21.02.2017, 16:31 Uhr

SNF lanciert nationales Forschungsprogramm «Big Data»

Der Schweizerische Nationalfonds SNF gibt den Startschuss zum nationalen Forschungsprogramm «Big Data». 36 Projekte befassen sich mit wissenschaftlichen, technischen und gesellschaftlichen Fragen im Umgang mit grossen Datenmengen.
Sensoren, Satelliten, Smartphones - ständig entsteht eine Unmenge an Daten und Messwerten, die neue Chancen bieten, bisher unbekannte Zusammenhänge aufzudecken und Muster zu erkennen. Wir leben längst in der Ära der «Big Data», der riesigen Datenmengen, die die Digitalisierung mit sich gebracht hat. Um die Kompetenzen der Schweiz rund um «Big Data» zu erweitern, lanciert der Nationalfonds ein nationales Forschungsprogramm (NFP75) mit einem Budget von 25 Millionen Franken, wie der SNF am Dienstag mitteilte. Aus 172 Anträgen wurden 36 Projekte ausgewählt, die ab diesem Jahr an 15 Schweizer Hochschulen durchgeführt werden.  
Dabei geht es um drei Themenfelder: das Erarbeiten von neuen Methoden der Datenanalyse, ethische und juristische Fragen, die im Zusammenhang mit «Big Data» entstehen sowie konkrete Anwendungen für Industrie und öffentlichen Sektor.

Datenhungrige Forschungsprojekte

An einem Projekt, das für Suchmaschinen, soziale Medien oder den E-Commerce-Bereich interessant sein könnte, arbeitet künftig Thomas Hofmann der ETH Zürich. Durch neue Verfahren des «Deep Learnings» soll eine Software den Inhalt von Sätzen – unabhängig von Wortwahl und Satzbau – verstehen können. Eine solche Technologie könnte direkt in Dialogsysteme einfliessen, die heute bereits in Smartphones oder im Internet im Einsatz sind. Generell setzen Firmen im Geschäftsbereich zunehmend neue Technologien ein, was zwangsläufig ethische und rechtliche Fragen aufwirft. «Big Data»-Analysen könnten in der Personalführung zwar dabei helfen, die Leistung der Mitarbeiter besser zu kontrollieren, gleichzeitig berge dies die Gefahr eines Vertrauensverlusts, heisst es im Projektbeschrieb von Antoinette Weibel der Universität St. Gallen. Im Rahmen des Forschungsprogramms untersucht sie diese Problematik und ermittelt «Best Practices» in Schweizer Unternehmen. Ein weiteres Projekt setzt bei den Verkehrssystemen an: Die elektronischen Spuren von Swisscom-Abonnenten sollen Aufschluss über die Nutzung von städtischen Strassen und Schienen geben. Die Analyse der Daten soll dazu beitragen, Verkehrssysteme zu optimieren und einen Ansatz mit unterschiedlichen Transportpreisen zu entwickeln.

Die Frage nach der Sicherheit

Gemäss Christian S. Jensen, Präsident der Leitungsgruppe von NFP75, sorgt «Big Data» heutzutage für grossen Wirbel, weil die Menge der Daten explodiert und geschätzte 90 Prozent davon in den letzten zwei Jahren erfasst wurden. Hinzu komme die Leistungsfähigkeit neuer Rechner. «Dadurch können wir Daten für soziale und geschäftliche Zwecke ausnützen», wird Jensen auf der Webseite des Forschungsprogramms zitiert. Trotz aller Vorteile, welche die Analyse der Datenberge bietet, stellen die Bereiche der Verwaltung und die Eigentumsrechte der Daten auch grosse Herausforderungen dar. «Daten sind wertvoll und ihr Wert steigt mit zunehmender Verbreitung. Deshalb muss die Gesellschaft das richtige Gleichgewicht zwischen Datenaustausch und Datenschutz finden», sagt der Professor der Universität Aalborg. Die GPS-Daten eines Autos könnten die Verkehrssteuerung einerseits massgeblich erleichtern, andererseits könnten sie ausgenutzt werden, um das Verhalten einer Lenkerin oder eines Lenkers unter die Lupe zu nehmen. «Entscheidend ist, dass Politik und Justiz in der Lage sind, Gesetze und Verordnungen schnell anzupassen, damit wir ‹Big Data› effektiv und ohne negative Folgen nutzen können». Die ersten Ergebnisse des Forschungsprogramms «Big Data» sollen 2019 veröffentlicht werden, bis 2021 sollen die Forschungsarbeiten abgeschlossen sein. 2022 wird schliesslich ein Synthesebericht folgen, schreibt der Schweizerische Nationalfonds.



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