11.12.2012, 14:20 Uhr

Huawei profitiert von Nokias Absturz

Huawei baut in Finnland ein Forschungszentrum. Der Ort ist kaum zufällig gewählt, denn dank Nokias Stellenabbau gibt es dort einen Fachkräfteüberschuss.
Huawei eröffnet in Finnland ein Forschungszentrum, sieht sich in der EU aber mit schwerfen Vorwürfen konfrontiert.
Knapp 85 Millionen Franken investiert Huawei, um in Helsinki ein Forschungszentrum zu bauen. Der chinesische Technologiekonzern will sich dort zunächst auf die Entwicklung von Software für Smartphones und Tablets mit Android und Windows 8 konzentrieren, wie er in einer Mitteilung schreibt.  Das «offene und innovative Umfeld in Finnland»  sei für Huawei «ein idealer Ort», um Forschung und Entwicklung «insbesondere mit Blick auf mobile Endgeräte» zu stärken, erklärt der Konzern. Es gibt aber vermutlich noch einen anderen Grund für die Standortwahl. Finnland ist die Heimat Nokias, die bis Ende 2013 wegen eines schlechten Geschäftsgangs 10 000 Arbeitspltze streichen müssen. Damit dürften in Finnland in Kürze genug Fachkräfte verfügbar sein, die Huawei rekrutieren kann. Für ihr Forschungszentrum haben die Chinesen zuerst 30 Angestellte eingeplant, binnen Jahren soll die Zahl auf 100 anwachsen.

Huawei und ZTE im Visier der EU

Huawei steht momentan auch wegen einer anderen Nachricht im Fokus: Ein Bericht einer EU-Kommission sagt, dass die chinesischen Telekommunikationsausrüster Huawei und ZTE unfaire Wettbewerbsvorteile im europäischen Mark hätten. Dies, weil sie von der chinesischen Regierung finanziell unterstützt würden. Darum prüft die EU, ob eine formelle kartellrechtliche Untersuchung gegen Huawei und ZTE durchgeführt werden soll. Dieser Bericht wurde dem «Wall Street Journal» zugespielt und gemäss der Zeitung steht darin als Grund für die eventuelle Klage, dass im stark umkämpften europäischen Telekommunikationsmarkt jede Form von Bevorzugung sofort zu einem unfairen Vorteil führen würde. Laut EU-Dokument würden Huawei und ZTE Produkte mindestens 35 Prozent unter dem Marktpreis anbieten. Sollte dies geschehen, wäre es das erste Mal, dass die Europäische Union ohne eine Beschwerde aus der Privatwirtschaft aktiv werden würden. Dabei könnte allerdings ein «Handelskrieg» drohen, denn es ist nicht anzunehmen, dass die chinesische Regierung zuschaut, wenn zwei ihrer renommiertesten Unternehmen Ziel einer Untersuchung werden. Erst vor zwei Monaten mussten sich die beiden Unternehmen gegen Kritik aus den USA wehren, welche Huawei und ZTE Spionage-Absichten vorwarfen. Die chinesische Regierung reagierte darauf scharf und verurteilte das Vorgehen der Amerikaner.



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