14.07.2016, 13:13 Uhr

Schweizer Banken bei Digitalisierung vorn

Im internationalen Vergleich der Digitalisierungsfortschritte sind Schweizer Retail-Banken offenbar vorn. Ein wesentlicher Treiber ist der Kunde – und erst nachrangig der Umsatz.
Bei der Strategiedefinition für das Digital Banking haben Schweizer Banken die Nase vorn. 58 Prozent haben die Strategie vollständig definiert, 40 Prozent befinden sich aktuell mitten in der Entwicklung. Das zeigt eine Umfrage des Beratungsunternehmens GFT unter Retail-Banken in sieben Ländern (Brasilien, Deutschland, Grossbritannien, Italien, Mexiko, Schweiz und Spanien). Über alle Ländern hinweg haben erst 34 Prozent die Strategie definiert, 60 Prozent befinden sich in der Entwicklung. Bei 6 Prozent ist eine Digitalisierungsstrategie noch kein Thema.
Bei der Umsetzung der Digitalstrategie besteht noch Nachholbedarf: Erst eine Schweizer Bank (6 Prozent) hat die Implementierung abgeschlossen, 76 Prozent befinden sich mittendrin. Die übrigen 18 Prozent haben noch überhaupt nicht mit der Umsetzung begonnen. Im internationalen Vergleich ist Spanien in der Führungsposition: Dort haben 36 Prozent ihre Digitalstrategie schon implementiert. Über alle Länder hinweg liegt der Anteil bei 13 Prozent. Bei 74 Prozent läuft der Implementierungsprozess noch.

Kunde ist und bleibt König

Ein wesentlicher Treiber für den Digitalisierungsprozess ist der Kunde. Dessen Loyalität (97 Prozent) und Zufriedenheit (94 Prozent) stehen für die Schweizer Banken im Mittelpunkt ihrer Aktivitäten. Erst an dritter Stelle folgt die Steigerung des Umsatzes (88 Prozent). Global haben die Banken leicht andere Beweggründe: Die Kundenzufriedenheit steht mit 84 Prozent im Vordergrund, gefolgt von der Kundenloyalität (83 Prozent) und dem Umsatzwachstum (82 Prozent). Im Ländervergleich überraschen britische Banken: Sie sehen die Kundenloyalität respektive -zufriedenheit mit jeweils rund 50 Prozent als deutlich weniger relevant an. Bei ihnen steht die Umsatzsteigerung im Fokus (73 Prozent).
Ein wichtiger Aspekt der Digitalisierung ist die Nutzung und Analyse von Daten für das Geschäft. Jedoch existiert bei den Schweizer Banken eine Kluft zwischen der antizipierten Bedeutung für das Business und den vorhandenen Kompetenzen. Besonders hohe Relevanz messen die Institute hierzulande der Echtzeit-Datenanalyse zu (97 Prozent). Allerdings schätzen sie ihre Kompetenz nur mit 64 Prozent ein. Weniger gross ist die Differenz zwischen Relevanz und Kompetenz bei der Nutzung strukturierter Daten (85/73 Prozent) und dem Zugriff auf interne Kundendaten (82/76 Prozent). 

Filialen sterben nicht aus

Eine Folge der Digitalisierung wird sein, dass die Banken ihre Filialstrategie hinterfragen werden. So sehen lediglich 23 Prozent der Schweizer Banken (19 Prozent global) in der klassischen Full-Service-Filiale eine Zukunft. Die befragten Bankmanager geben vielmehr hybriden Filialen mit Vor-Ort- und Online-Service die grösste Zukunft (35/26 Prozent weltweit). Diese zeichnen sich durch hohe Kompetenz sowohl im persönlichen Service als auch im digitalen Self-Service aus. Nur 5 Prozent in der Schweiz (und global) sind überzeugt, dass klassische Bankfilialen keine Zukunft haben.
Die Strategie steht – jetzt müssen die Schweizer Banken mit Nachdruck die Implementierung vorantreiben. «Nur wer die hybride Bank der Zukunft, also die Verknüpfung der digitalen mit der realen Welt, konsequent und mit Nachdruck aufbaut, wird seine Kunden begeistern», sagt Daniel Rutishauser, Managing Director GFT Schweiz.



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