17.07.2012, 16:51 Uhr

EU droht Microsoft mit Milliardenstrafe

Weil Microsoft eine Vereinbarung mit der EU gebrochen hat, droht nun eine Strafe bis zu sieben Milliarden Dollar. Bereits vor einigen Tagen musste der Konzern eine Milliarde an die Europäische Kommission zahlen, weil sie ihre Wettbewerbsstellung ausnutzten.
In Redmond ist man momentan nicht gut auf die EU zu sprechen - umgekehrt aber auch nicht.
Dabei hatte der Tag so gut begonnen: Microsoft stellte sein neues Office vor und freute sich über positive Medienberichterstattung. Und nun ist man selber schuld, dass in den nächsten Tagen der Name Windows vermutlich eher mit Negativschlagzeilen behaftet sein wird. Grund ist eine Geschichte, die schon lange beendet sein sollte. Vor fünf Jahren beschwerte sich Opera bei der EU, dass Microsoft seinen Benutzern die Wahl des Browsers überlassen soll. Bis dahin war nämlich der Internet Explorer bei Windows standardmässig dabei, andere Anbieter wie Firefox, Netscape oder eben Opera hatten dadurch massive Marktnachteile. Die Klage war erfolgreich, Windows verpflichtete sich per 1. März 2010 ein Update zu schalten, das dem Nutzer ein Browser-Auswahlfenster bietet. Gesagt, getan, die Sache schien geklärt. Bis eben heute.

Browser-Monopol

Denn die EU hat ein Verfahren eingeleitet, da Microsoft diese Vereinbarung gebrochen hat. Anscheinend hat der Konzern das Browser-Auswahlfenster mit dem Service Pack 1 für Windows 7 (Februar 2011) nicht mehr ausgeliefert. Ein technischer Fehler sei daran schuld, erklrte Microsoft heute.  «Wir bedauern den Fehler und haben sofortige Schritte eingeleitet, um das Problem zu lösen», heisst es in der Mitteilung.   Weiter sagen die Redmonder, dass man bereits begonnen habe, wieder Software mit der Browser-Auswahl zu verteilen. Zudem erklärt sich Microsoft bereit, die Phase, in der diese Option angeboten werden soll, um 15 Monate zu verlängern. Die prompte Reaktion ist verständlich, denn erst vor einigen Tagen wurde der Windows-Hersteller von der EU zu einer Rekordbusse von 1,03 Milliarden Franken verurteilt. Grund: der IT-Riese missbrauchte im Zusammenhang mit der Herausgabe von technischen Informationen seine Vormachtstellung. Da ist es unverständlich, dass Microsoft den jetzigen Fehler am Ende doch noch heruntergespielt: «Die meisten Computernutzer besitzen frühere Versionen von Windows, so dass etwa 90 Prozent der PCs die Browserwahl-Software bekommen haben sollten», ist in ihrem Statement zu lesen.  

Drakonische Strafe droht

Ob diese Nachricht die EU zufriedenstellt, muss bezweifelt werden. «Millionen von Nutzern sind seit Februar 2011 nicht vor die Browserwahl gestellt worden», sagt EU-Wettbewerbskommissar Joaquín Almunia. Sie hätten dem Unternehmen vertraut und das war scheinbar ein Fehler, führt der Politiker aus,  «Wir nehmen die Umsetzung unserer Entscheidungen sehr ernst», klingt aus seinem Mund darum gar nicht gut für Microsoft. Auch nicht die Strafe, die in Aussicht gestellt wird: Zehn Prozent des Jahresumsatzes. Dieser betrug im letzten Jahr 69,94 Milliarden Dollar.



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