31.08.2015, 16:16 Uhr

Europa hat ein Elektroschrott-Problem ? die Schweiz offenbar nicht

Zwei von drei Kilo Elektroschrott wird in der EU falsch entsorgt oder illegal verschoben, sagt eine Studie. Nur in der Schweiz scheinen sogar Schrottberge sauber zu sein, behaupten Verbände.
Rauschgift, Sklaven, Elektroschrott: Kriminelle Organisationen verschieben nicht mehr nur bekannte illegale Güter, sondern auch alte PCs oder Staubsauger, heisst es in einer Studie der Organisation CWIT (Countering WEEE Illegal Trade). In den 28 EU-Ländern soll im Jahr 2012 6,2 Millionen Elektroschrott falsch entsorgt worden sein. 4,7 Millionen Tonnen - das Gewicht einer Backsteinmauer zwischen Oslo und Süditalien - davon sollen in den EU-Ländern illegal verschoben worden sein. Mehr als zehnmal so viel, wie offiziell angegeben. Der Grund: In den Geräten stecken wertvolle Rohstoffe und Komponenten. Der Untersuchung zufolge sind deshalb in einigen Ländern auch das organisierte Verbrechen an der Verschiebung von Elektroschrott beteiligt. Zahlen dazu liefert die Studie nicht, der Interpol-Projektkoordinator David Higgins bezeichnet den Handel mit Elektroschrott als eine «hoch profitable Aktivität mit einem geringen Risiko, entdeckt zu werden». Lediglich 0,5 Prozent aller Fälle würden von Interpol geahndet. Die Studienautoren schätzen die entgangenen Einnahmen durch die Rohstoffe für die EU-Staaten auf bis zu 1,7 Milliarden Euro jährlich. Zudem sparen Hersteller und Recyclingunternehmen durch die illegale Entsorgung bis zu 600 Millionen Euro im Jahr. Auch wenn keine organisierte Kriminalität dahinter steckt, scheinen die Europäer Probleme zu haben, Recycling-Hinweise zu lesen. Nur jedes dritte Kilo Elektroschrott soll gemäss der Studie ordnungsgemäss entsorgt werden, was nebst den wirtschaftlichen Schäden zu grösseren Umweltproblemen durch austretende Gifte wie Quecksilber und Blei führt.

Schweiz mit besserer Quote (teilweise)

Saubermann auf dem Elektroschrottberg soll die Schweiz sein, glaubt man Zahlen der Stiftung Licht Recycling Schweiz und des ICT-Anbieterverbands Swico. Bis zu 95 Prozent soll hierzulande die Rücknahmequote von Elektroschrott betragen, heisst es in einer Mitteilung. Auf Nachfrage wird zugestanden, dass die Zahlen je nach Produkten sehr unterschiedlich seien. Handys beispielsweise würden nur zu 20 Prozent korrekt entsorgt. Allerdings würden diese wohl öfters noch in den Haushalten und in Gebäuden herumliegen und irgendwann entsorgt werden. Die Chancen, dass auch in der Schweiz illegal mit Elektroschrott gehandelt werde, seien zwar nicht ausgeschlossen, aber eher gering. Gemäss der CWIT-Studie gibt es allerdings auch in der Schweiz eine Lücke bei der Elektroschrott-Entsorgung von rund 30 Prozent.
In der Schweiz können Elektro- und Elektronik-Altgeräte dank der vorgezogenen Recyclinggebühr (vRG)  kostenlos zum Recycling abgegeben werden. Nebst rund 6000 Rücknahmestellen, einer jahrelangen Aufklärung der Bevölkerung und dem Status der Schweiz als Binnenland mit klaren Grenzen, die illegalen Ausfuhren von Elektroschrott erschweren, sei die vRG der Hauptgrund für das pflichtbewusste Recyceln von Herr und Frau Schweizer. Im vergangenen Jahr wurden in der Schweiz laut einer Studie 136 000 Tonnen Elektroschrott entsorgt – knapp 4 Prozent mehr als 2013. Der Schrottberg entspricht einer durchschnittlichen Menge von ungefähr 16,5 Kilogramm pro Einwohner. 57 Prozent des Gesamtgewichts entfielen auf Haushaltgeräte und Leuchtmittel, der Rest auf Altgeräte aus Informatik, Telekommunikation und Unterhaltungselektronik.



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