Tanzende Tröpfchen 24.06.2015, 15:41 Uhr

Schweizer Forschung für das Labor der Zukunft

So wie Transistoren immer kleiner werden, sollen auch Labore schrumpfen und letztlich auf einen Chip passen. Um winzigste Mengen an Flüssigkeit kontrolliert zu bewegen, gehen die Forscher der ETH Zürich mit Schallwellen ans Werk.
Heutige Laborexperimente sind meist recht verschwenderisch. Da werden Flüssigkeiten in Reaktionsgefässen zusammengemischt, um beispielsweise diagnostische Tests durchzuführen. Eigentlich bräuchte es dafür nur wenige Nanoliter. Mit der Miniaturisierung wäre ein höherer Durchsatz mit geringerem Materialverbrauch möglich. Für das Bestreben, ganze Experimente auf die Grösse eines Chips zu komprimieren, was auch als «Lab on a Chip» beschrieben wird, ist eine Frage zentral: Wie lassen sich winzige Flüssigkeitsmengen oder einzelne Zellen kontrolliert bewegen, zusammenführen und nach Ablauf des Experiments auswerten? Ivo Leibacher und Peter Reichert, Doktoranden am Institut für Mechanische Systeme der ETH Zürich, haben unter der Leitung von ETH-Professor Jürg Dual ein System entwickelt, um winzige Mengen an Flüssigkeit präzise zu bewegen. Das Prinzip beruht auf der sogenannten Akustophorese. Dabei setzen die Schweizer Forscher eine stehende Ultraschallwelle ein. Wässrige Lösungen bewegen sich dabei durch eine Trägerflüssigkeit aus Öl auf einem Siliziumglas-Chip. Die Tropfen mit einem Durchmesser von 50 bis 250 Mikrometer können sich dabei nicht mit der Trägerflüssigkeit vermischen und auch nicht verdunsten. «In dieser Grössenordnung sind solche Tröpfchen sehr stabil, weil die Oberflächenspannung sie zusammenhält», erklärt Leibacher. Hin zum Knotenpunkt Legen die Wissenschaftler die stehende Ultraschallwelle an, bewegen sich die Tröpfchen in den Knotenpunkt der stehenden Welle. Geben sie beispielsweise zwei verschiedene Tröpfchen von beiden Seiten in den Kanal, können die Forscher sie kontrolliert verschmelzen lassen. Auch liessen sich durch Änderung der Frequenz bestimmte Tropfen, die beispielsweise ein Leuchtsignal aufweisen, in einen abzweigenden Kanal lenken und so aussortieren, um sie anschliessend zu analysieren. «Ein Vorteil unserer Technologie ist, dass sie sehr biokompatibel und vielfältig einsetzbar ist», sagt Reichert. Beispielsweise würden bei manchen bisherigen Methoden, mit denen Wissenschaftler einzelne Zellen auf kleinem Raum manipulieren, die Zellen Schaden nehmen. Und die Methode liesse sich gleichermassen für Zellen wie für DNA, Reagenzien und Chemikalien einsetzen. «Wir hoffen, dass diese Technologie ein nützlicher Bestandteil von Laborgeräten wird, die Experimente im Hochdurchsatz bei minimalem Verbrauch erlauben», sagt Leibacher. Die Forscher haben die Methode zum Patent angemeldet und nun auch in der Fachzeitschrift «Lab on a Chip» veröffentlicht. 



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