14.03.2013, 15:30 Uhr

Der Chip, der sich selber repariert

Einem Ingenieurteam ist es erstmals gelungen, einen integrierten Schaltkreis zu entwickeln, der über Selbstheilkräfte verfügt.
Zerstört: Transistor unter dem Elektronenmikroskop
Um die innovative Technologie zu demonstrieren, haben Ingenieure des California Institute of Technology (Caltech)  immer wieder verschiedene Bauteile winziger elektronischer Schaltungen mittels Laserlicht zerstört. Die «Wunder-Chips» haben es dabei stets geschafft, sich automatisch auf die aktuelle Problemlage einzustellen und einen passenden Lösungsweg zu finden. «Es war unglaublich zum ersten Mal zu sehen, wie ein System selbständig reagiert, um sich zu heilen. Es hat sich angefühlt als hätten wir gerade den nächsten Evolutionsschritt von integrierten Schaltkreisen erlebt», erklärt Ali Hajimiri, Professor im Bereich Electrical Engineering am Caltech. Der Erfolg, der mit diesem neuen Ansatz bei diversen Experimenten zu beobachten gewesen ist, habe sogar die Ingenieure selbst überrascht. «Wir haben buchstäblich die Hälfte der Schaltkreise vernichtet und die meisten ihrer Komponenten wie etwa Transistoren verglühen lassen, und sie waren trotzdem in der Lage, sich beinahe bis zur idealen Performance wieder herzustellen», schildert Hajimiri.

ASIC-Chip als «Hirn»

Um den unglaublichen Selbstheilungsprozess Realität werden zu lassen, haben die US-Forscher sich kurzerhand von der Natur - insbesondere dem körpereigenen Immunsystem des Menschen - inspirieren lassen. «Wir haben einen Weg gesucht, um potenzielle Angriffe und Fehler so schnell wie möglich entdecken und umgehen zu können, sodass das Gesamtsystem weiterhin optimal weiterarbeiten kann», erläutert Hajimiri. Herausgekommen ist ein ausgeklügeltes System robuster Sensoren, die direkt auf den Chip montiert werden und dort Kernwerte wie Temperatur, Stromstärke, Spannung und Leistungsenergie erfassen. Die auf diese Weise zusammengetragenen Informationen werden in einen speziell entwickelten anwendungsspezifischen ASIC-Chip eingespeist, der gewissermassen als «Hirn» des gesamten Systems fungiert. Falls die Analyse der eingegangenen Messdaten unvorhergesehene Abweichungen zu Tage fördert, startet die ASIC-Einheit automatisch einen Diagnose-Suchlauf und wählt aus insgesamt mehr als 250 000 verschiedenen Konfigurationsmöglichkeiten jene aus, die am ehesten geeignet scheint, um ein weiteres möglichst reibungsloses Funktionieren des Gesamtsystems zu garantieren.

Mehrere Vorteile 

Diese Vorgehensweise hat aber auch noch weitere Vorteile. «Wir konnten zeigen, dass sich mit dieser Selbstheilungslösung gleichzeitig vier unterschiedliche Probleme lösen lassen», betont Caltech-Doktoratsstudent Kaushik Dasgupta, der ebenfalls am Projekt mitarbeitet. «Wir haben uns 20 verschiedene Chips angeschaut. Diejenigen, die der Selbstheilung fähig waren, haben gleichzeitig zudem auch nur knapp die Hälfte der Energie benötigt, die ihre herkömmlichen Pendants verbraucht haben. Auch ihre Overall-Performance liess sich wesentlich besser berechnen und reproduzieren», lässt Dasgupta wissen.(www.pressetext.com)



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