30.09.2014, 15:00 Uhr

Staatliche Hilfe gegen den Fachkräftemangel?

Eine SP-Ständerätin und ein SVP-Nationalrat wollen, dass der Staat die berufliche Grundbildung für Erwachsene unterstützt. Ob das aber die Problematik des Fachkräftemangels in der ICT löst, ist fraglich.
Anita Fetz (rechts) und Felix Müri (links) möchten, dass sich der Staat an Kosten der beruflichen Grundbildung für Erwachsene beteiligt
Fachkräftemangel ist nicht nur in der Schweizer ICT ein Problem, auch in anderen Berufsgruppen ist qualifiziertes Personal Mangelware. SP-Ständerätin Anita Fetz und SVP-Nationalrat Felix Müri glauben, eine Lösung gefunden zu haben. Sie fordern mit einer Motion und einer parlamentarischen Initiative, dass der Staat künftig die berufliche Grundbildung für Erwachsene unterstützt. Die Idee: Pro Jahr soll der Bund höchstens 50 Millionen Franken, die Kantone insgesamt höchstens 33 Millionen Franken in einen Fonds einzahlen. Daraus sollen während vier Jahren die Bildungskosten sowie der Erwerbsersatz der erwachsenen Lehrlinge bezahlt werden, wenn sie vor einer Prüfungsphase ihr Arbeitspensum reduzieren müssen. Auch die Kosten für die nötige Informationskampagne und Massnahmen, damit die Ausgebildeten nach Abschluss eine Stelle finden, sollen darin enthalten sein. Das Geld solle der Bund solle aus dem bereits bestehenden, aber kaum genutzten Fonds für innovative Projekte der Berufsbildung nehmen, sagte Fetz dem Tages-Anzeiger.

620 000 Personen ohne Bildungsabschluss

Unterstützung für ihre Idee wollen Fetz und Müri laut eigener Aussage in allen Parteien gefunden haben. Von den sieben SVP-Nationalräten, die in der Bildungskommission sitzen, hätten fünf die parlamentarische Initiative mitunterzeichnet, sagte «Müri» dem «Tagi». Die Linke dürfte von der Idee ohnehin mehrheitlich begeistert sein. Das Potenzial wäre da: Jede siebte erwerbstätige Frau und jeder zehnte erwerbstätige Mann hat weder eine Matur gemacht noch eine Lehre abgeschlossen, schreibt der «Tages-Anzeiger». Insgesamt würden in der Schweiz fast 620 000 Personen zwischen 25 und 64 Jahren leben, die über keinen Bildungsabschluss auf der Sekundarstufe II verfügen.

Motivationsprobleme?

Bloss: bringt diese Initiative etwas? Bekanntlich ist der Fachkräftemangel in den MINT-Berufsgruppen mit am Grössten. Das sind allesamt Berufe, die einiges an Aufwand benötigen, um sie erlernen zu können. Es ist darum fraglich, ob eine Person, die erst mit 25 Jahren erkennt, dass sie eine berufliche Ausbildung braucht, die Fertigkeiten mitbringt, die es für den erfolgreichen Abschluss einer MINT-Ausbildung braucht. Und Unternehmen sind auf Nachfrage der Computerworld auch nicht begeistert davon, ihre Lehrplätze Erwachsenen zur Verfügung zu stellen. Man wolle das zwar nicht kategorisch ausschliessen, biete die Möglichkeit aber lieber den 16-20-Jährigen, die noch keine Möglichkeit auf eine Erstausbildung hatten.



Das könnte Sie auch interessieren