Rickli 06.01.2014, 16:34 Uhr

Die Initiative lindert sogar den Fachkräftemangel

Welche Auswirkungen hätte die Annahme der Masseneinwanderungsinitiative der SVP auf den ICT-Fachkräftemangel? Während der Wirtschaftsverband ICTswitzerland eine Verschlechterung befürchtet, spricht SVP-Nationalrätin Natalie Rickli gar von einer Linderung.
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Natalie Rickli
Der Branchenverband ICTswitzerland hatheute in einer Mitteilung klar gegen die Masseneinwanderungsinitiative Stellung genommen. Computerworld wollte von der Zürcher Nationalrätin Natalie Rickli wissen, was die Befürworter zu den Argumenten der Gegenseite sagen. Rickli ist unter anderem auch im Co-Präsidium der Parlamentarischen Gruppe «ePower», welche sich für die Anliegen der ICT-Branche einsetzt.Computerworld: Laut dem Verband ICTswitzerland wird die Annahme der Initiative die Anwerbung von ausländischen ICT-Fachkräften erschweren. Wie sehen Sie die Situation? Natalie Rickli: Die ICT-Branche wird auch künftig die nötigen Fachkräfte erhalten. Weil die Zuwanderung nach Annahme der SVP-Initiative nach qualitativen Kriterien erfolgt, dürfte es gegenüber heute sogar einfacher sein, benötigte Fachkräfte von ausserhalb von Europa, z.B. aus den USA oder Indien, zu rekrutieren. Interessant ist zudem, dass gemäss den Zahlen des Bundesamts für Migration 2012 von über 100'000 Zuwanderern aus dem EU-Raum gerade einmal rund 1700 Bewilligungen für Informatik-Berufe erteilt wurden. Die Personenfreizügigkeit löst also offenbar das Fachkräfte-Problem der ICT-Branche in keiner Art und Weise und wird massiv überbewertet.Computerworld: Laut ICTswitzerland wird sich das Gerangel um Fachkräfte intensivieren und auch Nicht-ICT-Branchen betreffen. Was sagen Sie zu diesem Argument? Rickli: Gerade für die ICT-Branche ist es wichtig, dass wir uns bei der Zuwanderung auf die Qualität fokussieren und nicht mehr einzig auf Quantität. Nur dieser Weg ermöglicht es der ICT-Branche, jene Fachkräfte aus dem Ausland zu rekrutieren, die es im Inland nicht gibt. Gleichzeitig müssen wir aber auch Sorge dazu tragen, dass der ICT-Nachwuchs im Inland nicht vernachlässigt wird. Dazu gehört beispielsweise, dass die Fachbereiche Mathematik und Naturwissenschaften im neuen Lehrplan 21 für die Volksschulen entsprechend berücksichtigt werden, was derzeit nicht der Fall ist. Computerworld: Zudem befürchtet der Verband, dass die Schweiz für die ICT-Branche als Standort an Attraktivität einbüssen könnte. Es wird eine massive Abwanderung ins Ausland erwartet. Ist die Angst berechtigt? Rickli: Nein. Die Schweiz wird als Wirtschafts- und Werkplatz auch in Zukunft unvermindert attraktiv sein für Fachkräfte aus der ganzen Welt. Entscheidend dafür sind primär attraktive Rahmenbedingungen, die gute Infrastruktur, eine freiheitliche Gesetzgebung und die Gewährleistung der öffentlichen Sicherheit. Die EU-Personenfreizügigkeit in der heutigen Form trägt hierzu nur wenig bei. Die Schweiz muss im Migrationsbereich die Handlungshoheit zurückgewinnen. Die heute masslose Zuwanderung von netto 80'000 Zuwanderern pro Jahr - also jährlich einer Stadt Luzern – belastet unsere Infrastruktur und macht die Schweiz letztlich unattraktiv.



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