Ruedi Noser 24.09.2012, 11:20 Uhr

«Es braucht jetzt Verbandsfusionen»

Nationalrat Ruedi Noser wird als wichtigster ICT-Politiker in Bern genannt. Warum der Präsident von ICTswitzerland sich dennoch nicht als Einzelkämpfer fühlt und was die Branche jetzt tun muss, erklärt er im Interview.
Ruedi Noser in seinem Büro.
Ruedi Noser ist die prägende Figur der ICT-Branche. Als Nationalrat, Präsident von ICTswitzerland und erfolgreicher Unternehmer verfügt er über viel Einfluss, den er wo nötig auch einsetzt. Im Gespräch erklärt er seine Ziele für und seine Forderungen an die Branche.
Computerworld: Zuerst die wichtigste Frage. Sie hatten vor einigen Wochen einen schweren Motorradunfall. Wie geht es Ihnen?
Ruedi Noser: Im Gesicht sieht man nichts mehr, zum Glück. Der Fuss ist zusammen­geschraubt, das Knie und die Rippen sind aber noch nicht verheilt. Ich habe immer noch Schmerzen.
CW: Dann freut es uns, dass wir Ihnen ein kleines Trostpflaster bieten können. Sie wurden in der Top-500-Umfrage zum wichtigsten Politiker für die ICT-Branche gekürt. Und zwar mit einem unglaublichen Resultat: 56 Stimmen entfielen auf Sie, 2 Stimmen auf die nächsten Verfolgerinnen.
Im Ernst? (lacht und schüttelt den Kopf)
Wie fühlen Sie sich als Einzelkämpfer?
Das ist ein verzerrtes Bild. Ich fühle mich in Bern nicht mehr als Einzelkämpfer.
Ruedi Noser
Ruedi Noser ist seit 1988 Mitinhaber der Noser AG, die er 1989 zur Noser Gruppe umstrukturierte. Seit 1996 ist Noser Alleininhaber der Gruppe, die mit gut 450 Mitarbeitenden zu den grössten ICT-Unternehmen der Schweiz gehört. Seit 2004 ist Ruedi Noser Nationalrat für die Zürcher FDP. Dort gründete er die Gruppe ePower. Seit 2006 ist er Präsident des ICT-Dachverbands ICTswitzerland und im Vorstand des 2010 gegründeten Vereins ICT-Berufsbildung Schweiz. Noser ist verheiratet, hat vier Kinder und wohnt in Wetzikon ZH.
Das war aber mal so?
Als ich anfing, war das sicher so. Die digitale Kompetenz ist in Bundesbern nicht sehr hoch. Lassen Sie uns aber fair bleiben: Die Kompetenz sagt noch nichts darüber aus, wie offen jemand gegenüber dem Thema ist. Früher stand das Parlament der digitalen Welt eher kritisch gegenüber.
Und heute ist die Stimmung positiver?
Ich glaube, wir haben gemeinsam mit einigen Kolleginnen und Kollegen viel bewegt. Wir haben heute in jeder Fraktion Stimmen, denen man zuhört, weil sie kompetent sind in der Digitalpolitik. Das führt aber auch zu mehr divergierenden Meinungen.
Daran mangelt es ja nicht in der ICT-Branche.
Ja, darüber muss sich die Branche klar werden: Wenn wir in Bern etwas erreichen wollen, müssen wir einig sein. Wenn wir unsere Uneinigkeit nach Bern tragen, gehen wir besser Skifahren.
Das ist doch letztlich eine Illusion.
Nein, gar nicht. Es gibt Themen, bei denen Einigkeit besteht. In der Bildungspolitik beispielsweise. Oder bei der Digitalisierung der Infrastruktur: Wir wollen die Digitalisierung des Gesundheitssystems, der Verkehrssysteme, der Energiesysteme. Wenn es aber Richtung Produkte und Lösungen geht, besteht Uneinigkeit. Das macht aber nichts, da soll der Wettbewerb spielen.
Das Parlament ist aber bezüglich der digitalisierten Patientenakte noch gar nicht mit Ihnen einig.
Die parlamentarische Debatte zum elektronischen Patientendossier kommt ja erst noch, und die ICT-Branche wird in dieser Debatte mit einer Stimme sprechen. Gerade im Bereich eHealth oder eGovernment haben wir stark an Einfluss gewonnen. Wir müssen uns in der Branche die Zeit nehmen, die Themen breit zu diskutieren, dann haben wir Mehrheiten in Bern.
Top 500 - Die komplette Liste
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Bern ist nicht für seine Schnelligkeit berühmt. Woher nehmen Sie als Unternehmer in einer sehr schnelllebigen Branche die Geduld?
Man braucht den Mut, zwei unterschiedliche Rollen auszufüllen. Der Noser geht nicht als Unternehmer nach Bern, sondern als Politiker.
Ihre Persönlichkeit können Sie ja nicht einfach so auswechseln.
Das Klima in Bern mit seinen unterschiedlichen Akteuren ist für mich sehr inspirierend. Die viel gelobte Dynamik unserer Branche hat auch ihre Kehrseite. Unsere Branche macht vieles schnell, aber nicht immer alles gut.
Die Stimme der Branche im Parlament sei ePower. Mit gerade mal 19 Mitgliedern ist das doch nicht die Stimme der Branche.
Zu den Trägern von ePower gehören auch ICTswitzerland, Swico und SwissICT. Das sind schon mal ganz schön viele Stimmen. Dazu kommen die 19 Firmenmitglieder. Die wichtigsten Player sind dabei. ePower hat ein Kernteam mit vier Parlamentariern aus SP, SVP, glp und FDP, dem ich angehöre. Die Branche äussert uns gegenüber ihre Wünsche und wir schauen uns die politische Agenda an und entscheiden, ob wir irgendwo mit diesen Wünschen aufspringen können.
Das tönt einigermas­sen passiv.
Wir haben noch nicht die Kraft, selber Themen zu setzen. Aber wir bringen uns mit unseren Anliegen in laufende politische Diskussionen ein.
Es gibt Parlamentarier, die glauben, ePower sei zu stark von Anbietern dominiert. Einer sagte uns ganz explizit, er fühle sich bei der Gruppe Digitale Nachhaltigkeit viel wohler.
Ich zähle die Gruppe Digitale Nachhaltigkeit auch zu uns. Aber mit dem Thema Open Source erzielt man in der Branche keine Einigkeit. In diese Diskussion kann ich mich als Präsident von ICTswitzerland nicht einmischen. Wir müssen unsere Kräfte da konzentrieren, wo gemeinsame Interessen bestehen und nicht im Detail streiten.
20 Prozent unserer Umfrageteilnehmer orten beispielsweise beim Datenschutz Handlungsbedarf.
Da ist es schon wieder sehr heikel. Die Branche ist sehr heterogen. Einige Anbieter möchten am liebsten jede Festplatte nach illegal heruntergeladener Musik durchstöbern, anderen ist die Privatsphäre das höchste Gut. Hier als Branche aufzutreten, ist unmöglich.
Sind Sie eine integrative Figur?
Ja, als Liberaler und jemand aus der Branche bin ich das wohl. Ich bringe die Themen auf den grössten gemeinsamen Nenner, mehr ist vermutlich gar nicht möglich. Auf der nächsten Seite: Datenschutz und eHealth.
Ihre Integrationsfähigkeit in Ehren, aber beispielsweise den Datenschutz und das angestrebte Patientendossier im Parlament unter einen Hut zu bringen, dürfte schwierig werden.
Es ist eine schizophrene Situation. Im normalen Geschäftsverkehr wird der Datenschutz nicht immer grossgeschrieben. Sobald die Daten digitalisiert sind, muss der Datenschutz aber gleich zu Hundert Prozent gewährleistet sein. Jedes Spital hat im Keller Patientendossiers, die nicht wirklich gut gesichert sind. Dazu kommt, dass die digitalen Dossiers auch für die 88-Jährige und den Blinden perfekt funktionieren müssen. Die Hürden sind so gross, dass die Digitalisierung unendlich teuer wird.
Die Forderungen sind aber nicht unberechtigt.
Wir müssen einen pragmatischen Weg gehen. Unser Prinzip ist, dass der Patient die Datenhoheit haben soll. Er muss z.B. entscheiden, ob in einem Notfall der Arzt auf seine Daten ohne nachzufragen zugreifen kann. Gewichtet er seine Privatsphäre höher, soll das nicht möglich sein. Mit generellen Lösungen, die für alle Menschen bindend sind, wird man nie auf einen grünen Zweig kommen.
Diese Problematik beschränkt sich nicht nur auf die Patientendossiers. Man geht ja auf der einen Seite sehr locker mit privaten Daten um, auf der anderen Seite schreit man aber schnell nach mehr Datenschutz.
Die Digitalisierung der Infrastruktur wirft alle Grundsatzfragen auf, die man sich schon zu Zeiten der Aufklärung stellte. Der Grundsatz der Freiheit der Gedanken wird durch die Digitalisierung infrage gestellt. Die Gesellschaft muss jetzt dieses Thema wieder diskutieren. Ich bin überzeugt, das Individuum muss in der ganzen Diskussion sehr hoch gewichtet werden. Sonst wird die Digitalisierung gegen das Individuum erfolgen und dagegen wehre ich mich mit Händen und Füssen.
Engagiert sich die Branche in diesem gesellschaftlichen Disput genügend stark?
Wir haben als Branche gar nicht die Mittel, uns mit diesen fundamentalen Fragen auseinanderzusetzen. Diese Diskussionen finden heute am ehesten in den Parteien statt. Da gehören sie auch hin. Über den Staatstrojaner beispielsweise muss nicht die Branche diskutieren. Das ist eine gesellschaftliche Diskussion. Die Branche kann aber helfen, Entscheidungsgrundlagen und Fakten für die politische Meinungsbildung zu liefern.
Die Branche müsste mehr Einfluss nehmen und meinungsbildend wirken. Damit die IT nicht so einen schlechten Ruf hat.
Die Branche könnte sicherlich sehr viel mehr leisten, damit die Schweiz führend wird bei der Digitalisierung der Infrastruktur. Ich wünsche mir von den internationalen Konzernen, dass sie ihre visionärsten Projekte in der Schweiz beginnen. Leider wird die Schweiz zu oft als reine Cash Cow betrachtet.
Die Schweiz ist vielleicht auch etwas selber schuld an der Zurückhaltung. Es gibt schnell Diskussionen und Widerstand.
Ja, das kann so wirken. Aber oft wollen die Konzerne die gesellschaftlichen Diskussionen gar nicht führen. Das hat man sehr schön bei Google Street View gesehen. Ich versuchte Google mehrmals zu erklären, dass in einem direktdemokratischen Land die Diskussionsfreudigkeit – auch von Unbedarften – sehr hoch ist.
Das ist ja nichts Schlechtes.
Nein, das ist stark! Nach einer ausgiebigen Diskussion gibt es auch eine hohe Akzeptanz. Die Diskussion um Google Street View hat dazu geführt, dass sich jedes KMU in der Schweiz mit diesen neuen Möglichkeiten bereits auseinandergesetzt hat. Aber es führt natürlich nicht dazu, dass Google die nächsten Produkte hier in der Schweiz ausprobiert.
Auf der nächsten Seite: Fragen zur Verbandstätigkeit.
Wir befragten die Branche auch nach der Bekanntheit von Verbänden und Organisa­tionen. ePower hat dabei sehr schlecht abgeschnitten. 64 Prozent gaben an, noch nie davon gehört zu haben. Ein deprimierendes Resultat.
Wir haben 2005 begonnen, im Parlament eine Lobbyorganisation aufzubauen und hatten nie die Idee, den Namen ePower aus dem Parlament herauszutragen. Rückblickend gesehen hätte man das gescheiter als ICTswitzerland gemacht. Aber 2005 hätte das ICTswitzerland als Dachverband noch gar nicht geschafft. Damals waren die Strukturen anders als heute.
Sie schritten damals forsch voran. Das kam nicht überall gut an.
Es gibt immer Leute, die kritisch sind, wenn man etwas macht. Ich war unabhängig und der einzige Parlamentarier aus der Branche. Damals fanden innerhalb der Verbände Grabenkriege statt, die meine Generation gar nicht mehr verstand. Ich musste irgendwo anfangen. ePower war der erste Schritt. Der zweite war ICT Berufsbildung. Beides ist heute anerkannt und läuft sehr gut.
Die ICT Berufsbildung hat einen hohen Bekanntheitsgrad innerhalb der Branche.
Es freut mich, dass unsere Arbeit an der Basis langsam wahrgenommen wird. Es braucht halt immer etwas Zeit und das ist in unserer ungeduldigen Brache ein teures Gut.
Die Vorbehalte gegenüber Ihrer Person sind also nicht mehr so gross wie auch schon? Als Sie Präsident von ICTswitzerland wurden, gab es Stimmen, die sich klar dagegen aussprachen.
Ich bin auch der Ansicht, dass es ab und zu etwas viel Noser war. ICTswitzerland sollte, nachdem die Stärkung des Dachverbands gelungen ist, von mir als Nationalrat unabhängiger werden. Derzeit finden Diskussionen statt, wie die Verbandsführung in Zukunft aussehen soll. Die Geschäftsführung sollte wichtiger werden und der Präsident eher in den Hintergrund treten.
Verliert man so nicht an Glaubwürdigkeit?
Mag sein. Aber man darf nicht vergessen: Wir sind eine pubertierende Branche und müssen jetzt erwachsen werden. Ich begleite diesen Prozess mit all meinen Fehlern und Fähigkeiten. Es gibt viele Leute, die dabei helfen, ein nachhaltiges Konzept einzuführen. Über meine Art, das zu tun, kann man immer diskutieren. Ich verlange auch viel. Unter anderem, dass sich die beteiligten Firmen mit einem grös­seren finanziellen Beitrag stärker engagieren.
Mit diesem hohen Beitrag sperrt ICT Switzerland aber viele kleinere Firmen aus.
Nehmen Sie als Vergleich die Swissmem, die als Mitgliederbeitrag einen Promillesatz der AHV-Lohnsumme rechnet. Wir sind recht bescheiden.
Swissmem ist eine schlagkräftige Organisation.
Ja eben! Unsere Branche ist, wenn man die Lohnsumme nimmt, fast gleich gross wie Swissmem. Unser Ziel muss doch sein, ebenso schlagkräftig zu werden.
Dann fehlt es also am Geld? Warum ist die ICT-Branche so schmürzelig mit Geld?
(überlegt lange) Die grossen weltweit tätigen Konzerne dürfen sich ausserhalb der USA politisch gar nicht engagieren – ausser sie werden dazu gezwungen, wie zum Beispiel in Deutschland. Vieles am Engagement in den Grosskonzernen ist in der Schweiz von der jeweiligen Führungs­person abhängig. Die wichtigsten Swissmem-Firmen haben ihren Sitz im Gegensatz dazu in der Schweiz und so ist das Verständnis für Schweizer Gegebenheiten auch höher.
Als Liberaler sind Sie aber gegen Zwangsmitgliedschaften?
Ja. Wir haben bisher verhindert, dass es beispielsweise bei der Berufsbildung eine Zwangsmitgliedschaft gibt. Ich denke, das Prob­lem mit dem Temporärgesamtarbeits­vertrag haben wir auch in den Griff bekommen. Das ist ein Leistungsausweis, den der Verband erbracht hat. Ob das so weitergeht, weiss ich nicht, aber solange es einen freisinnigen Verbandspräsidenten gibt, wird es keine Zwangsmitgliedschaften geben.
Welche Firmen sind heute Mitglieder bei ICTswitzerland und bezahlen 25000 Franken oder mehr im Jahr?
Das kann ich noch nicht sagen. Es sind aber nicht nur Firmen aus der Branche, sondern auch Anwenderfirmen. Wir werden per 1. Januar 2013 mit rund 10 Firmen starten.
Jetzt sind auch noch Anwenderfirmen dabei? Das trägt nicht gerade dazu bei, mit einer Stimme zu sprechen.
Die Anwenderunternehmen bringen etwas mehr Heterogenität, zugegeben. Aber zwei Drittel aller Informatiker der Schweiz arbeiten in Anwenderfirmen. Diese Leute haben hohe lokale Entscheidungskompetenz und erbringen einen grossen Teil der Ausbildungsleistungen. Diese Gruppe darf man nicht einfach ausschlies­sen. Denn die wichtigste Aufgabe einer Branche ist, den Nachwuchs auszubilden.
Auf der nächsten Seite: Der Kampf um den IT-Nachwuchs.
Mit mässigem Erfolg, noch immer mangelt es dramatisch an IT-Nachwuchs.
Der Mangel ist da. Aufgrund unserer Anstrengungen hat sich die Situation etwas verbessert, aber bevor die Betriebe nicht mindestens 5% Lehrlinge ausbilden, wird es kaum eine Entspannung geben.
Die IT steht aber nicht zuoberst auf der Ausbildungswunschliste junger Leute.
Auch das stimmt. Wir müssen erreichen, dass die Eltern den Kindern sagen: Mach jetzt mal eine Informatiklehre, du kannst später immer noch ins KV wechseln. Heute ist das noch umgekehrt. Es kann doch nicht sein, dass wir alle, die älter sind als Jahrgang 1985, als Digital Im­migrants bezeichnen und andererseits die klassische Zweiteinsteigerbranche sind. Diesen Widerspruch müssen wir auflösen.
Wie soll das gehen?
Wir müssen die berufliche Weiterbildung so aufbauen, dass man später gut positioniert ist, um in andere Branchen einzusteigen. Daran arbeiten wir intensiv. Es braucht aber Zeit, weil in der ganzen Schul- und Berufsbildung noch immer die Überzeugung herrscht, dass Informatik ein Zweitberuf ist.
Der Fachkräftenachschub ist stark vom Ausland abhängig. Im Kernteam von ePower sitzt auch die Zürcher Nationalrätin Natalie Rickli, eine SVP-Hardlinerin. Wie geht das zusammen?
Auch wenn es gelingen sollte, 1000 neue Lehrstellen zu schaffen, werden wir immer noch auf ausländische Arbeitskräfte angewiesen sein. Andernfalls würden sehr viele Arbeitsplätze ins Ausland verschwinden. Wir sind uns diesbezüglich im ePower-Kernteam völlig einig. Auch Frau Rickli unterstützt, dass man, wenn man keine Schweizer findet, IT-Arbeitskräfte aus dem Ausland und zwar auch von ausserhalb der EU zulassen soll.
Auf der nächsten Seite: Was bringt die Zukunft?
Lassen Sie uns mal etwas in die Zukunft schauen. Wie sieht Ihre Zukunft in diesem ganzen Verbands­wesen aus?
Ich will dafür sorgen, dass die Verbandswelt stärker dasteht. Es gibt sehr viele Leute, die dabei helfen und für eine positive Dynamik sorgen. Solange diese anhält, werde ich weiter dabei sein. Ich sage es klipp und klar: Gewisse Verbände müssen jetzt fusionieren. Wir brauchen eine Bereinigung der Strukturen. Unsere Branche hat es geschafft, in den letzten drei Jahren vier Cloud-Vereine zu gründen. Das kann doch einfach nicht sein! Dieses Thema gehört in eine Arbeitsgruppe von SwissICT. Wir müssen jetzt endlich mal aufhören, immer noch mehr Verbände zu gründen!
Woran fehlt es denn? Haben die grossen Verbände zu wenig Strahlkraft?
Es fehlt am Bewusstsein, was nationale Interessen und was Partikularinteressen sind, für die es keinen Verband braucht. Wir sind ja grundsätzlich eine Branche, die sehr wenig vom Staat will: Bildung, Mitsprache bei der Digitalisierung der Infrastruktur, die Ver­sorgung mit Fachkräften und dann noch die Rahmenbedingungen. Mehr muss ein Verband nicht machen.
Welche Verbände sollen denn konkret fusionieren?
Unsere Branche braucht eine eindeutige Arbeitgebervertretung und eine eindeutige Fachvertretung. Das ist heute nicht so. Sie finden Fachleute und Firmen in denselben Verbänden. Im Moment wäre das praktisch in jedem Verband ein Schnitt mitten durch.
Die letzten missglückten Fusionsbemühungen sind allen noch in bester Erinnerung…
Dass damals die Fusion scheiterte, ist sehr schade. Für mich war dieses Scheitern ein Grund, aktiver zu werden. Ich glaube, die Branche will das heute nicht mehr erleben. Wenn wir jetzt gewisse Dinge richtig machen, wird es Früchte geben, die man einfach pflücken kann.
Was sind das konkret für Früchte?
Ich bin überzeugt davon, dass ICT in der Schweiz eine Exportbranche werden muss. Viele Schweizer Firmen sind auf diesem Weg. Dieses Momentum sollten wir jetzt nutzen und die Unterstützung der Politik einfordern. Dazu braucht es aber die richtigen Strukturen.
Es heisst, die Schweiz exportiere mehr Software als Schokolade. Nur kann niemand genaue Zahlen nennen, weil nur Software erfasst wird, die in einer Box exportiert wird. Eine Schande.
Ist ja klar. Daran ist aber die Branche selber schuld. Wenn die Branche eine stärkere Position hätte, würde das Bundesamt für Statistik die Leistung der Branche so erfassen, wie wir das möchten.
Wie müsste man der Welt zeigen, dass Software made in Switzerland ernst zu nehmen ist?
Dazu habe ich eine Vision: Ich wünsche mir, dass die Schweiz in naher Zukunft Gastland an der CeBIT ist. Das wäre eine starke Botschaft an die Welt, aber auch innerhalb der Schweiz. Es wäre aber auch gut für die Branche. Hartes Arbeiten an einem Ziel macht einig.



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