SAP auf CeBIT 10.03.2014, 16:19 Uhr

Snabes allerletzter Auftritt

SAP-Chef Bill McDermott liess sich entschuldigen. Stattdessen musste Hagemann Snabe - CEO auf Abruf - einspringen. Der Star der SAP-Pressekonferenz auf der CeBIT aber war ein ganz anderer.
CEO auf Abruf Jim Snabe genoss die Fachsimpelei über Fussball, Segeln und die Formel 1
Eigentlich stand SAP-Chef Bill McDermott auf der Agenda. McDermott übernimmt im Mai als Alleinherrscher das Zepter beim ERP-Weltmarktführer SAP. Stattdessen musste Noch-CEO Jim Hagemann Snabe den Lückenbüsser spielen, bevor er sich dann im Mai aus der Führungsspitze verabschiedet und sozusagen ins SAP-Backend zurücktritt. Der Auftritt auf der CeBIT dürfte mithin Snabes letzter Auftritt auf einem grossen Top-Event gewesen sein. Schade, denn Snabe war unter europäischen Partnern und Kunden der SAP sehr beliebt. Der Star des Montagvormittags aber war ein ganz anderer: Ex-Fussballstürmerstar Oliver Bierhoff, der auf der Bühne in der torgefährlichen Linksaussenposition aufgestellt war. Bierhoff hat sich als *SAP Sports & Technology Embassador" einkaufen lassen, und soll jetzt in Walldorf für Tore und Punktgewinne sorgen. Der Hintergrund: SAP hat auf seiner In-Memory-Plattform Hana eine Sportapplikation entwickelt, mit der sich Fussballspiele in Echtzeit analysieren lassen. Dabei kommen Videokameras und Sensoren zum Einsatz. Mithilfe mobiler Apps sollen die SAP-Fans in der Nordkurve die Spielzüge ihrer Mannschaft live analysieren können. Aber auch die Spieler selbst profitieren durch blitzschnelle Handlungsempfehlungen.

SAP: Computer schiessen Tore...

Das Publikum rieb sich verwundert die Augen: Auf einer CeBIT-Pressekonferenz geht es mal nicht um Technik und Business, sondern um das runde Leder? Was sagen die Experten dazu? Fussballkaiser Franz Beckenbauer soll einmal die Steilflanke vom Aussenrist gelassen haben: Computer schiessen keine Tore. SAP-Embassador Bierhoff ergänzt hintersinnig: Aber sie helfen uns dabei... Nächste Seite: Kommentar: SAP will hipper werden
Seine Hana-Business-Kunden nennt SAP nur noch so nebenbei. Weltweit soll es, so die offizielle Hausnummer, 3000 davon geben. SAPs Michael Kleinemeier erwähnte unter anderem den Schweizer Nahrungsmittelkonzern Nestle, die Bayrischen Motorenwerke (BMW), den Kompressorhersteller Kaeser und den Reifenfabrikanten Pirelli, die mit Hana, Big-Data-Analytics und Sensoren ihre Produkte verbessern und vorausschauende Wartung (predictive Maintenance) betreiben. Dank SAP Hana werden also in Zukunft auf den Strassen in Deutschland und der Schweiz weniger Reifen platzen. Autofahren wird sicherer. Wer hätte etwas dagegen einzuwenden... Noch-SAP-Chef Hagemann Snabe genoss offensichtlich die Fussball-Fachsimpelei mit dem ehemaligen Stürmerstar. Und beim Fussball bleibt es nicht. SAP hat seine Echtzeit-Analysemaschine Hana bereits auf der norddeutschen Segelregatta "Kieler Woche" eingesetzt und nimmt jetzt die Formel 1 ins Visier. Jeder Rennwagen wird mit 120 Sensoren bestückt, mit deren Daten Hana Was-wäre-wenn-Szenarien durchspielt, um dadurch den Rennverlauf zu optimiert.

Neue, hippe SAP

Computerworld meint: SAP will mit aller Kraft weg vom Image des bürokratischen Business-Software-Anbieters. Walldorf will ein hippes Unternehmen wie Google oder Apple werden. Dabei kommen publikumswirksame Einsatzszenarien wie Fussball, Segeln oder die Formel 1 gerade recht. Das Geschäft mit den Business-Kunden kehrt man dabei nicht mehr in den Vordergrund, denn das scheint sowieso erfolgreich zu laufen.



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