23.11.2015, 11:09 Uhr

Fusion zweier Bankomaten-Riesen

Der deutsche Geld- und Kassenautomatenhersteller Wincor Nixdorf soll amerikanisch werden. Der US-Konkurrent Diebold bietet 1,7 Milliarden Euro.
Der angeschlagene Geld- und Kassenautomaten-Hersteller Wincor Nixdorf steht kurz vor der Übernahme durch den US-Konkurrenten Diebold. Die Amerikaner wollen für den deutschen Konzern, dessen Name zum Teil in den des neuen Unternehmens einfliessen soll, bis zu 1,7 Milliarden Euro auf den Tisch legen. Konkret beläuft sich das Angebot auf 38,98 Euro in bar sowie 0,434 Diebold-Anteile je Wincor-Nixdorf-Aktie, wie die beiden Unternehmen am Montag in North Canton und Paderborn mitteilten. Die beiden Konzerne hatten bereits Mitte Oktober Gespräche über eine Übernahme bestätigt, waren dabei aber vage geblieben. Die Wincor-Nixdorf-Aktie wird bei der Transaktion nach Angaben der Unternehmen mit 52,50 Euro bewertet. Der tatsächliche Wert hängt von der Entwicklung der Diebold-Aktie und dem Euro/Dollar-Verhältnis ab. An der Börse sorgte die Nachricht über die Offerte für einen Kurssprung. Die im MDax notierten Wincor-Papiere legten im vorbörslichen Handel zeitweise bis zu 13,5 Prozent auf 52 Euro zu und waren damit so teuer wie seit Anfang 2014 nicht mehr. Die Aktie war Mitte August wegen der zuletzt zahlreichen Probleme bei Wincor Nixdorf bis auf 32,305 Euro gefallen.

Kosten sollen runter - Stellen so weit wie möglich bleiben

Dies hatte die Amerikaner auf den Plan gerufen, die hier eine günstige Einstiegsmöglichkeit in den europäischen Markt witterten. Diebold-Chef Andy Mattes hofft durch die Übernahme von Wincor dem Tempo bei der Veränderung der Branche standhalten zu können. Zudem betonte er, dass sich die beiden Unternehmen ideal bei der regionalen Verbreitung ergänzten. Er rechnet darüber hinaus damit, dass die jährlichen Kosten im gemeinsamen Konzern um 160 Millionen US-Dollar pro Jahr gedrückt werden können. Nächste Seite: Sanierungsprogramm bei Wincor Dabei soll es aber in Deutschland keinen wesentlichen Stellenabbau über das bereits bekannte Sparprogramm von Wincor Nixdorf hinaus geben. Durch die erhofften Folgen des Sparkurses soll die operative Rendite, also das was vom Umsatz als Ergebnis hängen bleibt, bis zum Ende des dritten Jahres nach Abschluss der Übernahme bei mehr als neun Prozent liegen. Zuletzt kam Diebold gerade mal auf knapp fünf Prozent. Beim Gewinn je Aktie vor Kosten für die Transaktion soll sich der Kauf der Deutschen bereits im zweiten Jahr positiv auswirken.

Bei Wincor läuft derzeit Sanierungsprogramm

Diebold ist ein Hersteller von Hard- und Softwaresystemen für Selbstbedienungsautomaten. Die Firma stellt etwa Geldautomaten oder Scannerkassen her und hat rund 16 000 Beschäftigte. Wincor Nixdorf gilt als weltweite Nummer drei der Branche. Das Unternehmen hatte bereits ein Sanierungsprogramm gestartet. Dazu gehört auch ein Stellenabbau. Von rund 9100 Arbeitsplätzen sollen rund 1100 Jobs gestrichen werden, davon 500 in Deutschland, wie das Unternehmen im April bekanntgegeben hatte. Zusammen kamen die beiden Unternehmen auf einen Jahresumsatz von zuletzt rund 4,8 Milliarden Euro. Der Konzern soll künftig Diebold Nixdorf heissen, wobei der rechtliche Firmensitz in North Canton (Ohio) liegen wird. Geführt werden soll das Unternehmen aus den Zentralen in Amerika und Paderborn. Konzernchef des neuen Unternehmens soll Mattes werden. Wincor-Nixdorf-Chef Eckard Heidlhoff werde eine aufsehende Funktion einnehmen. Der Finanzvorstand des deutschen Unternehmens, Jürgen Wunram, soll die Integration leiten.



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