15.08.2014, 13:02 Uhr

IT-Infrastruktur der Armee ist teuer - dabei ist sie nur Mittel zum Zweck

Rechenzentren und ein eigenes Mobilfunknetz: Die Armee gibt über 3 Milliarden für die IT aus, schreibt der Blick. Die Meldung ist zwar richtig, aber alt. Computerworld weiss, dass auch dieser Betrag nur Teil eines übergeordneten Ziels ist.
Weil die Schweizer Armee auf vernetzte Operationen setzt, braucht sie eine neue IT-Infrastruktur
Der Blick schreibt: 3,3 Milliarden Franken investiert die Armee in nächster Zeit in ihre IT. Mit neuer Infrastruktur möchte die Armee gewährleisten, auch einsatzbereit zu sein, wenn zivile Netze versagen. Genannt wird das Projekt «Fitania». Verständlich sorgt das in der Bevölkerung für Aufregung, denn da kommt einiges zusammen, das in letzter Zeit keine harmonische Gesellschaft bildete: Steuergelder, Bund, IT. Bloss: die Meldung ist alt, das meiste kommunizierte das VBS bereits an seiner Jahresmedienkonferenz im Dezember 2013. Die Dokumente die der Blick fand, fassen diese Projekte aber gut zusammen, weswegen wir hier auch eine kurze Übersicht geben. Die neue Armee-IT-Infrastruktur soll aus drei Komponenten bestehen:
  • ein Rechenzentren-Verbund
  • ein zusammenhängendes Übertragungsnetz
  • ein mobiles Kommunikationsnetz

Rechenzenter-Verbund

Die Rechenzentrum-Landschaft in der Bundesverwaltung ist heterogen und ineffizient. Das sagen nicht wir, sondern Peter Fischer, Delegierter für die Informatiksteuerung des Bundes (ISB). Der Bundesrat beschloss deshalb im Juli, dass das VBS 3 Rechenzentren bauen darf, die 900 Millionen Franken kosten sollen. Zwei davon sind für den militärischen Gebrauch, die Standorte sind geheim. Ein drittes wird zivil- und armeetauglich sein und in Frauenfeld gebaut. Ob die 900 Millionen Franken eingehalten werden können, ist aber unsicher. Um bis zu 25 Prozent können die Kostenprognosen bei solchen Grossprojekten variieren, teilt uns ein Bundesangestellter mit.

Zusammenhängendes Übertragungsnetz

Das «Führungsnetz Schweiz» ist ein standortgebundenes Netz auf Basis von Glasfaserkabel- und Richtfunkverbindungen. Um diese Leitungen zu verbessern, investiert der Bund seit Jahren einen tiefen dreistelligen Millionenbetrag. Um die Verfügbarkeit hoch zu halten, werden verschiedene Verbindungen redundant aufgebaut. Im Endausbau wird das Netz eine Länge von knapp 3000 Kilometern und rund 300 Benutzerstandorte umfassen. Das ausgebaute Netz soll es erlauben, Daten verschlüsselt zu transportieren, und zwar zwischen jedem einzelnen Standort. An der Jahresmedienkonferenz teilte die Armee mit, dass sie sich mit 600 Millionen Franken am Bau beteiligen soll, restliche Kosten würden auf zivile Partner abgewälzt.

Telekommunikation der Armee

Das Herzstück der neuen IT-Infrastruktur ist ein eigenes Mobilfunknetz. Mit diesem sollen Daten bis zu den mobilen Teilen der Armee transportiert werden, wenn die Netze der Schweizer Telcos versagen. Im Gegensatz zu bisherigen Lösungen soll dieses technologisch auf dem neusten Stand sein und auf einer einheitlichen Plattform aufbauen. Die Kosten werden auf 1,8 Milliarden Franken geschätzt. All diese Projekte sind aber nur Teil von etwas Grösserem, das als «Neo» (Network Enabled Operations) bekannt ist. Konkret geht es darum, die Schweizer Armee ins 21. Jahrhundert zu führen. «Vernetzte Operationsführung» nennt die Armee das Papier, welches der Computerworld exklusiv vorliegt. 9 Milliarden Dollar will VBS-Chef Ueli Maurer dafür investieren, «Fitania» sorgt lediglich für die IT-Kerninfrastruktur. Die Armee der Zukunft, heisst es im Dokument, verschiebe sich weg von doktrinalen Faktoren hin zur Informationsverarbeitung. Nicht mehr die Truppenstärke sei entscheidend, sondern dass schnell effizient reagiert werden kann.  Bis «Neo» gemäss heutigen Plänen umgesetzt ist, wird es noch rund 15 Jahre dauern, weswegen die Eidgenössische Finanzkontrolle warnt, dass die Armee damit hohe Risiken eingeht.



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