etikett Comdex. 2004 fusioniert sie mit der Internetmesse iEX und wird 2005 zunächst im Basel durchgeführt, danach in Zürich. Aufgrund schlechter Besucherzahlen denken sich die Macher für 2010 ein neues Konzept aus: Community 36. Das Vorhaben scheitert. Für das Jahr 2011 kehren die Veranstalter wieder zum ursprünglichen Konzept zurück und tau-fen den Event in aiciti um.
November: Mit Abmessungen von 195 x 60 x 45 Millimetern und einem Gewicht von 475 Gramm präsentiert Nokia mit dem Modell 1011 sein erstes GSM-Handy. Als Konkurrenzprodukt gilt Motorolas International 3200, auch bekannt als «Knochen».

1993: Intels Chip-Trick

März: Intel zeigt den neuen 80586-Chip und nennt ihn zur Überraschung aller «Pentium», anders als eine Zahl ist dieser Begriff als Warenzeichen schützbar.
Juni: Das 1,2 Kilogramm leichte und superportable OmniBook 300 von HP protzt mit genug Akkulaufzeit für einen US-Inlandflug. Juli: Als erstes 32-Bit-System erscheint Windows NT 3.1 in den Varianten Workstation und Advanced Server. Damit markiert Microsoft den Einstieg in den Markt der professionellen Server-betriebssysteme.
Dezember: Die erste Buchhaltungs-Software aus der SAP-Schmiede hiess R/1 und erschien 1973. Ende der 70er-Jahre folgte die Version R/2, die hauptsächlich für den Einsatz auf Grossrechnern konzipiert war und sich über zehn Jahre am Markt hielt. 1993 wird R/2 von R/3 abgelöst. Im Dezember benennt das Unternehmen den Namen in mySAP ERP um, der bis 2007 bestehen bleibt.

1994: Der Browser-Krieg beginnt

September: Iomega-ZIP führt seine bekannten Zip-Laufwerke ein. Ursprünglich fassten sie bis zu 100 MB, neuere Versionen erhöhten die Speicherkapazität auf bis zu 750 MB. November: Nur anderthalb Jahre nach Markteinführung der Pentium-Prozessoren sorgte der berüchtigte Pentium-Bug für weltweite Schlagzeilen - und Spott. Bei Divisionen mit Gleitkommazahlen verursachte der Chip gelegentliche Rundungsfehler. Seitens Intel wurde der Bug als unwichtig abgetan. Normale Anwender wären statistisch nur ein Mal in 27000 Jahren davon betroffen. Um dem ramponierten Image aber nicht weiter zu schaden, gibt Intel nach und startet am 20. Dezember 1994 die kostspieligste Rücknahmeaktion in der Geschichte der Halbleiterindustrie. Der entgangene Gewinn beträgt rund eine halbe Milliarde US-Dollar. Dezember: Browserkrieg.Netscape Navigator 1.0 erscheint und bleibt bis 1996 der führende Webbrowser für die 16-Bit-Betriebssysteme von Microsoft. Danach verliert der Webbrowser zunehmend Marktanteile an den mit dem Betriebssystem Microsoft Windows mitgelieferten Internet Explorer.
Dezember: Als Sonys PlayStation am 3. Dezember 1994 in Japan erscheint, ist sie sofort ein Kassenschlager.

1995: Tod eines Erfinders

Mai: Sun lanciert Java als offene Internetsprache. August: Microsoft bringt den Internet Explorer 1.0 auf den Markt und integriert ihn seit Windows 95b als festen Bestandteil in jedes seiner Betriebssysteme. August: Mit Windows 95 bringt Microsoft sein erstes 32-Bit-OS mit grafischer Oberfläche für Heimanwender auf den Markt. Es macht Multitasking möglich und bietet erstmals eine Plug-and-Play-Funktion für vereinfachtes Installieren neuer Hardware. Die erste Million Exemplare verkauft sich binnen vier Tagen, nach drei Monaten sind 45 Millionen Pakete verkauft. Mit Windows 95 gelingt es Microsoft, seine Dominanz auf dem PC-Markt auszubauen und sich punkto Bedienung und technologischem Fortschritt wieder auf Augenhöhe mit Apple zu katapultieren.
Dezember: Im Alter von 85 Jahren stirbt Konrad Zuse, der Erfinder des Computers. Genau 60 Jahre zuvor hatte Zuse sein Ingenieurstudium abgeschlossen. Drei Jahre später, 1938, stellte er den ersten mechanischen Rechner fertig. Der Z1 liest Befehle von Lochkarten ab. In den Jahren 1940 und 1941 baute Zuse verbesserte Versionen mit Telefonrelais, die er Z2 und Z3 nannte. Letzterer gilt als erster funktions-tüchtiger Computer der Welt. Nach dem zweiten Weltkrieg installierte Zuse die vierte Version Z4 an der ETH Zürich. Es handelte sich 1949 europaweit um den einzigen, funktionstüchtigen Computer.

1996: Computer besiegt Mensch

Januar: Intel veröffentlicht USB 1.0. Der Schnittstellenstandard kann sich, dank seines Einsatzes in Mainboards und der Integration in Peripheriegeräte, allerdings erst ein Jahr später endgültig durchsetzen.
Februar: Der von IBM entwickelte Deep Blue besiegt als erster Computer der Welt den damaligen Schachweltmeister Garri Kasparow. März: Unter dem Namen Pilot (später Palm) (Bild 29) bringt U.S. Robotics kleine und sehr erfolgreiche elektronische Organizer auf den Markt.
März: An der CeBIT präsentiert Nokia das erste Smartphone der Welt, den Communicator 9000. Das 18 Zentimeter lange Schwergewicht wiegt über 400 Gramm und passt damit nur in die wirklich grossen Hosentaschen. Das Gerät wird von einem Intel-386-Prozessor angetrieben und bietet 8 MB Speicherplatz. Als Betriebssystem kommt das heute völlig unbekannte GEOS zum Einsatz. November: Die erste und meistbesuchte Job-Site der Schweiz, Swisswebjobs.ch, geht online.

1997: PTT ist tot, es lebe Swisscom

Januar: Apples Betriebssystem heisst neu Mac OS und wird fortan nicht mehr kostenlos abgegeben. Mai: Intels Pentium II präsentiert sich in einer komplett neuen Bauweise. Der Prozessor wird in eine Kassette mit eigenem Lüfter verpflanzt und erfordert einen Slot-1-Steckplatz auf dem Motherboard. Mai: Das revidierte Fernmeldegesetz tritt in Kraft. Die PTT wird aufgeteilt; am 1. Oktober entsteht die Swisscom, Mehrheitsaktionär bleibt der Bund. Dies soll sich neun Jahre später ändern: Der Bundesrat schlägt vor, Swisscom komplett zu privatisieren. Das Parlament folgt dem Begehren nicht und schickt es im Mai 2006 bachab. August: Steve Jobs, der Mitte der 80er wegen eines internen Machtkampfs Apple verliess, kehrt nach fast 12 Jahren wieder zurück.
Dezember: Sonys Fotokameraserie Mavica (Magnetic Video Camera) hält Bilder erstmals auf austauschbaren, 2 Zoll grossen Video-Floppy-Discs fest.

1998: Ab jetzt wird gegoogelt

Mai: Apples All-in-One-Modell iMac mausert sich zum meistverkauften Computer des Jahres. Juni: Symbian wird als Konsortium der Unternehmen Ericsson, Motorola, Nokia und Psion gegründet. Im Dezember 2008 übernimmt Nokia alle Anteile.
September: Der Russe Sergei Michailowitsch Brin entwickelt zusammen mit dem Amerikaner Larry Page die Suchmaschine Google. Diese ist seit dem 1. September 1998 online und dominiert heute mit einem Marktanteil von über 80 Prozent die Konkurrenz. «Googeln» wird zum Synonym für «im Internet suchen» und im Jahr 2004 in den Duden aufgenommen. Heute bietet Google mit Maps, Docs und Co. weit mehr als nur Suchmaschinendienste.
Dezember: Computerworld geht online und startet die Website www.computerworld.ch.

1999: Sony kommt auf den Hund

Mai: Mit der Lancierung des Roboterhunds Aibo leistet Sony Pionierarbeit für die Einführung von Robotern in Haushalten. Juni: Kurz und wild: Die MP3-Tauschbörse Napster wird gegründet und revolutioniert den Peer-to-Peer-Ansatz. Nach diversen Piraterie-Klagen und verlorenen Gerichtsverhandlungen schliesst die Tauschbörse am 9. Juli 2000 jedoch bereits wieder.
Juli: Mit dem RIM 850 erscheint das erste mobile Gerät im Pager-Format. Es verfügt bereits über die BlackBerry-typischen Austattungsmerkmale wie Qwertz-Keyboard und Trackwheel.

2000: Die Dotcom-Blase platzt

Januar: Bill Gates ernennt Steve Ballmer als seinen Nachfolger zum Microsoft-CEO. März: Um die Jahrtausendwende boomt die IT-Branche. Im Internet entstehen zahlreiche Start-ups. Handys und Internet werden erschwinglich. Das Volk kauft reihenweise Wertpapiere. Mitte März erreicht der Neue Markt Nemax 50 das Allzeithoch. Doch bald wird klar, dass die Unternehmen der New Economy ihre Gewinnversprechen nicht einhalten können. Die Kurse sinken, Aktieninhaber verkaufen ihre Papiere, die Dotcom-Blase platzt. Mai: Der I-love-you-Virus verbreitet sich explosionsartig per E-Mail und verursacht weltweit Schäden in Milliardenhöhe.
Oktober: Das Nokia 7110 ist das erste WAP-fähige Handy. Dezember: Im Gegensatz zu den Milliarden-Einnahmen durch UMTS-Lizenzversteigerungen in Deutschland, backt die Schweiz kleinere Brötchen. Weil sich kurz vor der Auktion fast alle ursprünglich interessierten Provider zurückziehen, können die verbliebenen alle vier Lizenzen unter sich aufteilen. Zum Handkuss kommen Swisscom, Sunrise, Orange und Telefonica/Team 3G. Letztere haben sich inzwischen wieder aus der Schweiz zurückgezogen. Die alten Lizenzen müssen jetzt erneuert werden, die vierte Mobilfunk-generation LTE steht vor der Tür. Noch 2010 wird die nächste Versteigerung ausgeschrieben und im ersten Halbjahr 2011 von der ComCom durchgeführt. Die neu ersteigerten Frequenzen gelten ab 1. Januar 2013 (GSM) bzw. 2016 (UMTS).

2001: Musik kaufen statt klauen

Januar: Apples Multimediaplayer iTunes geht an den Start, Musik wird erstmals erfolgreich verkauft statt raubkopiert. Mai: HP übernimmt Compaq, es entsteht ein IT-Riese mit 87 Milliarden US-Dollar Jahresumsatz. August: Swisscom startet das Projekt «Schulen ans Internet» und bietet allen interessierten Teilnehmern einen kostenlosen Internetzugang. Vier Jahre nach dem Start der Initiative verbindet Swisscom mit dem Collège de la Cité in Chavornay (VD) die 4000. Schule mit dem Internet.
Oktober: Microsoft stellt Windows XP vor. Das Betriebssystem vereint die beiden Linien von Windows 9x und NT/2000 und präsentiert eine komplett überarbeitete Benutzeroberfläche. Ohne hauseigene Konkurrenz steigt es zur meistverkauften Windows-Version aller Zeiten auf.

2002: Supercooler Tablet-PC

März: Apple stellt seinen ersten iPod mit einer 5-GB-Festplatte vor. Die iPods gehören heute zu den meistverkauften portablen Medienplayern. Mai: Am 7. Mai gibt Microsoft die Übernahme der dänischen Navision bekannt und bietet seitdem ERP-Produkte an. Der Name Navision bleibt noch weitere sechs Jahre erhalten, bis die Redmonder ihre ERP-Linie 2008 in Microsoft Dynamics umtaufen.
Juni: Acer präsentiert mit dem Travelmate C100 den ersten Tablet-PC der Welt. Ausgerüstet mit der Windows XP Tablet PC Edition, erkennt das Gerät handgeschriebenen Text. Im November demonstriert Bill Gates das neue Betriebssystem an der Comdex in Las Vegas und findet Tablet-PCs supercool. November: Für drahtlose Onlinezugänge an öffentlichen Orten nimmt die Swisscom ihre ersten WLAN-Hotspots in Betrieb.

2003: Sprung ins zweite Leben

Januar: Weltpremiere in der Schweiz: In Anières (GE) dürfen die Stimmbürger erstmals im Internet abstimmen. Es geht um ein Referendum gegen einen Kredit für die Sanierung von Gebäuden in Gemeindebesitz. 44% der Stimmen werden online abgegeben. Juni: HDMI wird als digitale Schnittstelle für Audio- und Videodaten in der Unterhaltungselektronik standardisiert.
Juni: Die virtuelle 3D-Welt «Second Life» wird gegründet und erlebt anfänglich einen riesigen Hype, der wenig später wieder abklingt. Juli: Mit MySpace geht das erste soziale Netzwerk online. Es ermöglicht Nutzern, kostenlose Benutzerprofile mit Fotos und Videos zu versehen. Im Gegensatz zu anderen Netzwerken liegt der Schwerpunkt bei MySpace ganz klar auf der Musik: Prominente und weniger prominente Bands platzieren Songs auf ihren Seiten und versuchen so, diese via Web bekannt zu machen. Das heute wesentlich grössere Facebook startet über ein halbes Jahr später, im Februar 2004.
August: Die beiden durch das Tauschnetzwerk Kazaa bekannt gewordenen Programmentwickler Niklas Zennström und Janus Friis entwickeln den kostenlosen Internettelefonierer Skype.

2004: Bloggen statt Surfen

Februar: Der Open-Source-Webbrowser Firefox 1.0 wird veröffentlicht. Innert kurzer Zeit steigt der Browser zum zweitmeistgenutzten Webbrowser auf. Heute teilen sich Internet Explorer und Firefox quasi den Markt.
September: Jederzeit und überall mit dem Internet verbunden: Swisscom lanciert Mobile Unlimited und wird für dieses Produkt im Februar 2005 mit dem Global Mobile Award ausgezeichnet. Dezember: Der US-amerikanische Wörterbuchverlag Merriam-Webster wählt «Blog» zum Wort des Jahres. Zahlreiche Internettagebücher schiessen aus dem Boden. Nur wenige erreichen hingegen welt- oder zumindest landesweite Aufmerksamkeit. Eine Ausnahme ist die Huffington Post, ein Polit-Blog, der im Mai 2005 online geht. Die Autorin, Arianna Huffington, wird vom Time Magazine auf der Liste der 100 einflussreichsten Personen geführt.

2005: Der Volkslaptop

Januar: Am Weltwirtschaftsforum in Davos wird die Initiative «One Laptop Per Child» ins Leben gerufen. Ein Flop: Der Start verzögert sich, der ursprünglich anvisierte Preis von 100 Dollar pro Gerät erweist sich als unrealistisch, die Bestellungen bleiben aus.
Februar: Google startet Online-Maps, ein Routenplaner mit Karten- und Luftbildansicht. Ein Jahr später erscheint Google Earth. Mithilfe der Maus fliegen Nutzer kreuz und quer über den Globus und zoomen Ferienparadiese oder Stadtaufnahmen heran. Im Jahr 2009 folgt der bislang letzte Schritt: Google veröffentlicht das umstrittene Street View in der Schweiz, mit realen Bildern von vorher abfotografierten Strassen. Mai: Die chinesische Lenovo Group kauft IBMs PC-Sparte für einen Gesamtwert von etwa 1,75 Milliarden Dollar. Während den nächsten zwei Jahren produziert das Unternehmen noch unter dem Namen IBM. Das erste Gerät heisst Thinkpad T60.

2006: Die Schweiz wird mobil

Februar: Als erster Schweizer Provider nimmt Swisscom ihr HSPA-Netz für das mobile Surfen mit dem Handy in Betrieb. Zunächst erreichen Nutzer eine Maximalgeschwindigkeit von bis zu 1,8 Mbit/s. Mittlerweile sind Tempi bis 14,4 Mbit/s möglich, wenn das Mobiltelefon über die passende Schnittstelle und eine gute Antenne verfügt. Demnächst macht Swisscom Feldversuche mit der nächstem Mobilfunkgeneration LTE (4G). Diese soll bis 150 Mbit/s erreichen.
März: Microsoft und Intel lancieren unter der Bezeichnung Ultra-Mobile PC eine neue Geräteklasse von tragbaren Computern, der sich als Flop erweist. Einen ähnlichen Versuch machte Sony bereits 2004 mit der Vaio-U-Serie, die allerdings in Europa nie auf den Markt kam und nur in Asien verkauft wurde. Dezember: Nintendo präsentiert seine TV-gebundene Videospielkonsole Wii und überrascht mit einem bewegungsempfindlichen Controller in Form einer kleinen Fernbedienung.

2007: iPhone-Hysterie

Januar: Microsoft stellt Windows Vista vor. Das Betriebssystem kann sich am Markt jedoch nicht wirklich etablieren, obwohl es sich in den ersten zwei Monaten mit 20 Millionen Exemplaren besser verkauft als der Kassenschlager XP in seinen ersten zwei Monaten. April: Fünfzehn Jahre nach dem liberalisierten Gerätekauf fällt mit der Revision des Fernmeldegesetzes auch die letzte Meile. Drittanbieter können das letzte Stück Kupferdraht bei der Swisscom zum Selbstkostenpreis mieten und ihren Kunden weiterverrechnen. Da es sich um eine Ex-Post-Regulierung handelt, kann die ComCom nicht von sich aus Preise festlegen, sondern muss auf Klagen der Swisscom-Konkurrenten warten. Mai: Swisscom expandiert nach Italien und übernimmt für 6,9 Milliarden Franken 82,4 Prozent des Breitbandanbieters Fastweb. Dessen Know-how will Swisscom vor allem bei Bluewin-TV einsetzen. Das Angebot soll günstiger und stabiler werden.
Juni: Am 9. Januar stellt Apple den ersten Prototyp des iPhones der Öffentlichkeit vor und löst damit einen bisher nie da gewesenen Hype aus. Als das iPhone am 29. Juni in den USA in die Läden kommt, campieren die Käufer vor der Tür, um ein Gerät zu ergattern. Heute besitzt jeder zehnte Schweizer ein iPhone. November: Mit dem E-Book-Reader Kindle läutet Amazon das elektronische Zeitalter der Literatur ein.

2008: Yahoo sagt nein

Januar: Mit dem Asus Eee PC 700 erscheint das erste Netbook in Europa. Die anfänglichen Bildschirmdiagonalen von 7 Zoll sind inzwischen verschwunden. Heute messen diese bis zu 11,6 Zoll und nähern sich damit immer mehr kleinen Notebooks an. Der schwächere Atom-Prozessor und das fehlende optische Laufwerk gehören noch zu den einzigen Unterschieden zwischen den beiden Geräteklassen. März: Nach langem Kampf um die DVD-Nachfolge gibt Toshiba das Ende der Entwicklung und Produktion seiner HD-DVD-Technologie bekannt und überlässt Blu-ray das Feld. Mai: Nach dreimonatigem Tauziehen zieht Microsoft sein 44 Milliarden hohes Übernahmeangebot für den Internetkonzern Yahoo zurück. Trotz eines nochmals erhöhten Angebots liess sich Yahoo nicht zum Deal bewegen. Mit der Akquisition wollte der Software-Gigant die Dominanz seines Rivalen Google bei Onlinesuche und Internetwerbung brechen.
September: T-Mobile stellt in New York das erste Google-Handy auf Basis der Android-Plattform vor. Das Gerät sieht von Weitem dem iPhone sehr ähnlich und wird vom taiwanesischen Handy-Hersteller HTC gebaut.

2009: Missglückte Fusion

Oktober: Mit Windows 7 lanciert Microsoft das wohl wichtigste Betriebssystem in seiner Geschichte. Da Windows Vista die Erwartungen komplett verfehlte, darf Windows 7 nicht wieder floppen und muss unbedingt die meistverbreitete Windows-Version XP ablösen. Oktober: Die wichtigsten Akteure am Schweizer Glasfasermarkt einigen sich am runden Tisch der ComCom auf einheitliche Standards. Somit werden die grössten technischen Schranken zum Ausbau des Glasfasernetzes beseitigt. Drei Monate später geben die Swisscom und das Elektrizitätswerk Zürich ihre Kooperation bekannt. Der Marktführer kann seine Vorstellungen zu 100 Prozent durchsetzen. November: Orange und Sunrise kündigen ihre Fusion an. Das neue Unternehmen soll im Schweizer Markt ein Gegengewicht zum Swisscom-Monopol bilden. Knapp fünf Monate später schiebt die Wettbewerbs-behörde dem Deal einen Riegel vor und verweigert den Zusammenschluss. Wie die Firmen auf den Entscheid reagieren, ist noch unklar. Mit hoher Wahrscheinlichkeit legen sie Rekurs beim Bundes-verwaltungsgericht ein.

2010: Fortsetzung folgt...

Januar: Apple bringt 19 Jahre nach dem NCR Notepad sein iPad (Bild 65) auf den Markt. Innert vier Wochen nach der US-Markteinführung setzt der Konzern über eine Million Geräte ab. Das iPad sieht aus wie ein grosses iPhone und läuft mit dem gleichen Betriebssystem. Neu ist die Applikation eBooks. Darüber will Apple elektronische Bücher und Zeitschriften zum Kauf anbieten. Mai: Verschiedene Anbieter lancieren am 1. Mai die SuisseID. Sie eignet sich, um sich im Internet zu identifizieren sowie elektronische Dokumente rechtsgültig zu unterzeichnen. Zirka zwei Millionen Bürger von 350 Gemeinden in 22 Kantonen können sich ab sofort mit der SuisseID an den Behörden-Websites anmelden und zum Beispiel eine Fristerstreckung für die Steuererklärung beantragen, eine Tageskarte erwerben oder einen Raum reservieren.
September: Die Computerworld feiert ihren 25. Geburtstag. Am 9. September 1985 erschien die Pilotausgabe, ab 18. November die erste reguläre Zeitschrift. Heute kommt die «Schweizer ICT-Plattform» alle 14 Tage im Magazinformat heraus.
Manuela Amrein, Reto Vogt



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