10.05.2016, 15:00 Uhr

Schweizer Start-ups im Ausverkauf

Drei promiente Exits kann die Schweizer Start-up-Szene binnen Monatsfrist verbuchen. Hinzu kommen Millionen-Investments von einheimischen Geldgebern in Schweizer Technologie.
Die Gründerszene in der Schweiz kann optimistisch in die Zukunft blicken. In jüngerer Zeit gab es gleich drei grössere Exits bei Hightech- und Web-Firmen. Weiterhin haben sich drei Start-ups kompetente Partner respektive Financiers gesichert. Sie versprechen, dass die hierzulande entwickelte Technologie weltweit an Renommee gewinnt.

Ausverkauf der Schweiz

Die Gründer von BuddyBroker, eboutic.ch und HouseTrip haben jüngst allesamt neue Mehrheitsaktionäre bekommen. Eine weitere Gemeinsamkeit: Alle drei Firmen gingen an Käufer aus dem Ausland.
Die BuddyBroker-Story begann 2014. Damals spannten BuddyBroker-Gründer Flurin Müller und Eqipia-Gründer Patrick Mollet zusammen, um Kollegenempfehlungen bei der Rekrutierung zu professionalisieren. Ein Partner der ersten Stunde war Xing. Ende April übernahm die Hamburger Networking-Plattform das Zürcher Start-up BuddyBroker und sein Produkt Eqipia. Kaufpreis: 4,8 Millionen Franken. Einen Mehrheitsaktionär aus Frankreich besitzt neu der Online-Einkaufsclub eboutic.ch. Der Konkurrent Vente-Privée hat 51 Prozent des Lausanner Start-ups und einen Kundenstamm von rund 1,5 Millionen registrierten Mitgliedern übernommen. Die Gründer Arthur Dauchez sowie Laure de Gennes behalten Minderheitsanteile und werden weiterhin als Direktoren tätig sein. Laut Jacques-Antoine Granjon, CEO und Gründer von Vente-Privée, verfolgt der Shopping-Club mit dem Zukauf in der Schweiz seine europaweite Expansionsstrategie. Der Preis wurde nicht bekannt. Für einen ebenfalls unbekannten Preis hat sich das US-amerikanische Portal TripAdvisor die den Ferienwohnungsvermieter HouseTrip gesichert. Das 2009 von Arnaud Bertrand und Junjun Chen in Lausanne gegründete Portal war zwischenzeitlich nach London gezügelt. Unter dem neuen CEO George Hadjigeorgiou vermarktete HouseTrip zuletzt rund 130'000 Ferienunterkünfte hauptsächlich an europäischen Destinationen. Nun ergänzen die Offerten die TripAdvisor-Marken FlipKey, HolidayLettings und VacationHomeRentals, die ebenfalls im Vermietungsgeschäft aktiv sind. Nächste Seite: Schweizer Investments Die Expansion in den britischen und US-amerikanischen Markt plant das Start-up Qumram. Dafür haben die Zürcher in einer Finanzierungsrunde zuletzt rund 2,4 Millionen Franken eingesammelt. Zu den Geldgebern gehören Ariel Lüdi (früher CEO von Hybris Software), Peter Stalder (früher CTO von Finnova) und die Investmentgruppe Zirkonia, hinter der Jürgen Bauer, Ronald Hafner, Peter Ödman und Michael Stein stehen. Weitere Mittel kamen von investierte.ch. Qumram-CEO Patrick Barnert hofft nun, auch vom Wissen der ausgewiesenen Experten profitieren zu können.
Bereits gut vernetzt ist die Rapperswiler Software-Firma Bexio. Sie hatte gemeinsam mit UBS im vergangenen Jahr die schweizweit erste voll automatische Verbindung von Buchhaltung und E-Banking lanciert. Anfang Monat wurde bekannt, dass mit PostFinance auch die Nummer eins im inländischen Zahlungsverkehr bei Bexio eingestiegen ist. Die beiden Beispiele sollten den Schweizer Gründern Mut machen, dass sie ihre Technologie-Innovationen durchaus erfolgreich auf dem einheimischen Markt platzieren können. Wie im Fall von Qumram kann eine Schweizer Idee durchaus eine bedeutende Rolle im weltweiten Geschäft spielen.



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