SCHWEIZER TOP-CIOs 01.10.2005, 20:00 Uhr

Gruppenbild mit Dame

Dass der Posten des CIO bei Schweizer Grossfirmen hauptsächlich eine Angelegenheit von Männern ist, zeigt unser Überblick über 20 wichtige Informatik-Leiter. Lediglich Hoffmann-La Roche hat eine IT-Chefin.
Michael Shipton, Swisscom IT Services, CEO
2100 Mitarbeiter zählt die Dienstleistungsfirma der Swisscom, wovon gut 1000 damit beauftragt sind, die IT-Infrastruktur des grössten Carriers der Schweiz am Laufen zu halten. Als CEO von Swisscom IT Services, die mittlerweile ihre Brötchen auch mit Aufträgen von Drittfirmen verdient, ist Michael Shipton somit auch CIO von Swisscom. Grösste Aufgabe in dieser Funktion war in letzter Zeit die Konsolidierung der IT im gesamten Swisscom-Konzern. Die Verschmelzung von Telecom und IT sowie der Aufbau von IP-TV gehören zu den Knacknüssen der nächsten Jahre.
Helmut Elben, Georg Fischer, Leiter Konzernplanung und CIO im Nebenamt
Wie viele Schweizer Unternehmen ist auch die Schaffhauser Georg Fischer AG in die unterschiedlichen, sehr autonomen Firmengruppen GF Automotive, GF Piping Systems und GF Machine Tools gegliedert. Die operative IT - sie ist mit rund 70 bis 80 Millionen Franken budgetiert - ist ebenfalls dezentral organisiert, sodass Helmut Elben als Konzern-CIO «nur» eine strategische und koordinierende Funktion ausübt sowie die Outsourcing-Dienstleister steuert.
Rolf Olmesdahl, UBS, Leiter Geschäftsbereich IT
Als Leiter des Geschäftsbereichs IT des Global Wealth Management & Business Banking der UBS mit 3400 Mitarbeitern steht Rolf Olmesdahl einer der grössten Informatik-Abteilungen der Schweiz vor. Deren Mammutaufgabe der letzten Jahre war es, das Strategic Solution Program (SSP) umzusetzen. Hinter der Bezeichnung verbirgt sich nicht weniger als die Erneuerung des gesamten Kernsystems der UBS mit einem Investitionsvolumen von mehr als einer Milliarde Franken. SSP wird die IT-Abteilung der UBS auch weiter beschäftigen, wird doch die Nutzung des Programms in den USA und in Asien sowie in weiteren europäischen Ländern angestrebt. Zudem sollen die Beratersysteme global konsolidiert werden.
Marius Redli, BIT, Direktor
Seit der Gründung des Bundesamts für Informatik und Telekommunikation (BIT) am 1. Juli 1999 ist Marius Redli dessen Direktor. Mit 600 Mitarbeitern und einem Budget von 220 Millionen Franken erbringt das BIT Informatikleistungen für alle Departemente des Bundes und für die Kantone. Sozusagen als «CIO der Eidgenossenschaft» hat Redli die Zentralisierung der Bundesinformatik in den letzten Jahren begleitet. So wurden im BIT die Informatikfachleute von zwei Departementen, nämlich dem Finanz- (EFD) und Verkehrsdepartement (UVEK), und von fünf Rechenzentren zusammengeführt. In Zukunft soll das Bundesamt in den so genannten Flag-Status (Führen mit Leistungsauftrag und Globalbudget) überführt werden. Das heisst, dass das BIT die Dienstleistungen wie ein Unternehmen den Kunden in der Verwaltung anbietet und auch so verrechnet. Dabei wird sich das BIT in Zukunft auch gegen Konkurrenten aus der Privatwirtschaft behaupten müssen.
Frank Meyer, Swiss, Executive Vice President & CIO
Da die meisten Informatikleistungen von Swiss International Air Lines an EDS und Swisscom IT Services ausgelagert sind, zählt die Inhouse-IT-Abteilung «nur» 75 Mitarbeiter. Der Zusammenschluss der gegroundeten Swissair mit der Crossair zur Swiss zog eine Reihe von IT-Integrationsprojekten nach sich. Nach dem Verkauf der Swiss an die Lufthansa steht Frank Meyer ein weiteres Integrations-Projekt bevor. Zudem plant die mit einem Budget von rund 120 Millionen Franken ausgestattete IT-Abteilung die Migration auf ein neues Reservationssystem.
Rudolf Schwarz, Migros, CIO
Rudolf Schwarz zeichnet seit 1998 für die Informatik der Migros verantwortlich. Er ist zudem Leiter der Migros IT Services und Mitglied der Direktion. Wichtigstes Unterfangen im IT-Bereich des Schweizer Detailhandelsriesen war der Umbau und die Vereinheitlichung der Informatiklandschaft. Darunter fällt die Einführung von SAP für alle kommerziellen Anwendungsgebiete, von IBM Visual-Store im Kassenbereich und von Teradata in Sachen Datawarehousing und CRM. Dieser Konsolidierungsprozess soll künftig auf Bereiche wie Klubschulen, Immobilien und Dienstleistungsunternehmen der Migros ausgeweitet werden. Schliesslich ist der orange Riese dabei, die Möglichkeiten in Sachen Wireless- und RFID-Techniken auszuloten.
Andreas Dudler,ETH Zürich, Leiter der Informatikdienste
Seit 1996 leitet Andreas Dudler die Informatikdienste der ETH Zürich. Die 170 Mitarbeiter zählende Abteilung, die Teil der Infrastrukturbereiche der ETH ist, unterstützt die Kernaufgaben des Polytechnikums durch die Bereitstellung von Dienstleistungen in den Bereichen Informations- und Kommunikationstechnik. Das IT-Universum, das aus 10000 Arbeitsplatzrechnern und mehreren hundert Servern besteht, wird mit einem jährlichen Budget von 42,5 Millionen Franken unterhalten. Zu den Projekten der nächsten Zeit zählt die Umsetzung der in der ETH-World-Zwischenevaluation formulierten ICT-Gesamtstrategie.
Brent Glendening,Schindler, CIO
500 Mitarbeiter zählt die konzernweite IT-Abteilung von Schindler, der Brent Glendening, der auch Mitglied der Konzernleitung ist, als CIO vorsteht. Grösste Aufgabe des mit 1,8 Prozent des Umsatzes im Bereich Aufzüge ausgestatteten IT-Sektors war die Harmonisierung der Geschäftsprozesse in Europa auf Basis des One Single Client. In Zukunft wird ein Prozess für die globale Lieferkette (Supply Chain) aufgebaut.
Jim Barrington, Novartis, Corporate CIO
Der CIO von Novartis, Jim Barrington, ist für die gesamte IT-Infrastruktur und alle Datensysteme des Pharmariesen weltweit verantwortlich. Mit einem Informatik-Budget von rund 3,5 Prozent des Konzern-Umsatzes und 2300 Mitarbeitern zählte zu seinen wichtigsten Aufgaben der letzten Jahre die weltweite Standardisierung der Desktop-Hard- und Software und der unternehmensweite SAP-Rollout. Barrington, der seit Februar 2004 seine jetzige Position inne hat und seit Anfang 2002 für das Pharmaunternehmen tätig ist, vereinheitlichte die Backoffi ce-Infrastruktur und führte zentrale Software-Distribution sowie ein Life-Cycle-Management ein. In Zukunft liegt der Fokus auf der weiteren Optimierung der IT-Systeme, um ein effi zienteres Modell zur Entwicklung von Medikamenten zu unterstützen. Schliesslich soll jeder Novartis-Mitarbeiter - unabhängig von Tageszeit und Aufenthaltsort - weltweit autorisierten Zugriff auf die aktuellen Geschäftsinformationen haben.
Jennifer Allerton,Hoffmann-La Roche, CIO Pharma
Jennifer Allerton leitet als CIO des Bereichs Pharma eine Informatikabteilung mit weltweit 2500 Mitarbeitern. Grösste Projekte der letzten Zeit waren bei der Trennung von Roche Consumer Health von Roche Pharma nach dem Verkauf der Sparte an Bayer die Übergabe der IT-Systeme von 46 Niederlassungen, 5 Fertigungsstätten und 13 Exportmärkten sowie 2400 User-Accounts an die Käuferin. Beim Verkauf der Vitaminsparte an DSM mussten sogar 6000 Benutzerkonten umgezogen werden. Laufende Projekte der Pharma-Herstellerin sind die Harmonisierung der europäischen SAP- und der weltweiten CRM-Systeme. In Zukunft ist eines der wichtigsten Projekte die Unterstützung von allen klinischen Studien durch die Bereitstellung einer gemeinsamen Datenquelle.
Marcel Walser, Sunrise, CIO
Der Sunrise-CIO, der seine Stelle als Diax-IT-Chef im April 2000 angetreten hat, ist für eine rund 250 Mitarbeiter zählende Informatikabteilung zuständig. In dieser Funktion verantwortete Marcel Walser die Einführung eines konvergenten Billingsystems für alle Telekommunikationsdienstleistungen von Sunrise. Beispiele für wichtige kommende Projekte sind die Einfürung eines unternehmensweiten Data Warehouse und die Virtualisierung der ITInfrastruktur.
Paul Brändli,HP Schweiz, Verantwortlicher Operations und IT
Da bei Hewlett-Packard (HP) die IT weltweit zentral gesteuert wird, übernimmt der COO der Länderniederlassung auch die Funktion des CIO. Dabei vermittelt er hauptsächlich zwischen den lokalen IT-Bedürfnissen und der zentralen IT-Leitung. Wichtigstes Projekt der HP-IT ist derzeit die Konsolidierung der Applikations- und Serverinfrastruktur. Hier bestehen immer noch Altlasten aus den beiden Mergers Compaq-Digital und HPCompaq. Ein weiteres wichtiges Projekt der letzten Jahre bei HP war die Umsetzung eines Total-Print-Management-genannten Konzepts. Dabei wird die Druckerflotte des Computerriesen nun zentral überwacht und bestimmte Abläufe wie das Nachbestellen von Verbrauchsmaterial automatisiert.
Reto Himmel,Swiss Life, CTO
Seit Anfang 2003 ist Reto Himmel als Chief Technology Officer (CTO) bei Swiss Life auch für IT-Belange zuständig. Obwohl die Rentenanstalt vor zwei Jahren «die Kommunikation zum zentralen Element der Unternehmenskultur» erkoren hat, mochte sie über IT-Projekte keine Auskunft geben.
Michel Paravicini, Zurich Financial Services, CITO
Michel Paravicini ist nicht nur Chief Information and Technology Officer (CITO) der Zurich Financial Services, sondern auch Mitglied der erweiterten Geschäftsleitung. Die Informatik des Versicherungs- und Finanzdienstleisters zählt weltweit 3300 Mitarbeiter. Wichtigste Projekte der letzten fünf Jahre waren neben der Anpassung der Informatik an die globale Geschäftsstruktur der Zurich die Konsolidierung der ITInfrastruktur und der Aufbau eines weltweiten Service-Delivery-Modells. Das grösste Vorhaben stellte allerdings die Auslagerung des Supports und der Applikationsentwicklung an die CSC dar, in deren Zug 1600 Zurich-Mitarbeiter zu CSC wechselten.
Andreas Dietrich, SBB, CIO
Ab kommender Woche soll der frischgebackene CIO der SBB, Andreas Dietrich, etwas Ruhe in die in der jüngsten Vergangenheit turbulente IT-Abteilung bringen. Bekanntlich war sein Vorgänger, Philip Spiegel, im März abgetaucht und in der Folge interimistisch durch Günter Schindler vertreten worden. Für Dietrich, der von Thomas Cook zu den Bundesbahnen wechselt, stehen wichtige Entscheidungen an. So laufen demnächst drei Outsourcing-Lose aus.
Olaf Stern,ABB Schweiz, Country IS-Manager
Die Informatikabteilung der ABB Schweiz gliedert sich in zwei Teile, den Infrastruktur-Bereich, der von Olaf Stern neben seiner Tätigkeit als Landes-CIO geleitet wird, und den Applikationsbereich, dem Madeleine Petit vorsteht. Durch Outsourcing-Verträge mit IBM ist der Infrastrukturteil von früher rund 100 Mitarbeiter auf ein Kernteam geschrumpft, während in der Applikationsentwicklung 65 Entwickler beschäftigt bleiben. Die Aufgaben der letzten Zeit waren die Homogenisierung der IT-Infrastruktur und die Optimierung der Geschäftsprozesse. Letzteres ist nicht abgeschlossen und wird im Zusammengang mit Sarbanes-Oxley laufend verbessert.
Peter Maurer,IBM Schweiz, Manager of Computing
Eines der grössten Projekte, die Peter Maurer als Manager of Computing bei IBM Schweiz begleitete, war der soeben abgeschlossene Umzug in ein neues Geschäftshaus in Zürich, in dem nun alle Mitarbeiter untergebracht sind. Dort wird nicht nur die gesamte Steuerung über IP abgewickelt, es wird auch über das Internetprotokoll telefoniert. Zudem wurde das Desksharing-Konzept weiter ausgebaut. Die Niederlassung plant des Weitern die Einführung von der aus Notes hervorgegangenen Groupwareumgebung IBM-Workplace. Als Fernziel ist bei IBM die 100-prozentige Mobilität der Mitarbeiter geplant. Heute liegt diese Rate bei etwas über 50 Prozent.
Yury Zaytsev, Swiss Re, Group Information Officer
Der Informatik-Chef von Swiss Re, Yury Zaytsev, ist gleichzeitig Mitglied der Geschäftsleitung. Der gebürtige Ukrainer entwickelte unter anderem in seiner Karriere die IT-Systeme der Olympiade in Moskau 1980. Die IT-Abteilung von Swiss Re zählt 1130 Mitarbeiter. In letzter Zeit wurden die Geschäftsprozesse des Rückversicherers weltweit harmonisiert. Zukunftsherausforderung ist der Aufbau des «Extended Enterprise», bei dem die Integration der Backoffice-Prozesse mit denen der Partner im Vordergrund steht.
Adalbert Gebhart,Atel, Leiter Corporate IT
Der Energiekonzern Atel beschäftigt 45 Mitarbeiter im Bereich Corporate IT, während weitere 35 IT-Fachleute auf einzelne Geschäftseinheiten in Europa verteilt sind. Hauptaufgabe von Adalbert Gebhart, der seit Anfang 2001 als Konzern-CIO amtiert, war es, in Europa mit SAP eine einheitliche ERP-Lösung zu implementieren. Künftig sind die Einführung neuer Handels- und Abwicklungssysteme und die Integration dieser Systeme in die gesamte Applikationslandschaft mittels EAI geplant.
Jochen Schneider,Postfinance, Leiter Informatik
Der Finanzarm der Post, Postfinance, nennt eine 475 Mitarbeiter grosse Informatik-Abteilung ihr Eigen. Als IT-Chef verfügt Jochen Schneider dabei über ein Jahresbudget von 200 Millionen Franken. Zu den wichtigsten Projekten der letzten Zeit gehörte die Erweiterung des Geschäftsfeldes durch die Einführung von Hypotheken und Krediten für Kommunen sowie Geschäftskunden. Dies musste in der Informatik abgebildet werden. Künftig liegt das Augenmerk der IT-Abteilung, die nicht nur 2800 Postfinance-Mitarbeiter unterstützt, sondern auch die Angestellten in den Poststellen IT-mässig beliefert, auf Themen wie IT-Security, Desaster-Toleranz, E-Banking und Compliance.



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