Microsoft, Oracle, IBM und SAP 24.02.2012, 09:08 Uhr

Gartner redet Tacheles

Die Marktforscherin Gartner hat auf einer Veranstaltung in Australien einige Dinge über die Branchenriesen Microsoft, Oracle, IBM und SAP aus dem Nähkästchen geplaudert - nicht zum Vorteil der Beschriebenen.
Was verschweigen die Branchenriesen?
Gartner-Analyst Dennis Gaughan ist an einem Symposium des Marktforschungsinstitut hart mit den Grössen der IT-Industrie ins Gericht gegangen. Dabei legte er vor allem den Fokus darauf, was Microsoft, Oracle, IBM und SAP ihren Kunden jeweils nicht sagen. Hier sind die wesentlichen Punkte seines Vortrags: Microsoft will vor allem Windows und Office schützen. Microsoft ist ein Plattform-Anbieter, dessen primäres Ziel es ist, seine hochgradig lukrativen Monopole Windows und Office zu schützen. Gleichzeitig etabliert der Konzern neue Plattformen, von denen die Kunden nachher nur schwer wieder loskommen. Solche neuen Funktionen lässt Microsoft für Nutzer der Kernplattformen «eintröpfeln», die neuen Produkte dienen aber nur zum Schutz des Kerns. Gaughan rät zu extremer Vorsicht vor dem Umstieg auf Office 365; Kunden sollten tunlichst nicht in eine «Alles von Microsoft»-Mentalität rutschen. Die Produkte von Oracle arbeiten nicht wirklich gut zusammen. Oracles Vertriebsmannschaft versucht ausgesprochen aggressiv, eine Suite von Produkten an den Kunden zu bringen, hat aber weniger Integrationspunkte als SAP. In Wahrheit wird die Integration meist komplett dem Anwender überlassen. Oracle verrate meist auch nur wenig über seine längerfristigen Roadmaps aus Angst, bestehende Produkte zu kannibalisieren, so der Gartner-Mann. Das Unternehmen mache mehr als 90 Prozent seiner Gewinne mit Wartungsgebühren und werde alles unternehmen, damit das so bleibt. Gaughan wundert sich, warum so viele Anwender weiterhin mit Oracle arbeiten, obwohl die Ellison-Firma «der schwierigste Anbieter von allen» ist. Lesen Sie auf der nächsten Seite: Was Gaughan über IBM und SAP frotzelt IBM will die IT-Strategie des Kunden beherrschen. IBM stellt sich zwar gern als Vordenker dar, verkauft aber letztlich vor allem IT-Dienstleistungen. Um dieses Business zu treiben, versuchen «Big Blues» Account-Manager gern, die Kontrolle über die IT-Strategie eines Kunden zu erlangen, um diesem dann neue Produkte reinzudrücken. Gaughan rät stattdessen eher zu einer kollaborativen, partnerschaftlichen Herangehensweise. Schliesslich verwirrt SAP seine Kunden mit seinen Preisen. Viele Kunden wenden sich an Gartner mit der Bitte um Hilfe bei SAPs Preisen und Lizenzen, unter anderem weil der Walldorfer Konzern unübliche Bedingungen für Kosten von Daten verwendet. Die grosse Umstellung der Kunden vom alten R/3-System auf die neue Business Suite sei praktisch durch. SAP müsse daher nun aggressiver mit den Maintenance-Gebühren werden; Gaughan rät Kunden daher dazu, diese jetzt möglichst lange festzuschreiben. Zusammenfassend sagte der Gartner-Experte überdies, dass die Innovation in den vier grossen IT-Konzern vor allem in ihren Forschungsabteilungen stattfinde. Ihr tatsächliches Ziel sei es, den Status Quo so lange wie möglich aufrechtzuerhalten.



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