28.08.2015, 12:04 Uhr

Kanton Wallis lanciert Patientendossier

Das zweite elektronische Patientendossier der Schweiz geht Anfang September im Kanton Wallis ans Netz. «Infomed» hat sich verzögert und ist teurer geworden als geplant.
Am 1. September 2015 lanciert der Kanton Wallis sein elektronisches Patientendossier «Infomed». Dann können alle Patienten ihre medizinischen Daten in der virtuellen Akte ablegen lassen. Wie der Kanton mitteilt, ist das Dossier für die Patienten freiwillig und kostenlos. Für die Adaptation und Verbreitung soll eine Informationskampagne sorgen, die in Arztpraxen, Spitälern und im Web für «Infomed» wirbt.
Die medizinischen Leistungserbringer werden teilweise zur Unterstützung des Dossiers gezwungen. So ist die Teilnahme der Spitäler innerhalb einer Frist von drei Jahren obligatorisch, für Pflegeheime ebenfalls (Frist von fünf Jahren). Freiwillig ist die Beteiligung der Gesundheitsfachpersonen aus dem ambulanten Sektor, etwa Apotheken, Ärzte mit eigener Praxis und Physiotherapeuten. Diese Gruppe sollen laut dem Projektplan ab Ende Jahr zur Teilnahme motiviert werden.

Projekt teurer und verzögert

Die öffentliche Lancierung von «Infomed» markiert laut Projektplan den Abschluss der vierjährigen Umsetzungsphase. Der Kanton hatte die Portal-Entwicklung im Jahr 2011 ausgeschrieben. Im Folgejahr erhielt die Schweizer Tochtergesellschaft der französischen Informatikfirma SQLI den Zuschlag. Für das Programm «Idéo Santé» wurden damals 2,3 Millionen Franken veranschlagt. Heute spricht der Kanton von 4,0 Millionen Franken für die «anfänglichen Investitionen», in denen allerdings auch die Löhne des Projektteams sowie die beiden ersten Betriebsjahre einbezogen sind. Im Anschluss an die Evaluation von Infomeddurch die Berner Fachhochschule im Jahr 2013 hiess es noch, die Plattform werde vor Anfang 2014 zum Einsatz bereit sein. Damals lief eine Pilotphase. Wie es seitens des Kantons jetzt heisst, waren Ende Juli 2015 mehr als 40'000 Dokumente für die 110 teilnehmenden Ärzte verfügbar. Nun sollen sowohl die Zahl der abgelegten Daten als auch die Zahl der Leistungserbringer rasant steigen. «Infomed»-Projektleiter Alexandre Gnaegi zählt auf den Einsatz und das Vertrauen der Patienten und Gesundheitsfachpersonen, um das elektronische Patientendossier im Wallis zum Erfolg zu verhelfen. Bis anhin ungeklärt ist die weitere Finanzierung des Portals. Der Kanton schätzt die Betriebskosten auf 900'000 Franken für das Jahr 2016. Diese Summe ist laut Esther Waeber-Kalbermatten, Vorsteherin des Departements für Gesundheit, Soziales und Kultur des Kantons Wallis aufzuteilen unter den Partnern im Gesundheitswesen. Aktuell laufen Gespräche über die Struktur, die den künftigen Betrieb des Patientendossiers sichern wird.



Das könnte Sie auch interessieren