22.10.2014, 11:53 Uhr

Schweizer Banken digitalisieren nur schleppend

Schweizer Banken sind sich zwar der Relevanz digitaler Services im Retail Banking bewusst. Doch deren Umsetzung kommt nur schleppend voran.
Zu diesem Schluss kommt die Studie «Innovationen im Retail Banking», welche Swisscom in Zusammenarbeit mit dem Business Engineering Institute (BEI) St. Gallen und dem Competence Center Sourcing in der Finanzindustrie der Universitäten St. Gallen und Leipzig erstellt hat. Darin wird analysiert wie gut sich Schweizer Banken bereits auf die digitale Transformation eingestellt haben. Befragt wurden 22 Schweizer Kantonal-, Retail- und Grossbanken sowie ausländischen Institute.

Digital Banking auf strategischer Ebene prioritär

78 Prozent der befragten Banken beschäftigen sich auf strategischer Ebene mit den Auswirkungen digitaler Technologien auf ihr Geschäftsmodell. 55 Prozent der Banken haben intern Verantwortliche für digitale Initiativen ernannt. Nur 28 Prozent der Institute verfügen jedoch über eine Entscheidungskultur, die das Experimentieren im Kontext digitaler Innovationen fördert. Auch auf Systemebene sind die Banken noch relativ wenig bereit, die Digitalisierungslücke zu schliessen. Viele Voraussetzungen für das nahtlose Zusammenspiel von Kanälen, Kunden und Bankmitarbeitenden sind noch nicht geschaffen: beispielsweise die Ablösung papiergebundener Prozesse, die Standardisierung der Software in Back- und im Front-Office sowie die Verfügbarkeit von Integrationsinfrastrukturen. Nächste Seite: Wenig Innovation realisiert

Relevanz erkannt, aber wenig Innovation realisiert

Die grösste Relevanz attestieren die befragten Banken den Innovationen in den Bereichen digitale Finanzassistenten und Finanzieren. Dazu gehören etwa Tool-unterstütztes Selbst-Profiling und Beratung sowie durchgängig onlinebasierte Antrags- und Freigabeprozesse. Dienste zur sicheren Datenaufbewahrung, digitale Marktplätze oder Banking App Stores halten die Banken hingegen für weniger relevant. Effektiv umgesetzt sind durchschnittlich weniger als 20 Prozent der digitalen Innovationen.
 
«Digitale Innovationen haben das Potenzial, die Bankenwelt fundamental zu verändern», ist Falk Kohlmann vom Swisscom Solution Center Banking überzeugt. Der Mitautor der Studie hält fest, dass die meisten Banken bisher nicht als «Early Adopters» dieser Dienste, die im Ausland zuweilen schon länger etabliert sind, auffallen. Dies, obwohl die Konkurrenz durch Nicht-Banken Teile ihres Kerngeschäfts tangiert. Oliver Kutsch, operativer Leiter von Swisscom Banking, führt aus: «Die Relevanz dieser aufstrebenden Drittanbieter im Markt nimmt derzeit stark zu. Sie versuchen, sich zunehmend zwischen Kunde und Bank zu positionieren.» Kutsch empfiehlt den Schweizer Banken, das Feld nicht zu lange den branchenfremden Konkurrenten zu überlassen. Weitere Infos zur Studie sowie die Möglichkeit, diese herunterzuladen, gibts auf dieser Swisscom-Seite.



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