03.05.2016, 14:45 Uhr

Swisscom verliert erstmals Mobile-Kunden

Erstmals in der Swisscom-Geschichte verlor man Mobile-Kunden. Man spüre die Marktsättigung, sagte CEO Urs Schaeppi dazu.
Die Swisscom stösst im Schweizer Mobilfunk an die Decke. Erstmals in der Firmengeschichte musste der Platzhirsch im ersten Quartal 2016 einen Rückgang der Kunden hinnehmen. Nicht nur Prepaid- sondern auch lukrative Abokunden wanderten ab. Insgesamt habe man seit Ende Dezember 10'000 Mobilfunkkunden verloren, teilte die Swisscom am Dienstag in ihrem Quartalsbericht mit. Davon seien 9000 Abokunden und 1000 Prepaidnutzer. Ende März 2016 zählte der "Blaue Riese" noch 6,615 Mio. Mobilfunkkunden. "Wir spüren beim Mobilfunk die Marktsättigung", sagte Konzernchef Urs Schaeppi am Dienstag in einer Telefonkonferenz. Der Gesamtmarkt in der Schweiz wachse nicht mehr. Im vergangenen Jahr 2015 sei die Zahl der SIM-Karten aller vier Mobilfunkanbieter Swisscom, Sunrise, Salt und UPC Cablecom in der Schweiz um 84'000 auf 11,096 Millionen gesunken. Die Swisscom konnte dabei ihren Marktanteil von knapp 60 Prozent verteidigen.

Weniger SIM-Karten

Es gebe bei den Kunden einen Trend, die Zahl der SIM-Karten zu verringern, sagte Finanzchef Mario Rossi vor Finanzanalysten laut der Nachrichtenagentur AWP. Das geschieht zum Beispiel, indem sie eine Karte für mehrere Geräte verwenden. Seit Ende Dezember schrumpfte der Durchschnittsumsatz pro Kunde und Monat (ARPU) von 37 auf 36 Franken. Grund dafür sei vor allem die Senkung der Tarife für die Benutzung des Handys im Ausland. Diese Senkung dürfte im laufenden Jahr wie bereits 2015 rund 100 Millionen Franken kosten. Die Preissenkung bewog die Leute dazu, ihr Handy oder Tablet im Ausland mehr zu verwenden. Seit der Verbilligung vor einem Jahr würden die Leute viermal mehr Daten senden, dreimal mehr SMS schicken und doppelt so viel telefonieren, sagte Schaeppi. Fastweb gibt Vollgas Angesichts der zunehmenden Sättigung in der Schweiz sucht die Swisscom Wachstum im Ausland. Bis 2020 wolle die italienische Breitbandtochter Fastweb rund 13 Mio. Haushalte und Geschäfte im südlichen Nachbarland mit Bandbreiten von bis zu 200 Megabit pro Sekunde (Mbit/s) erschliessen. Dazu muss Fastweb kräftig Gas geben. Derzeit hat das Mailänder Unternehmen 2,241 Mio. Breitbandkunden. Das sind 5,5 Prozent mehr als vor einem Jahr.

Mehr Gewinn

Insgesamt ist die Swisscom gut ins neue Jahr gestartet. Bei einem praktisch stabilen Umsatz erzielte der grösste Telekomkonzern der Schweiz einen Betriebsgewinn vor Abschreibungen und Amortisationen (EBITDA) von 1,081 Mrd. Franken. Das sind 2,9 Prozent mehr als im Vorjahr. Unter dem Strich wuchs der Reingewinn um 3,7 Prozent auf 364 Mio. Franken. Als Grund für die Gewinnsteigerung nannte der Schaeppi geringere Kosten für Kundengewinnung und Netzunterhalt in der Schweiz. Zudem hätten im Vorjahr Währungsverluste das Ergebnis stärker belastet. Überdies habe Fastweb mehr Betriebsgewinn eingefahren. Der Umsatz der Swisscom sank ganz leicht um 0,3 Prozent auf 2,885 Mrd. Franken. Damit hat der Konzern beim Gewinn die Erwartungen der Analysten leicht übertroffen. An der deutlich schwächeren Schweizer Börse gewann die Aktie bis gegen 12.45 Uhr um 0,9 Prozent.

Schaeppi: «Solide unterwegs»

«Wir sind solide unterwegs. Angesichts der schwierigen Marktbedingungen bin ich mit dem Geschäftsverlauf zufrieden», erklärte Schaeppi: «Wir konnten bei Swisscom TV, Breitbandanschlüssen und Fastweb viele Kunden gewinnen, der Umsatz blieb nahezu stabil und der EBITDA stieg dank tieferen Kosten.» Im Fernsehgeschäft stieg der Bestand an TV-Anschlüssen trotz der Konkurrenz durch Kabelnetzbetreiber innert Jahresfrist um 166'000 auf 1,37 Millionen. Im Festnetz konnte das Wachstum bei den TV- und Breitbandanschlüssen die Reduktion bei den Festnetz-Telefonanschlüssen um 153'000 mehr als kompensieren. Die Swisscom erwartet für das Gesamtjahr 2016 unverändert einen Nettoumsatz von über 11,6 Mrd. Franken und einen EBITDA von rund 4,2 Mrd. Franken.



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