Comparex 13.12.2010, 11:16 Uhr

PC-Ware erhöht Kapital und fordert Schadenersatz

Acht Monate nach dem Massenexodus: Der deutsche PC-Ware-Konzern greift seiner Tochter Comparex Schweiz finanziell unter die Arme.
Klaus Elsbacher - Vorstandsvorsitzer von PC-Ware, dem Mutterkonzern von Comparex Schweiz
Dieses Frühjar hat vor allem ein Thema die Schweizer IT-Szene beherrscht: der Massenexodus bei Comparex, einer Tochter des Leipziger PC-Ware-Konzerns. Beinahe die gesamte Belegschaft hatte gekündigt und war zu Bison Schweiz gewechselt, das an der helvetischen PC-Ware-Tochter beteiligt ist.

Jetzt hat der Leipziger Mutterkonzern über die Situation bei Comparex Schweizinformiert: Per 31. Oktober 2010 lag demzufolge ein Verlust von 13 Millionen Franken vor und somit eine bilanzielle Überschuldung in Höhe von 8 Millionen Franken. An einer ausserordentlichen Generalversammlung hat man nun eine Kapitalerhöhung von 5,5 Millionen Franken beschlossen. Ausserdem schiessen die Gesellschafter weitere 7,5 Millionen Franken zu.

Gemäss PC-Ware habe der Minderheitsaktionär Bison «keine Anzeichen gemacht, die notwendige Kaptalerhöhung mitzutragen oder Alternativvorschläge einzubringen. In provokanter Weise wurde nur eine Aktie im Gegenwert von 100 Franken gezeichnet», heisst es. Damit stelle sich der Minderheitsgesellschafter weiterhin nicht seiner Verantwortung aus den Ereignissen im Frühjahr 2010, so PC-Ware. Der Leipziger Konzern wird laut eigenen Angaben das gesamte erforderliche Kapital einzahlen und den finanziellen Zuschuss bereitstellen. Das Kerngeschäft von Comparex Schweiz werde unverändert fortgeführt, erklären die Leipziger.

Nach dem Massenexodus im April hatte PC-Ware Strafanzeige eingereicht. Wie der Leipziger Konzern aktuell mitteilt, würden sich aus den derzeit laufenden Vernehmungen von Rudolf Fehlmann (Chef vonBison) und Oliver Schalch (vormaliger Comparex-Schweiz-Leiter) durch den Staatsanwalt «immer neue wertvolle Beweise ergeben». Diese sollen in die Begründung der Schadenersatzklage der PC-Ware-Gruppe einfliessen. Die Schadenssumme werde sich voraussichtlich auf mehr als 30 Millionen Franken belaufen, heisst es. Die Schadenersatzklage will man im ersten Quartal 2011 gerichtlich einbringen.

Gegenüber dem Zürcher Branchendienst Inside-it wies Bison-Leiter Fehlmann darauf hin, «dass das Urteil des Obergerichts vom vergangenen August festhalte, dass das Management von Comparex und nicht von Bison für die Geschehnisse der vergangenen Monate verantwortlich sei.» Die durch die Comparex Schweiz eingeleiteten zivilrechtlichen Klagen betreffend vorsorglicher Massnahmen gegen Bison Schweiz, Bison IT Services und die Bison Holding AG  seien alle gemäss Entscheid des zuständigen Gerichts vom 25. August 2010 vollumfänglich abgewiesen worden, erklärte das Unternehmen Ende August.
Harald Schodl



Das könnte Sie auch interessieren