03.07.2013, 10:30 Uhr

Schweizer ziehen Konsequenzen aus NSA-Affäre

Jeder vierte Schweizer will sein Online-Verhalten bei der Nutzung von Facebook, Skype & Co ändern, weil die Gefahr besteht, von der NSA überwacht zu werden. Diese Vorsichtsmassnahmen werden aber nur wenig bringen.
NSA-Chef Keith Alexander sorgt momentan für viele Schweizer Sorgenfalten
Spätestens seit das Nachrichtenmagazin Spiegel in der aktuellen Ausgabe berichtet, dass die NSA alleine in Deutschland jeden Monat rund eine halbe Milliarde Kommunikationsverbindungen speichert wird offensichtlich, mit welcher Sorgfalt und Sturheit die US-Spionagebehörde ihr Ziel der globalen Überwachung verfolgt. Zahlen für die Schweiz gibt es nicht, doch es gibt keinen Grund anzunehmen, dass NSA-Chef Keith Alexander unser Land «verschont». Das würde seinen Charakterzügen zuwiderlaufen. Ihm, der sich in der US-Army hochgedient hat und schon 2008 bei einem Geheimdienstausschuss die Briten gefragt haben soll, «warum wir eigentlich nicht alle Signale immer abfangen können». Ein Jahr später wollten die USA die Antwort darauf selber geben und gründeten «Cyber Command», eine militärische Behörde, die sich mit den Möglichkeiten der elektronischen Kriegsführung, des Cyberwars und der Internet-Sicherheit auseinandersetzt. Chef wurde Keith Alexander.  Die Umtriebigkeiten von Alexander und Konsorten machen auch der Schweizer Bevölkerung sorgen, wie nun eine Studie von Comparis.ch herausfand. Von 1211 Schweizern gaben 64 Prozent an, dass sie die Methoden der USA und Grossbritannien ablehnen, die mit Tempora ein hnliches berwachungsprogramm durchfhren. Je älter die Befragten, desto kritischer würden sie  mit dem Abhör- und Schnüffelprogramm ins Gericht gehen, sagt die Studie. Immerhin ein Viertel der Teilnehmer befürwortet die staatliche Online-Überwachung aber auch.

Etwas sagen, etwas anderes tun

Trotz aller Kritik fühlen sich zwei Drittel der Befragten nicht persönlich betroffen. «Die meisten glauben, dass sie im Internet lediglich unbedenkliche Banalitäten preisgeben, die sowieso keinen Geheimdienst interessieren. Darum tolerieren sie es, online ausgespäht zu werden. Anders ausserhalb der digitalen Welt: Würden Geheimdienste in ihre Wohnung eindringen oder ihre Briefpost lesen, wäre die Empörung sicherlich um ein Vielfaches grösser», sagt Comparis-Telecom-Experten Ralf Beyeler. 25 Prozent der Befragten möchten in Zukunft ihr Online-Verhalten ändern und genauer überlegen, welche Daten sie im Internet austauschen und veröffentlichen. «Man greift hier zum Mittel der Selbstzensur. Mit Freiheit hat das nicht mehr viel zu tun», sagt Beyeler. Besonders rigoros ist diese Selbstzensur allerdings nicht, nur drei Prozent können sich vorstellen, auf Facebook und Skype zu verzichten. Zwei Prozent wollen ihre Nutzerkonten bei den betroffenen Anbietern tatsächlich löschen. Lesen Sie auf der nächsten Seite: Keine absolute Sicherheit

Keine absolute Sicherheit

Auch diese scheinbar endgültige Massnahme bietet aber keinen Schutz, zumindest sofern man sich weiterhin online bewegt, sagt Ralf Beyeler: «Im Internet gibt es keinen hundertprozentigen Schutz vor Datenspionen. Nutzer müssen sich klar sein: Daten können grundsätzlich mitgelesen werden.» Allerdings gebe es eine Reihe von Tricks, die den Schutz der eigenen Privatsphäre verbessern soll. «Nutzen Sie etwa E-Mail-Konten europäischer Anbieter wie Bluewin von Swisscom oder GMX anstelle Googles GMail oder Outlook.com. Zum Surfen bieten sich statt des Internet Explorers von Microsoft oder Chrome von Google stellvertretend Mozilla Firefox und Opera aus Norwegen an. Auch zur Suchmaschine Google gibt es Alternativen, und zwar startpage.com aus den Niederlanden, die verspricht, keine Nutzerdaten zu speichern», sagt Beyeler. Oft empfohlen, aber wenig hilfreich, sind Beyeler zufolge Verschlüsselungs-Technologien: «Die Geheimdienste sind in punkto Kryptographie auf dem neusten Stand. Zudem ist nicht auszuschliessen, dass Sicherheitsbehörden von Herstellern einen Generalschüssel erhalten». Wer sich online bewegt, muss also trotz aller Vorsichtsmassnahmen damit rechnen, dass er überwacht wird. Kommt der aktuelle Entwurf zum Schweizer Nachrichtendienstgesetz durch, müssen sich die Schweizer übrigens nicht mehr nur um ausländische Behörden sorgen. Dann wird auch der inländische Geheimdienst Anrufe, SMS oder Emails via Glasfaser überwachen dürfen.



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