27.03.2014, 14:25 Uhr

ICTswitzerland mit Mut zum Risiko

ICTswitzerland ist durch ihr gutes Arbeiten in den letzten Monaten euphorisiert, es entwickelt sich ein immer stärkeres «Wir-Gefühl» in der Szene. Da muss es auch erlaubt sein, gross zu denken.
Die Schweizer ICT-Branche scheint ein immer stärkeres «Wir-Gefühl» zu entwickeln. Entsprechend können die Ziele höher gesteckt werden
Bei ICTSwitzerland scheint man in ein Fass voll Selbstvertrauen gefallen zu sein. Denn an der gestrigen Delegiertenversammlung des Dachverbands der Schweizer ICT herrschte eine Aufbruchsstimmung, die in keiner der 34 vorhergehenden Ausgaben erreicht worden sein dürfte. Dafür gibt es gute Gründe. Dem Verband ist es gelungen, sich als starke Marke zu positionieren, die in Bern und der ganzen Schweiz Resonanz findet, sagte FDP-Nationalrat und ICTSwitzerland Präsident Ruedi Noser. Und obwohl kürzlich bekannt wurde, ##{"type":"InterRed::Userlink","linktype":"b","linkoffset":0,"ziel_ba_name":"cwx_artikel","bid":0,"cid":0,"extern":"","fragment":"","t3uid":"65375","page":0,"text":"dass nur nur wenige ITler in der Wandelhalle beliebig ein- und ausgehen d\u00fcrfen","target":"_top","alias":"","_match":"","_custom_params":[]}#!, fand Noser, dass man mittlerweile erfolgreiches Lobbying betreibt. «Darum brauchen wir nun neue Themen». Bedeutet: nicht nur in den Köpfen der Politiker, sondern auch in denen der restlichen Schweiz präsent sein. Wie man das anstellen will, darüber wusste von den Anwesenden aber niemand Bescheid. Und zu denen gehörten ein Bunter Mix von Vertretern von Anwender- und Anbieter-Unternehmen, politischen Organisationen und Verbänden. Ein bisschen Namedropping: Microsoft-Schweiz-CEO Petra Jenner war da, genauso wie Roland Leuenberger, Managing Direktor der UBS, Ergon-CEO Patrick Burkhalter, Green-CEO (und Neu-Vorstandsmitglied) Franz Grüter, Emmi-CIO Heinz Hodel, oder Marcel Schwerzmann Regierungsrat des Kantons Luzern. Klar schien den Anwesenden nur, dass es sicher nicht vorteilhaft ist, wenn die Beschaffungsflops des Bundes Dauerthema in den Boulevardmedien sind, die Verdienste der IT aber nicht gewürdigt werden. Einen ersten wichtigen Schritt in die richtige Richtung machte der Nationalrat letzte Woche, als er die Beschaffungsproblematik thematisierte und den Bundesrat aufforderte, endlich zu handeln.

Noser und Flatt mit grossen Zielen

Voller Begeisterung sprach Ruedi Noser auch von seinem geglückten CeBit-Projekt, bei dem er es hinbekam, 150 namhafte Vertreter der Schweizer ICT-Branche in ein Flugzeug zu setzen und nach Hannover zu fliegen. Nächstes Jahr sollen es bereits zwei Flugzeuge sein, auch über ein tägliches Lufttaxi wird offenbar nachgedacht. Und 2016 will man dann als Gastland auftreten. Das liegt zwar mehr in den Händen der CeBit-Verantwortlichen, aber Noser ist überzeugt, dass die Schweiz ein solches Engagement an den Tag legt, dass sie eigentlich nicht übergangen werden kann. Für die Branche seien Auftritte an der CeBit deshalb essenziell, weil der nächste Schritt der Schweizer IT-Unternehmen sein muss, nicht nur im Binnenmarkt, sondern auch im Exporteschäft erfolgreich zu sein. Wie wichtig dieses bereits ist, ##{"type":"InterRed::Userlink","linktype":"b","linkoffset":0,"ziel_ba_name":"cwx_artikel","bid":0,"cid":0,"extern":"","fragment":"","t3uid":"65402","page":0,"text":"zeigt eine Studie","target":"_top","alias":"","_match":"","_custom_params":[]}#!, die der Verband kürzlich herausgegeben hat.  Ähnlich euphorisch wie Noser klang dessen Vizepräsident Thomas Flatt, der seine ICT Awards dieses Jahr nochmals deutlich ausbauen möchte. Reisten 2012 noch 700 und 2013 800 Personen ins KKL Luzern, sollen es dieses Jahr 1000 werden. Lesen Sie auf der nächsten Seite: beim Fachkräftemangel ändert die Stimmung

Beim Fachkräftemangel ändert die Stimmung

Joerg Aebischer änderte die Stimmung des Anlasses ein wenig. Durch die Annahme der Zuwanderungsinitiative gerate der Fachkräftebedarf ins Wanken, sagte der Geschäftsführer von ICT-Berufsbildung Schweiz. Zwar hat der Verband bereits vieles versucht, den Nachwuchsbedarf zu decken und will bis 2020 die Anzahl Lehrstellen von 8000 auf 12 000 erhöhen, doch wie beim CeBit-Gastland kann der Verband hier nur begrenzt Einfluss nehmen. «Der ICT-Fachkräftemangel besteht bei den Unternehmen, nicht beim Verband», sagte Aebischer darum. Es ist zu hoffen, dass einige der Anwesenden den Wink verstanden haben und reagieren werden. Der Verband jedenfalls versucht sein Bestes und hat in diesem Jahr zwei Schwerpunkte, um den Nachwuchs zu fördern. Einerseits die BEA Expo in Bern und im Herbst, erstmalig, eine Award-Night. An dieser werden nicht nur die besten ICT-Abschlüsse prämiert, es werden auch 300 sogenannte «High-Potentials» anwesend sein, also die jungen Informatiker mit den besten Abschlüssen des Landes. Eine bessere Chance für ICT-Unternehmen, Nachwuchs zu rekrutieren, gibt es in der Schweiz nicht. ICTswitzerland scheint angetrunken von den bisherigen Erfolgen und möchte getreu dem Olympischen Motto Citius, altius, fortius immer schneller, höher, stärker werden. Das war nicht nur den Aussagen des Vorstands zu entnehmen, sondern auch dem Budget. Dieses Jahr will man sowohl beim Ertrag wie auch beim Aufwand die Millionengrenze sprengen, im Vergleich zum letzten Jahr eine Steigerung um rund 250 000 Franken.

Die ganze Schweiz erobern

Um aber wirklich die Schweizer ICT vertreten zu können, hat der Verband erkannt, dass es nicht nur neue Reize beim Themensetting und ambitiöse Projekte braucht, sondern noch ein wichtiges Puzzleteil fehlt. Bisher ist ICTswitzerland vor allem eine deutschschweizer Angelegenheit, Romands und Tessiner bleiben praktisch aussen vor. Die nächste Delegiertenversammlung soll darum in der Westschweiz stattfinden. «Und dann kommen mehr Leute wie dieses Jahr», forderte Noser. Denn dieses Jahr blieben ein paar wenige Stühle leer, mit rund 90 Anwesenden konnte die Zahl aus dem Vorjahr zwar gesteigert werden, es bleibt aber noch Luft nach oben. Obwohl also sehr vieles sehr gut läuft, bleibt Spielraum für Verbesserungen.



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