Obamas Wahlkampf 01.11.2013, 11:47 Uhr

was Firmen lernen können

Seit der Wahl von Barack Obama zum US-Präsidenten in 2008 hat sich die Welt fundamental geändert. Teddy Goff leitete die Kampagne «Obama for America». Heute berät er Firmen.
Teddy Goff half via Facebook und Twitter US-Präsident Barack Obama zum Wahlsieg
Zwischen den US-amerikanische Wahlkampagnen 2008 und 2012 verzeichneten die sozialen Medien grossen Zuspruch. Facebook verzehnfachte seine Nutzergemeinde auf eine Milliarde, Twitter wuchs von 6 auf 200 Millionen aktive Benutzer. Teddy Goff, Digital Director der 2012-er Wiederwahlkampagne «Obama for America», hat dem Präsidenten auch durch die gezielte Bürgeransprache über die neuen Medien eine weitere Amtszeit ermöglicht. Heute ist Goff als Berater tätig und ermöglicht Unternehmen, von den Erfahrungen des Social-Media-Wahlkampfes zu lernen. An der IBM-Hausmesse «BusinessConnect» in Zürich gab Goff einige Erkenntnisse an Schweizer Unternehmensvertreter weiter. Die omnipräsenten sozialen Medien verändern nach den Worten Goffs das Verbraucher-Verhalten fundamental. Die Konsumenten seien nicht länger gewillt, den Medien (wohl aber der Computerworld! ;-), den Unternehmen oder der Werbung bei Kaufentscheidungen zu vertrauen. Als glaubwürdigste Informationsquelle gelten heute die Familie und die Freunde. Dank Facebook, iPhone und WhatsApp sind Meinungen in Echtzeit abgefragt, die Preise im Web-Handel parallel dazu mit der Etikette im Ladengeschäft verglichen. Diese «neue Realität» gilt laut dem Experten nicht nur für den Detailhandel und den Endverbraucher, sondern auch für das Firmenkundengeschäft. Allerdings genüge es für Anbieter nicht, in Marketing zu investieren und Präsenzen bei Facebook oder Twitter zu eröffnen. «Das veränderte Verbraucherverhalten ist kein Marketingproblem, sondern eine Herausforderung für das gesamte Geschäft», warnte Goff. Auf die sozialen Medien müssten alle Unternehmensprozesse angepasst werden. Die Paradigmen von Facebook, Twitter & Co. dürfen nicht nur für die Kommunikation nach aussen genutzt werden, sie sollten auch für die Firmenorganisation angewendet werden. Auf die aktiven und informierten Verbraucher zugeschnittene Marketingkampagnen gehörten genau so zum Social Business wie eine firmeninternes Plattform für den Austausch und die Zusammenarbeit der Mitarbeiter. Nächste Seite: Mehrkosten für sozialen Wahlkampf
Von einer universellen Strategie für den Erfolg in der «neuen Realität» des selbstbestimmten Konsumenten will Goff aber nichts wissen. Während des US-Wahlkampfs im vergangenen Jahr seien nur rund 20 Prozent der Kampagnen geplant gewesen. Mit Hilfe von tausenden Helfern habe das Team von «Obama for America» die übrigen 80 Prozent der Massnahmen spontan aufgegleist. Für die Unternehmen bedeutet das: Keine langjährigen Pläne mehr schmieden, sondern den Kunden zuhören und dann reagieren. Dafür seien nicht einmal tausende Helfer erforderlich. Vielmehr erlaubt Technologie heute die systematische Auswertung und fundierte Prognose von Kundenverhalten. IBM hilft Kunden auf der ganzen Welt bei der Analyse von Kundenverhalten, wusste Patrick Bauer, Vice President der Software Group in der DACH-Region, an dem Anlass in Zürich zu berichten. Ein australischer Hersteller von Brotaufstrichen entdeckte mithilfe des Monitorings der Kundenmeinungen, dass sein Produkt häufig nicht als Aufstrich, sondern als Füllung für Backwaren verwendet wird. Mittlerweile druckt das Unternehmen auch Rezeptideen mit auf die Verpackung, berichtete Bauer. Die Mehrkosten für den Druck zahle der Kunde in grösseren Abnahmemengen zurück. Die Mehrkosten für die letztjährige Obama-Kampagne mussten die Spender der demokratischen Partei stemmen. Berater Goff bezifferte die Ausgaben für den gesamten Präsidentschaftswahlkampf auf 550 Millionen US-Dollar. Davon seien 25 Prozent für Massnahmen und Werbung im Web sowie den sozialen Medien ausgegeben worden. «Die Kampagne kostete 160 Millionen US-Dollar mehr als in 2008», erklärte der Mitbegründer der Beratungsfirma Precision Strategies.



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