31.10.2014, 10:30 Uhr

Hitachi erfindet sich neu

Am Hitachi Information Forum in Baden präsentierte sich Hitachi als Unternehmen der Zukunft
Der Anbieter für Speicherlösungen Hitachi Data Systems hat sich am diesjährigen Hitachi Information Forum auffallend anders präsentiert wie noch vor einem Jahr. Damals referierten die Exponenten der Firma über Entwicklungen im Storage-Bereich, zeigten Grafiken zu Umdrehungszahlen und Speicherkapazitäten und kündeten mit Helium gefüllte Festplatten an. Dieses Jahr war alles ganz anders. Das Internet der Dinge und die digitale Transformation dominierten den Event, der wie auch letztes Jahr vom charmanten und witzigen Georgios Rimikis, Manager Solution Strategy Germany, von Hitachi Data Systems moderiert wurde.

Gunter Dueck redet den Managern ins Gewissen

Zum Auftakt referierte Dr. Gunter Dueck über die digitale Transformation und die Herausforderungen an das Management. Mit viel Scharfsinn und Wortwitz machte er den über 300 Teilnehmern klar, dass die von allen Seiten geforderte digitale Transformation alter Kaffee sei. Er habe schon vor acht Jahren über Business Oriented Architecture gesprochen, jetzt heisst es einfach Business Defined IT – aber das Grundproblem bleibt: Es wird nicht umgesetzt. Das Problem ortet Dueck in der Manager-Kaste aber auch bei den IT-Abteilungen selber. Fehlende Flexibilität sowie die falsche Herangehensweisen an die Herausforderungen seien Schuld daran, dass es nicht vorwärts gehe. Er sieht den «Business Case» als die Lebenslüge des Managements.
Von der Unternehmensleitung werden Verbesserungen gefordert (Verbesserungsinnovationen) aber gleichzeitig müssen diese via Kosteneinsparungen (Effizienzinnovationen) durchgeführt werden. Für Dueck ist das Humbug: «Belügen Sie sich nicht selber» lispelte mit seinem unverkennbaren sanften Duktus ins Publikum. Er forderte mehr emotionale Intelligenz in Unternehmen. Etwas, dass auf Grund der industrialisierten Ausbildung an den Universitäten, auch durch die Bologna-Reform, total abhanden gekommen ist. «Die heutigen Absolventen sind grandios im Auswendiglernen und Abrufen des Gelernten, haben aber keinen Blick mehr fürs Ganze» bemerkte er im anschliessenden Gespräch mit der Computerworld.

Hitachi ist für Internet of Things gerüstet

Wenig beeindruckt von den Ausführungen von Dueck zeigte sich daraufhin Hicham Abdessamad, Senior Vice President von Hitachi. In seiner Präsentation über Business defined IT geizte er nicht mit Ausführungen zur Potenz der Hitachi Gruppe für die Zukunft. Denn die Firma ist ja nicht nur im Storage-Geschäft tätig, im Portfolio der Hitachi Group sind auch Medizinalgeräte, Kameras, Maschinen, Züge, und weitere High-Tech-Gerätschaften zu finden. Und alle diese Geräte sind oder können mit Sensoren ausgestattet werden. Diese sind billig in der Produktion. «Wenn wir von Internet of Things sprechen, dann reden wir von Alltagsgegenständen, nicht von Software» sagt Abdessama. Und daher sieht er Technologiefirmen gegenüber Softwarefirmen im Vorteil. «Wir haben das Wissen, wie man Sensoren in Geräten verbaut, genauso wie die ABB.» Google zum Beispiel kann sich dieses Wissen im Moment nur mit Zukäufen aneignen. Für Abdessama ist der Weg vorgegeben: Das Internet of Things und die damit einhergehende Interkonnektivität der Geräte wird einen positiven Innovationsschub auslösen und die Welt verbessern. Und Hitachi will dabei sein und bieten dazu auch Produkte an, zum Beispiel die optimierte Hitachi Unified Compute Platform, mit der flexibel auf Anforderungen aus dem Business reagiert werden kann. Auf der nächsten Seite: Das sagt der neue Hitachi-Schweiz-Chef Martin Schnider.

Zurück zur Basis

Im Gespräch mit Martin Schnider, dem Country Manager von Hitachi Schweiz und Daniel Dalle Carbonare, inzwischen Verantwortlicher für die Central Region, wird schnell klar, dass im hart umkämpften Markt und an der Basis andere Herausforderungen gestemmt werden müssen. «Als fernöstlich geprägtes Unternehmen setzen wir nach wie vor auf Beständigkeit und wollen mit Kontinuität und besten Produkten unsere Kunden überzeugen» sagt Schnider. Für ihn ist wichtig, dass die Systeme von Hitachi nach wie vor erste Wahl bei der Basis-Infrastruktur bleiben. Und Daniel Dalle Carbonare fügt an: «Wir bleiben ein Top-Level-Infrastrukturanbieter, dort investieren wir auch viel». Gerade auch in der streng regulierten Finanzbranche sind Private-Cloud-Lösungen nach wie vor sehr wichtig und gefragt. Und Hitachi ist in diesem Segment mit diversen Angeboten auf dem Markt präsent. Zum Beispiel mit einer Managed Private Cloud-Lösung die auch von mobilen Anwendern genutzt werden können. Den weiteren Entwicklungen kann Schnider nur Positives abgewinnen. «Es ist natürlich toll, in einem Unternehmen zu arbeiten, dass für die Zukunft gerüstet ist». Schnider hat erst im Juli den Posten des Country Managers übernommen, vorher war er für IBM tätig. Man darf gespannt sein, wie sich Hitachi am nächsten Information Forum präsentiert. Denn über etwas waren sich alle einig: Die Veränderungen in der Branche geschehen momentan rasend schnell - nur wer gerüstet ist, wird bestehen.

Interessante Breakout-Sessions am Nachmittag

Abgerundet wurde der Morgen des Hitachi Information Forum durch einen interessanten Einblick von Andreas Kranabitl des Detailhandelskette SPAR. Für ihn ist das nahtlose und positive Kundenerlebnis die grosse Herausforderung. Die verschiedenen Tochpoints (App, Mail, Social Media und das physische Einkaufen) müssen aufeinander abgestimmt werden. Dazu setzt SPAR die Echtzeitanalyse SAP-HANA auf Hitachi-Infrastruktur ein. Für ihn ist Agilität und Innovation ganz wichtig. «Wir müssen schneller an den Markt und schneller auf Veränderungen reagieren». Der Nachmittag stand dann ganz im Zeichen der ingesamt zwölf Breakout-Sessions, in dem es an Eingemachte ging und Use Cases der anwesenden Partner-Firmen besprochen wurde. Abgerundet wurde der Tag durch die Special Guests Gilbert Gress und Rainer Maria Salzgeber, die versuchten, einen Brücke zwischen Fussball und der Cloud zu schlagen.



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