08.11.2016, 13:42 Uhr

IBM hat in Solothurn ausgedient

Die Solothurner Steuerverwaltung leistet sich für 17 Millionen Franken ein neues Steuersystem. Zum Handkuss kommt KMS Kriens mit NEST.
Die Solothurner Steuerverwaltung erhlt definitiv ein neues IT-System. Für 17 Millionen Franken. Der Kantonsrat hiess den Antrag des Regierungsrats ohne Gegenstimme gut. Auch die Tatsache, dass der Kanton ursprünglich mit zwölf Millionen Franken rechnete, liess keinen der 92 Parlamentarier dagegen votieren. Den Preisunterschied erklärt Thomas Burki, Chef Amt für Informatik und Organisation in Solothurn: «Nach den Vorstudien in den vergangenen Jahren sind wir von ungefähr 12 ? 13 Millionen Franken für die eigentliche Lösung ausgegangen. Im jetzigen Verpflichtungskredit sind jetzt aber auch die Kosten für Arbeitsplatzanpassungen und die externe Unterstützung (Gesamtprojektleiter-in, Qualitätssicherung und Risikomanagement, Vertragsgestaltung sowie prozess- und Organisationsentwicklung) inbegriffen.» Solothurn braucht ein neues System, weil die bisherige elektronische Steuerlösung INES von IBM Schweiz seit 21 Jahren im Einsatz ist. Im Jahr 2020 wird der befristete Wartungsvertrag mit IBM auslaufen, der tägliche Betrieb ist danach nicht mehr gewährleistet. Deswegen wurde ein neuer Partner gesucht, lediglich zwei Firmen bewarben sich für den Auftrag. Den Zuschlag erhielt KMS mit dem Produkt NEST. Den Namen des unterlegenen Konkurrenten erfuhren wir nicht. Es handelt sich aber um eine Schweizer Firma und da kommen nebst KMS nur Ruf Informatik und VRSG in Frage. Die Lösung von KMS sei klar die günstigere gewesen, sagt Thomas Burki.  Bei KMS in Kriens kommt man derzeit kaum dazu, die Champagnerflaschen kalt werden zu lassen. Beinahe gleichzeitig entschied auch der Kanton Zug, als INES-Nachfolger auf NEST zu setzen. «Erst einmal feiern wir diesen Zuschlag, dann machen wir uns an die Arbeit. Unsere Auftragsbücher sind für die nächsten zwei bis drei Jahre voll. Und wir werden weitere Stellen schaffen», sagte KMS-CEO Erich Kleinhans zu den jüngsten Erfolgen. Mit den Neuzugängen ist Nest in 14 Kantonen und rund 400 Schweizer Gemeinden im Einsatz. Im Kanton Solothurn gehen von den 17 Millionen Franken 8,5 Millionen für die Lizenzkosten drauf, wie der Botschaft des Regierungsrats zu entnehmen ist. Fünf Millionen kosten die Dienstleistungen von KMS. 1,4 Millionen Franken sind für externe Projektmanagementkosten veranschlagt, 1,2 Millionen Franken für Hardware, rund 400?000 für Schnittstellenanpassungen und mit 330'000 Franken werden Reserven für Unvorhergesehenes gebildet. Die jährlichen Kosten für Wartung und Support betragen 953?204 Franken. Nach sieben Jahren soll das System abgeschrieben sein. Wie lange es im Einsatz sein wird, kann Thomas Burki nicht sagen.  Die Steuererklärung soll mit NEST nicht nur elektronisch erfasst, sondern mit den Belegen über eine Schnittstelle auch elektronisch dem Steueramt übermittelt werden können. Thomas Burki freut sich zudem über geringere Kosten. Die bisherige IBM-Lösung sei zwar durchaus funktional, aber nur in Solothurn und Zug im Einsatz gewesen. Bei Änderungen an der Software, nötig geworden beispielsweise durch Gesetzesänderungen, hätte man die Kosten durch zwei teilen müssen. Nun würden sich sämtliche NEST-Kantone an allfälligen Anpassungen beteiligen.  Solothurns Finanzdirektor Roland Heim (CVP) sprach von einem «Jahrhundertwerk» für das Steueramt. Der Regierungsrat schliesst nicht aus, dass es während der Migrationsphase (2016-2020) zu Rückständen bei den jährlichen Steuerveranlagungen und Qualitätseinbussen kommen kann. Mit dem jetzigen Personal sei die Ablösung nicht zu stemmen, weswegen auf temporäre Massnahmen gesetzt werde. Deren Kosten sind in den 17 Millionen inbegriffen.



Das könnte Sie auch interessieren