18.11.2013, 10:00 Uhr

CIO-Strategien gegen den Kostendruck

Am CIO-Roundtable von Computerworld und NetApp diskutierten IT-Leiter ihre Strategien gegen den Kostendruck. Outsourcing ist eine Option, die Cloud birgt aber rechtliche Risiken.
Am CIO-Roundtable wurden Outsourcing und Cloud als Kostenbremsen diskutiert
Wer als CIO eines Schweizer Unternehmens die Informatik über einige Jahre beobachten konnte, hat schon einige Hypes miterlebt, von denen heute niemand mehr spricht. Während die Trends kommen und gehen, begleitet der Kostendruck jeden CIO dauerhaft. Nach den grössten Wachstumsbremsen befragt, nennen die Schweizer ICT-Unternehmen «knappe IT-Budgets» an allererster Stelle. Gleichzeitig kommen auf die IT-Verantwortlichen laufend neue Anforderungen vonseiten des Business und der Geschäftsführung zu. Welche Konzepte den CIO aus der unbequemen «Sandwich»-Position zwischen Kosten- und Erfolgsdruck herausführen, war Thema eines CIO-Roundtables von Computerworld und dem Technologiekonzern NetApp. An der Diskussion im Hotel Dolder Grand nahmen zwölf CIOs aus verschiedenen Unternehmen und Institutionen teil. Die Runde war sich weitgehend einig, dass hohe Kosten insbesondere durch Altsysteme verursacht werden. «In der Vergangenheit haben wir zu viele Projekte einfach durchgewinkt, die hinterher hohe Kosten verursachen», gab Zühlke-CIO Nicolas Durville zu. Diesen Klötzen rücke sein Unternehmen nun mit einem Projekt-Portfolio-Management auf den Leib. Dieses Werkzeug diene allerdings nicht nur der IT, sondern soll auch dem Business aufzeigen, wo die Kosten entstehen. Für eine stärkere Beschäftigung mit den Anforderungen des Business sprach sich auch Jean Claude Nüsperli, Leiter IT des Amts für Jugend und Berufsberatung in der Bildungsdirektion des Kantons Zürich aus. Dabei seien Kürzungen des Informatikbudgets teilweise sogar hilfreich. «Wir müssen uns ein Bild davon machen, welche Systeme das Business wirklich benötigt», sagte der IT-Chef.
Vor dem Hintergrund des wiederkehrenden Vorwurf seitens Geschäft und Konzernführung, die Informatik sei ein reiner Kostenblock, haben einige CIOs eigene Abrechungsmodelle entwickelt. «Früher gab es nur eine Verrechnung nach Betrieb und Projekten. Neu sind im Fachbereich Applikations-Owner angesiedelt, die die Verantwortung für die Systeme tragen», führte Raymond Lüscher von GastroSuisse aus. Laut dem IT-Leiter soll der Applikations-Owner künftig befähigt werden, selbst über Updates und neue Releases zu entscheiden. So könne den Fachbereichskollegen verdeutlicht werden, dass die Informatik nicht nur Geld kostet. PwC-CIO Roman Koch ist noch akkurater: «In der Holding wird Rechenzeit und Speicher pro User verrechnet», gewährte er einen Einblick in die Praxis bei dem Beratungshaus mit hierzulande rund 2600 Angestellten. Nächste Seite: Kostenbremse Outsourcing
Für CIO Koch steht fest, dass Outsourcing von Informatikdienstleistungen nicht ausschliesslich aufgrund der Kosten erwogen werden sollte. «Indem Commodity ausser Haus gegeben wird, bekommt die IT den Kopf frei für Innovationen», betonte er. Neben dem grösseren Spielraum birgt Outsourcing ein verstecktes Problem, weiss der IT-Leiter der Hotelmanagementschule IMI University Centre. Denn die Informatik wird auf einem gewissen Stand fixiert. Nach Ansicht von Christoph Kübler wird es teuer, sobald das Unternehmen grösser wird. «Outsourcing-Anbieter verlangen überproportional mehr Geld für Wachstum», weiss er. Eine weitere Gefahr kennt Thomas Habel, CIO der Alpiq Holding: «Never outsource a problem.» Firmeninterne Herausforderungen sollten auch firmenintern bewältigt werden. «Ein ungelöstes Problem ist ein gefundenes Fressen für den Outsourcing-Partner», sagte Habel. Die Anbieter würden viel Engagement zeigen, um das Problem zu lösen, diese Leistung allerdings auch entsprechend verrechnen. Wer allerdings nur die Commodity auslagert, fahre mit den grossen Anbieter besser oftmals besser, brach der CIO eine Lanze für die Outsourcing-Unternehmen, und ergänzte: Die eingekauften Services seien in der Regel immer günstiger als der Eigenbetrieb.

Juristische Fallstricke

Zusätzlich zu den finanziellen und organisatorischen Herausforderungen müssen bei Outsourcing-Vorhaben auch die rechtlichen Bedingungen stimmen. Oliver Staffelbach von der Anwaltskanzlei Wenger & Vieli gab als Spezialist für Informatikverträge einige Beispiele, wo allenfalls die Stolperfallen versteckt sind: So tricksen die Provider teilweise bei der Haftungsbeschränkung. «Werden Schadenersatzansprüche im Vertrag auf beispielsweise 100'000 Franken beschränkt, so kann dies bei einem längeren Betriebsausfall ein eher symbolischer Betrag sein», warnte der Anwalt. Auch beim Gerichtsstand hierzulande gäbe es Klauseln, die sich als Nachteil erweisen könnten: «Trotz Sitz in der Schweiz müssen Unternehmen damit rechnen, dass sie den Provider mit einer Gerichtsstandsklausel im Cloud-Vertrag nur im Ausland verklagen können», erklärte der Fachjurist. Nächste Seite: moderner Datenschutz Rechtsanwalt Staffelbach berichtete aber auch von einem gewissen Verhandlungsspielraum bei Informatik-Verträgen. Beim Cloud Computing hätten die Anbieter früher zwar grössere Zugeständnisse gemacht, heute gäbe es aber weiterhin Vertragsinhalte, die nicht in Stein gemeisselt seien. «Anbieter kommen Kunden beispielsweise beim Datenschutz entgegen», führte er aus. Oftmals weniger flexibel seien die Provider etwa bei den SLAs. Hier würden als Grund die potenziellen Kosteneinsparungen durch Skaleneffekte angeführt, die sich nur in einheitlichen Umgebungen realisieren liessen.
Staffelbachs Skizzen zu den rechtlichen Rahmenbedingungen von Outsourcing ergänzte Ulrich Kistner, Head of Global IT bei der Aebi Schmidt Holding, um eine für viele Schweizer Unternehmen relevante Fragestellung: Sind die Kunden international tätig, müssen in den Verträgen auch die jeweiligen Landesgesetzen berücksichtigt werden. «Allenfalls gelten in Norwegen oder Polen andere Datenschutzrichtlinien als in der Schweiz», gab Kistner ein Beispiel seiner Unternehmung. Diese unterschiedlichen Bestimmungen könnten einem Outsourcing entgegen stehen, selbst wenn die Schweizer Juristen grünes Licht geben würden. Roman Koch von PwC äusserte Bedenken wegen der allenfalls zu grossen Zurückhaltung bei Cloud Computing. «Die Schweiz und auch Deutschland sind panisch beim Datenschutz. Sie geraten dadurch wirtschaftlich ins Hintertreffen», so der CIO. Laut Thomas Habel, CIO bei der Alpiq Holding, ist allerdings schon Besserung in Sicht. Für ihn ist der Datenschutz eine Generationenfrage: «Junge Mitarbeiter fordern die modernen Technologien und zeigen wenig Verständnis für Restriktionen.» Unternehmen müssten heute lernen, mit der neuen Realität umzugehen. «Der Wandel wird kommen, da hilft alles Bekämpfen nichts», war Habel überzeugt. Moreno Ponci, IT-Leiter der Allianz Suisse, sah neue Herausforderungen auf Anwenderunternehmen zukommen. Da nicht alle Mitarbeiter Zugriff auf alle Informationen haben dürfen, müssen IT-gestützte Berechtigungsmodelle implementiert werden. Angesichts der Komplexität solcher Implementationen verursachen diese Anforderungen hohe Kosten.



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