Seco-Affäre 02.05.2014, 11:47 Uhr

zweite IT-Firma unter Korruptionsverdacht

Die Bundesanwaltschaft hat im Zusammenhang mit der Korruptionsaffäre im Seco ein weiteres Strafverfahren eröffnet. Im Fokus dürfte dabei die Berner IT-Firma System Connect stehen.
Die Staatsanwaltschaft hat im Seco-Skandal eine weitere Untersuchung begonnen. Im Fokus dürfte der Inhaber der Firma System Connect stehen
Als die Seco-Affäre bekannt wurde, fokussierte sich das Interesse der Öffentlichkeit auf die Zuger IT-Firma Fritz & Macziol. Die Folge waren Kundenabgnge und ein grosser Reputationsschaden. Gegen drei ehemalige F & M-Kadermitglieder ermittelt die Bundesanwaltschaf mittlerweile, die Firma wird es in der Schweiz bald nicht mehr geben.  Der «Tages-Anzeiger», der die Seco-Affäre ins Rollen brachte, schrieb allerdings noch von einer zweiten Firma, die möglicherweise illegal mit dem Seco geschäftet hatte. Diese Firma wurde seither nur beiläufig erwähnt, Fritz & Macziol beanspruchte das öffentliche Interesse für sich. Gestern aber hat die Bundesanwaltschaft Ermittlungen gegen eine zweite Firma aufgenommen, die in die Seco-Affäre involviert ist. Gemäss Recherchen von Computerworld handelt es sich dabei mit grösster Wahrscheinlichkeit um die Berner IT-Firma System Connect.

Whistleblower beschuldigen System Connect

System Connect erhielt vom Seco im Oktober des letzten Jahres einen Auftrag über 6,1 Millionen Franken für die fachtechnische Beratung und IT-Support für Intel-Plattformen Client/Server sowie Spezialapplikationen VMware, CA Client/Server Management, CA ARCserve. Dabei handelt es sich um einen Auftrag, der vom gleichen Seco-Mitarbeiter vergeben wurde, gegen den die Staatsanwaltschaft wegen Korruptionsvorwrfen gegen Fritz & Macziol ermittelt. Der Firmeninhaber von System Connect, D. H.*, wird dabei laut «Tagi» vom unter Korruptionsverdacht stehenden Seco-Ressortleiter F.* in Gesprächen mit ehemaligen Mitarbeitern von Fritz & Macziol erwähnt. Wie auch die F & M Verantwortlichen soll H. gemäss den Aufzeichnungen einen Vertragszusatz von 12 Prozent besessen haben, der über eine bestimmte Vertragssumme hinaus berechnet wird. H. und der Seco-Ressortleiter sollen sich aus Militärzeiten kennen und persönlichen Kontakt pflegen, erzählten mehrere Quellen dem «Tages-Anzeiger». Was dazu führt, dass beispielsweise die Webseite einer spanischen Feriensiedlung, an der F. beteiligt ist, über den Server von H laufen soll. Eine Quelle äusserte zudem den Verdacht, dass System Connect im Seco auch Leistungen erbringen konnte, die gar nicht nötig gewesen wären. Zwei Programme von verschiedenen Herstellern seien installiert worden, die genau den gleichen Zweck erfüllt hätten. Die Doppelspurigkeit habe das System dabei nicht besser, sondern komplizierter gemacht und System Connect verrechnete den Mehraufwand dem Seco. System Connect soll massgeblich vom Seco abhängig sein, äusserte sich dazu auf Nachfrage aber nicht. Zudem soll gemäss mehreren Quellen H. dem Seco-Ressortleiter ein Auto finanziert oder sich zumindest finanziell daran beteiligt haben.

Keine Antworten

In den letzten Monaten versuchte Computerworld mehrmals, H. an seinem Arbeitsplatz zu erreichen. Jedes Mal hiess es, er «sei momentan nicht im Haus und man solle eine Mail schreiben.» Die Email-Anfragen wurden von H. jedoch nie beantwortet, auch seine Angestellten äusserten sich nicht. Im Zusammenhang mit der Seco-Affäre untersucht die Staatsanwaltschaft mittlerweile acht Personen: Drei ehemalige F&M-Angestellte, den Seco-Ressortleiter, einen Treuhänder, zwei Zürcher Beamte (die gemssUntersuchungen von Kanton und Stadt unschuldig sind) und neu auch H. * Computerworld sind alle Namen bekannt, für alle Beteiligten gilt die Unschuldsvermutung.



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