25.09.2013, 12:33 Uhr

Der SBB-WLAN-Plan hat Schwachstellen

Seit Anfang Woche kann bei der SBB an drei Bahnhöfen gratis WLAN genutzt werden. Ärgerlich für sie, dass die Deutsche Bahn am Tag darauf Gratis-WLAN an über 100 Bahnhöfen ermöglichte. Doch die SBB-Kunden wollen ohnehin lieber schnelles Internet im Zug - das ist ein nur teilweise gelöstes Problem.
An Bahnhöfen kann gratis gesurft werden. Kunden wollen aber schnelles Internet im Zug - das ist ein Problem
Wer an den Bahnhöfen Bern Wankdorf, Burgdorf und Wetzikon auf Züge oder anderes warten muss, kann sich seit dieser Woche die Zeit mit kostenlosem WLAN vertreiben. Während einer Stunde dürfen Pendler gratis ins Internet, danach gibt es eine zweistündige Zwangspause. Reto Schärli, Mediensprecher   geht davon aus, dass eine Stunde für Reisende ausreicht, länger sei man nicht am Bahnhof. Mit diesem Projekt will der ehemalige Staatsbetrieb sein konservatives Image neuen Technologien gegenüber aufpolieren. Ein bisschen unglücklich darum, dass die Deutsche Bahn, in der Regel in vielen Bereichen hinter der SBB zurück, nur einen Tag später gratis WLAN an 105 Bahnhfen ermöglichte. «Dazu kann ich mich nicht äussern», sagt Schärli zu dieser Überschneidung. «Wir haben eine andere Agenda.» 

DB ist weiter

Diese besagt, dass Ende 2015 an 100 Bahnhfen gratis gesurft werden kann. Die Deutsche Bahn aber hat gemeinsam mit der Deutschen Telekom dieses Gratis-Angebot erarbeitet, warum geht das nicht auch in der Schweiz? «Das ist eine Frage des Geschäftmodells», sagt Swisscom-Sprecher Carsten Roetz. «Wir bieten verschiedene Hotspot-Modelle an.» In allen Coop-Restaurants beispielsweise gäbe es Gratis WLAN, Coop übernimmt dabei eine monatliche Gebühr und Swisscom kümmert sich um den Betrieb. Die SBB hat sich für ein anderes Angebot entschieden, sie will sich in Sachen drahtloses Internet unabhängig von den Telcos machen.  Tests von Newsnet haben gezeigt, dass das WLAN-Angebot an den Bahnhöfen gut funktioniert. Allerdings haben sich Leser beklagt, dass sie wenn sie nicht im Zug sind, wieder mit dem langsamen Internet vorlieb nehmen müssen. Lesen Sie auf der nächsten Seite: Strategiewechsel bringt wohl wenig

Repeater sollen es richten

Um dieses Problem anzupacken, hat bei den SBB ein Strategiewechsel stattgefunden. Ursprünglich war geplant, in Zügen kostenpflichtiges WLAN anzubieten. In 75 Zgen lief darum ein entsprechendes Projekt, 2014 hätten knapp 60 Züge dazukommen sollen. Hätten. «Mittlerweile haben wir uns für einen Strategiewechsel entschieden und setzen Repeater ein.» Das Problem an den Repeatern ? deren Kosten zum grössten Teil  von den Mobilfunkanbietern getragen werden ? ist aber, dass diese nur vorhandene Signale verstärken können. Die Swisscom erhöht zwar die Kapazität ihrer Antennen stetig, doch hat es keine Antenne, gibt es auch nichts zu verstärken. Und in der Strahlenverordnung ist festgelegt, wie viele Antennen in der Schweiz stehen dürfen. Das heutige Netz ist schon stark am Limit, Neubauten darum nahezu unmöglich.

Strategiewechsel bringt wohl wenig

Kommt dazu, dass ein Fernverkehrszug ? für den Nahverkehr sind aktuell keine Repeater vorgesehen ? vor allem zu Stosszeiten sehr gut gefüllt ist. Das bedeutet, dass sich viele Leute eine Mobilfunkzelle teilen, was auf die Kapazität geht. Man kann zwar mit LTE auf 150 Mbit/s gehen, doch weil durch die schnellere Geschwindigkeit auch immer mehr Menschen Videos streamen, bringt das nicht viel. Kommt noch hinzu, dass ein fahrender Zug immer wieder zur nächsten Zelle wechseln muss, beim Übergang kann es zu Problemen kommen. Ist beispielsweise eine Zelle bereits voll, ist man von der Breitbandversorgung abgeschnitten. Die Swisscom ist momentan zwar dran, mit alternativen Technologien zu experimentieren um einige dieser Probleme zu lösen. Dass die Internetnutzung im Zug aber jemals gleich gut möglich sein wird wie in nicht fahrenden Objekten, ist zu bezweifeln.



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