21.10.2016, 11:41 Uhr

Es ist an der Zeit, dass ICT-Unternehmen GAVs abschliessen

UPC garantiert ihren Mitarbeitern ab Januar Mindestlohn, längeren Mutter-/und Vaterschaftsurlaub sowie rechtliche Sicherheit für Personalvertreter. Ausser den Telkos hält es bislang niemand in der ICT für nötig, auch einen GAV zu haben. Das muss sich ändern.
Erstmals in der Unternehmensgeschichte hat UPC Schweiz einen Gesamtarbeitsvertrag unterzeichnet. In Zusammenarbeit mit der Gewerkschaft syndicom sollen faire und moderne Arbeitsbedingungen für Mitarbeiter garantiert werden. Der GAV tritt am 1. Januar 2017 in Kraft.
Neu erhalten UPC-Mitarbeiter in der Schweiz einen Mindestlohn von 57‘600 Franken brutto. Von den knapp 1300 Angestellten profitieren allerdings weniger als zwanzig Personen, heisst es auf Nachfrage. Wesentlich mehr Einfluss hat da die Regelung, den Mutterschaftsurlaub von den gesetzlich festgeschriebenen 14 auf 17 Wochen zu verlängern. Der Vaterschaftsurlaub wird sogar verdoppelt – von fünf auf zehn Tage.
Für die Gewerkschaft syndicom ist aber die neuerdings klare Kompetenzregelung der Personalvertretungen der grösste Sieg. Im Gegensatz zu den Nachbarländern, wo der Betriebsrat von Gesetzes wegen enorme Befugnisse hat, sind Personalvertretungen in der Schweiz von den Unternehmen lediglich geduldet. Bei UPC wurde nun aber der gewerkschaftliche Firmenvorstand im GAV verankert. Personalvertreter haben einen absoluten Kündigungsschutz und müssen so nicht mehr um ihren Arbeitsplatz fürchten, wenn sie Forderungen durchsetzen, die dem Unternehmen betriebswirtschaftlich schaden. Zudem wurde der Sozialplan im Gesamtarbeitsvertrag verankert. Die Bedingungen bei UPC sind damit etwas fortschrittlicher als bei Swisscom und Sunrise, deren Gesamtarbeitsverträge in den nächsten Verhandlungsrunden allerdings angepasst werden.
UPC ist nach Swisscom und Sunrise die dritte Telekommunikationsfirma, die einen GAV ausgehandelt hat. Und auch die dritte ICT-Firma in der Schweiz, die einen hat. «Es ist nicht mehr tragbar, dass ICT-Unternehmen keinen GAV haben», sagt Giorgio Pardini Leiter Sektor ICT und Mitglied der Geschäftsleitung von syndicom. «Zwar zahlen die Firmen grundsätzlich hohe Löhne, doch kaum gibt es eine Krise, dürfte sich das ändern.» Gerade in Zeiten der Digitalisierung sei es wichtig, dass die Mitarbeiter Mitspracherechte haben, wenn es beispielsweise um die Gestaltung ihres Arbeitsplatzes geht.
Pardinis Ziel ist deshalb, mit weiteren Unternehmen GAVs abzschliessen, einen branchenübergeordneten lehnt er ab. Dafür seien die Firmen zu unterschiedlich aufgestellt. Im Fokus stünden derzeit Unternehmen mit mehreren hundert Mitarbeitern, bei einer Firma «reine ICT, aus dem Ausland, mit ca. 600-800 Mitarbeitern» sei man zuversichtlich, bald den Abschluss eines weiteren GAVs verkünden zu können.



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