12.10.2011, 12:20 Uhr

«Der Fokus ist entscheidend»

Das Ende der Aiciti zieht einen Schlussstrich unter eine langjährige Tradition von ICT-Messen in Zürich. Computerworld.ch hat sich mit Cyrill Schmid unterhalten, Leiter der Schweizer Business-Software-Messe Topsoft – ein Gespräch über erfolgreiche und gescheiterte Veranstaltungen.
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Cyrill Schmid ist Messeleiter der Topsoft
Die Organisatoren der Aiciti haben vergangene Woche die Notbremse gezogen und ihre Zürcher ICT-Messe eingestellt. Comuterworld.ch hat bei Cyrill Schmid nachgefragt, was dies für ICT-Messen in der Limmatstadt bedeutet und wie die Zukunft solcher Veranstaltungen aussehen könnte. Schmid ist Messeleiter der Business-Software-Messe Topsoft, die im vergangenen Frühjahr noch parallel zur Aiciti stattgefunden hat. Computerworld: Werden Sie die Topsoft im kommenden Jahr in Zürich alleine veranstalten? Cyrill Schmid: Klar ist, dass die Topsoft nächstes Jahr vom 9. bis zum 10. Mai in Zürich ihre Tore öffnet. Die Messe wird aber nicht alleine respektive losgelöst stattfinden. Es wird Rahmenveranstaltungen geben, sinnvolle Ergänzungen zur Topsoft.
Computerworld: Was heisst das konkret? Schmid: Momentan ist hier noch nichts spruchreif. Wir werden aber andere Brands und Namen ins Boot holen. Der Fokus auf IT für KMU wird und muss allerdings bestehen bleiben.
Computerworld: Mit welchen Veranstaltern sind denn Kooperationen geplant? Schmid: Wir sind beispielsweise mit den Veranstaltern des eBusiness Kongresses im Gespräch, der auch im vergangenen Jahr im Rahmen der Aiciti stattgefunden hat. Es ist gut möglich, dass wir mit den Organisatoren der eBusiness-Konferenz auch im kommenden Jahr kooperieren. Computerworld: Vor kurzem ist die Berner Topsoft zu Ende gegangen. An der Veranstaltung gab es auch einen Social-Media-Park, der zusammen mit Blogwerk organisiert wurde. Ein Konzept, dass Sie sich auch fürs nächste Jahr in Zürich vorstellen können? Schmid: Ja, denn es gibt auf jeden Fall noch Möglichkeiten, den Social-Media-Park weiter auszubauen. Wir sind gerade dabei, dies noch weiter zu konkretisieren. Sobald etwas feststeht, werden wir dies kommunizieren.

Computerworld: Wann wird das sein?

Schmid: Innerhalb der nächsten Wochen.
Computerworld: Wie ist die Stimmung derzeit bei Ihnen bzw. den Veranstaltern der Topsoft? Immerhin zieht das Ende der Aiciti einen Schlussstrich unter eine knapp dreissigjährige Tradition von ICT-Messen in Zürich. Schmid: Einerseits ist es bedauerlich, dass es nicht funktioniert hat, verschiedene Veranstalter unter einem Dach zusammenzubringen und damit eine umfassende IT-Messe zu gestalten. Andererseits sehen wir uns mit der Topsoft darin bestätigt, dass die Zukunft den fokussierten Veranstaltungen gehört, die Fachwissen im Detail transportieren können.
Computerworld: Wo lagen denn Ihrer Meinung nach die Schwierigkeiten der Aiciti? Schmid: Die Idee dahinter war ja, mehrere Messen am gleichen Ort und zur gleichen Zeit durchzuführen. Aiciti hat hier als Dachmarke gedient. Vielleicht braucht ein solches Konstrukt einfach mehr Zeit, um akzeptiert zu werden. Möglicherweise hat es auch daran gelegen, dass die in Frage kommenden Veranstalter Angst vor einem Verlust der Eigenständigkeit hatten. Nächste Seite: Was bedeutet das Ende der Aiciti für die Topsoft? Computerworld: Was bedeutet das Ende der Aiciti nun für die Topsoft? Schmid: Wir fokussieren uns auf unsere eigenen Produkte. Das braucht weiterhin viel Einsatz, rundherum Inhalte und klare Themen. Dieser Fokus ist wichtig. Eine grundsätzliche Kursänderung haben wir nicht vor. Insbesondere wollen wir garantiert keine eierlegende Wollmilchsau aus dem Boden stampfen.
Computerworld: Welche Themen könnten Sie sich denn im Rahmen der Topsoft künftig vorstellen? Schmid: Zusätzlich zum Kernthema ERP sind Erweiterungen denkbar, die unmittelbar daran anknüpfen. Heisse Themen sind beispielsweise ECM, CMS, DMS sowie Storage und Cloud. Diese Bereiche würden alle gut zur Topsoft passen.
Computerworld: Sind ICT-Messen mit einem horizontalen Konzept wie die Aiciti Ihrer Ansicht nach in der Schweiz noch zeitgemäss? Schmid: Die Vergangenheit hat gezeigt, dass solch ein Konzept nicht gut läuft. Was aber funktioniert, ist ein Fokus auf Inhalte. Bei einer thematisch sehr breit aufgestellten Messe ist es kaum möglich, alle Bereiche glaubwürdig abzudecken. Sonst müsste man bei sämtlichen vertretenen Themenbereichen Expertenwissen besitzen und transportieren können. Das ist schwierig.
Computerworld: Inwiefern dient eine Fokussierung den Besuchern? Schmid: Schauen wir uns zum Beispiel kleine oder mittlere Unternehmen an. Die bekommen unzählige Veranstaltungseinladungen pro Jahr. Sucht ein KMU nun beispielsweise eine neue Business Software, muss es an einer Messe wie der Topsoft gerade einmal einen halben Tag investieren. Danach weiss das Unternehmen, welche Anbieter ausscheiden beziehungsweise welche in Frage kommen. So werden Besucher gezielt mit Know-how versorgt.
Computerworld: Warum funktionieren beispielsweise im benachbarten Deutschland grosse IT-Messen wie die CeBIT? Schmid: Ich habe den Eindruck, dass in Deutschland hinsichtlich Messen grundsätzlich eine andere Einstellung herrscht – sowohl auf Veranstalter- als auch auf Besucherseite.
Computerworld: Wie meinen Sie das? Schmid: Messen werden in Deutschland viel stärker als in der Schweiz für intensives Networking genutzt. Man geht offener aufeinander zu. Im Zuge dessen sind Messen dort viel stärker auch eine Verkaufsplattform. Im Kleinen funktioniert dies auch an der Topsoft. Grundsätzlich werden in Deutschland Messen aber auch sehr stark von der Politik und von Verbänden genutzt sowie gefördert. Diese Elemente fehlen in der Schweiz fast vollständig.
Harald Schodl



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