Hasso Plattner 14.02.2014, 17:22 Uhr

«SAP ist zu kompliziert, zu zögerlich, zu bürokratisch»

Hasso Plattner weiht SAPs neues Innovationszentrum in Potsdam ein. "Wir sind zu kompliziert, zu zögerlich, zu bürokratisch". Das soll sich ändern.
SAP-Aufsichtsratschef Hasso Plattner auf der Einweihungszeremonie in Potsdam.
Plattner hatte leider sein Sakko vergessen und lief stattdessen im blauen Kuschelpullover zum Rednerpult. Dem Grandseigneur der SAP nimmt das niemand übel. obwohl die gesamte restliche IT- und Politprominenz in Frack und Kragen erschienen war: zum Beispiel SAP-Chef Bill McDermott, wie üblich geschniegelt und gestriegelt, der souveräne Technikguru Vishal Sikka und Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke, der sich im holprigen Politiker-Englisch brav für die Eröffnung von SAPs neuem Innovationszentrum in Potsdam bedankte. Insgesamt 17,5 Millionen Euro hat sich der ERP-Gigant seine Ideenschmiede kosten lassen. Das Land Brandenburg liess grosszügig 2,7 Millionen Euro an Unterstützungsgeldern springen. Dort sollen demnächst Ideen entstehen, die SAPs Weltmarktstellung festigen und ausbauen. Innovationszentren in Potsdam, Shanghai, Palo Alto, Bangalore und Tel Aviv sollen SAP die Zukunft sichern. Aber Geld allein reicht dafür nicht aus. In Potsdam, etwa eine halbe Autostunde von Berlin entfernt, setzt das Unternehmen auf den Magnet-Effekt. In der Haupstadtregion leben etwa 150.000 Studenten, und «die klugen Köpfe kommen nicht unbedingt ins ländliche SAP-Hauptquartier nach Walldorf», meinte Plattner. Das quirlige Berlin dagegen ist bekannt für seine innovative Startup-Szene. Mit seiner Standortwahl will SAP deshalb die besten Talente ins Unternehmen holen. 150 Kreativköpfe werden demnächst im Potsdamer Innovationszentrum arbeiten.

Plattner: «Lachsalven und Kritik geerntet»

typo3/sysext/rtehtmlarea/mod4/select_image.php?act=media_upload&mode=rte&bparams=%7Cdata_tt_news__65225__bodytext_%3A0%7Ctt_news%3A65225%3Abodytext%3A92%3A0%3A92%3A%7C&editorNo=data_tt_news__65225__bodytext_&sys_language_content=0&RTEtsConfigParams=tt_news%3A65225%3Abodytext%3A92%3A0%3A92%3A&uploadmagic=1# Plattner treibt seine SAP mit immer neuen Ideen voran. «Wie üblich schallten mir Lachsalven und Frotzeleien entgegen», erzählt er. Gemeint ist nicht die Echtzeit-Appliance Hana, die selbst unter SAP-Mitarbeitern lange Zeit als schrullige Idee des «Alten» belächelt wurde. Heute gilt Hana als Avantgarde-Technologie und wird weltweit von 2772 Unternehmen produktiv eingesetzt. Nein, dieses Mal waren es die Hana-Cafes, wo Kunden weltweit demnächst ihren SAP-Kaffee schlürfen sollen. «Wir werden in der Welt immer noch als grosses bürokratisches Technologie-Unternehmen wahrgenommen», so Plattner. «An der Qualität unserer Software gibt es nichts zu meckern, aber wir sind zu kompliziert». Mit Innovationszentren und Hana-Cafes soll das anders werden. SAP startet eine Öffentlichkeits-Initiative, verpasst seiner Software eine neue Bedienoberfläche und sich selbst ein neues Image, geht offen auf die Endanwender zu.

Auf eine Stange ins Hana-Cafe

Nun ist Kaffee ausschenken sicher einfacher, als 400 Millionen Zeilen ERP-Software neu zu programmieren. Beides hat zunächst nichts miteinander zu tun. Die Idee verliert jedoch etwas von ihre offensichtliche Schrulligkeit, wirft man einen Blick auf SAPs neue Hana-Projekte. Zusammen mit dem deutschen Fussballbund, dem TSG 1899 Hoffenheim und dem Fraunhofer IIS arbeitet Plattners Firma an einer Analyse-Applikation für Fussballtrainer - mit Performance-KPIs für jeden einzelnen Spieler. Auch das klingt zunächst recht exotisch. SAP hat vor, die Hana-Applikation an Fussballvereine zu verkaufen, und auch die fussballbegeisterten SAP-Endanwender in der Südkurve können dann per mobiler App die Spielzüge ihrer Mannschaft analysieren. Danach gehen sie vielleicht auf eine Stange ins Hana Cafe.



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