CIO Roundtable 25.06.2013, 11:45 Uhr

Storage ? Big Data ? Cloud

Auf Einladung von Computerworld, Dell und Intel diskutierten Schweizer CIOs am runden Tisch über aktuelle Herausforderungen rund um die Themen Storage, Big Data und Cloud
Aktuellen Berechnungen zufolge verdoppelt sich das weltweite Datenvolumen alle zwei Jahre. Derartige Big Data, die mit Hilfe von Standard-Datenmengen und Datenmanagement-Tools nicht oder nur unzureichend verarbeitet werden können, fallen heute praktisch in allen Unternehmen an. Das Volumen dieser Datenmengen geht dabei in die Terabytes, Petabytes oder gar Exabytes. Problematisch sind dabei vor allem die Erfassung, Speicherung, die Suche, Verteilung, Analyse und Visualisierung dieser Datenfluten. Wie gehen die IT-Chefs in Schweizer Unternehmen mit diesen Datenmengen um, welche Tools benutzen sie, um Daten zu speichern, auszuwerten und zu analysieren, wie zufrieden sind sie mit ihrer Storage-Infrastruktur und welche Dienste, wenn überhaupt, lagern sie in die Cloud aus, waren die Themen, die neun CIOs aus den unterschiedlichsten Branchen und Institutionen in die Library des Zürcher The Dolder Grand an den runden Tisch brachten.

Performance ist alles

Konvergente Infrastrukturen sind im Kommen. Hersteller packetieren Server, Storage und Netzwerk in eine vorkonfigurierte, virtualisierte Einheit. Durch eine begleitende Standardisierung lassen sich dabei die IT-Prozesse beschleunigen. In der Diskussion stellte sich allerdings schnell heraus, dass das Problem nicht primär ist, ehemals getrennte und separat betriebene Baugruppen zu integrieren, also Insellösungen in eine Gesamtlösung zu packen, Hauptherausforderung ist vielmehr die Performance: «Die Anforderungen wachsen noch schneller, als wir gedacht haben», sagt Hans Peter Aregger, CIO bei der CPH Chemie + Pharma Holding. «Es ist am wichtigsten, dass ein Hersteller die Skalierbarkeit beim Speicherplatz und bei der Performance gewährleistet.» Lesen Sie auf der nächsten Seite zum Thema Daten-Kategorien Auch für Raymond Lüscher, IT-Leiter von GastroSuisse, dem Verband für Hotellerie und Restauration in der Schweiz, ist die Performance, respektive die Frage, an welcher Stelle bei Performanceproblemen die Suche nach der Ursache begonnen werden soll, zentrales Thema. «Herauszufinden, wo der Engpass ist, ist im Moment die grösster Herausforderung für uns», erklärt Lüscher. Eine weitere Schwierigkeit bezüglich Datenmengen spricht Canon-IT-Leiter Michael Sturzenegger an: Das Bewusstsein dafür zu entwickeln, welche Daten überhaupt im Unternehmen vorhanden sind und welche Anforderungen man an die Daten hat. «Je nach Art der Daten muss ich entscheiden, in welchem Storage-System ich diese lagere», so Sturzenegger. Neue Datenkategorien werden meist erst dann erkannt, wenn es ein Problem gibt. Auch das Alter der Daten und wie lange selbige archiviert und zugänglich sein müssen – Stichwort Aufbewahrungspflicht –, spielt eine Rolle. Zu eruieren, welche Daten wo und wie lange abgelegt werden müssen, scheint ein Problem zu sein, das allen Roundtable-Teilnehmern unter den Nägeln brennt. «Wenn man falsch dimensioniert, kann das schnell teuer werden», weiss Hans Peter Bühler, Leiter Informatik der in Chur ansässigen Südostschweiz Medien. In seinem Unternehmen fallen oft Videodaten an, die viel Speicherplatz verschlingen und somit auch hohe Kosten verursachen können. Wie andere Teilnehmer auch, werden deshalb gewisse Dateien auf kostengünstige NAS-Systeme abgelegt. Lesen Sie auf der nächsten Seite: Nachhaltigkeit und Verfügbarkeit

Noch lesbar in 20 Jahren?

Neben der Kostenfrage stellt sich auch die Platzfrage, wenn der bestehende Speicherplatz knapp wird sowie die Frage, ob dazugekaufte Technologie überhaupt kompatibel ist. Zudem stellen Nachhaltigkeit und Verfügbarkeit heutiger Technologien, Tools und Speichermedien, besonders bei Daten, die über Jahrzehnte archiviert werden müssen, die CIOs vor weitere Probleme: «Die Frage ist auch, können wir die Daten in 20 Jahren überhaupt noch lesen?», wirft Remy Bircher, Leiter Informatik Bereich Medizin des Universitätsspitals Basel in die Runde. Spitäler sind angehalten, beispielsweise Patentendaten mindestens 10 Jahre lang digital zu archivieren. Auch das Auto Tiering, bei dem die am häufigsten gebrauchten Blöcke auf das schnellste Tier, die am seltensten genutzten Blöcke auf das langsamste Tier und/oder kosteneffizientere Laufwerke zurückgestuft werden, ist ein Thema. Für Hersteller ein grosses Verkaufsargument, für Kunden aber noch immer zu kostenintensiv.

Das Fazit zum Thema Data Warehouse und Storage zieht Christoph Hack, Director IT and Logistics, beim Technologieunternehmen Dyconex: «Je mehr Daten da sind, desto mehr Daten wollen auch gelesen und verarbeitet werden. Das A und O heisst also: sinnvoll speichern.» Lesen Sie auf der nächsten Seite zum Thema Big Data

Neue Aufgaben für die IT

Zum Thema Big Data kann hinsichtlich Analyse und Auswertung von Daten festgehalten werden, dass diesbezüglich noch nicht wirklich viel in Gang gekommen ist. «Wir machen nichts betreffend Auswertung/Reporting der Daten», gibt Raymond Lüscher von GastroSuisse selbstkritisch zu. Die Anforderungen an die Daten müssten aus dem Business kommen. So lange es seitens des Business keine formulierten Bedürfnisse gäbe, werde auch nichts ausgewertet. Es sei schwierig von der IT-Warte aus zu sagen, welche Zahlen benötigt und was gebraucht werde, um das daily Business zu bewältigen, doppelt Markus Rüdisüli, ehemals in der Geschäftsleitung des Psychatrie-Experten Clienia Schlössli und derzeit im Sabbatical, nach. «Das ist primär die Aufgabe des Business.» Allerdings handele es sich dabei nicht ausschliesslich um ein reines Managementproblem, springt Michael Sturzenegger von Canon für das Business in die Bresche. «Der Lead muss vom Management ausgehen, Business und IT gehören aber an einen Tisch.» Die IT sei nicht der Kistenschlepper, sondern könne mehr und müsse in Zukunft auch andere, zusätzliche Aufgaben wahrnehmen, erklärt Hack von Dyconex. Für ihn ist es ganz klar die Rolle der IT, auch das Business zu optimieren. Die Wahrheit liegt wie immer in der Mitte, in der Zusammenarbeit. Gefragt seien eine klare Strategie, Organisation und Koordination, sind sich alle Teilnehmer einig. Auch das Thema Sicherheit wurde angesprochen. Auch hier sei gesunder Menschenverstand gefragt und gelte es abzuwägen, was gut für das Unternehmen ist, denn: «Sobald etwas beispielsweise mit komplizierten Verschlüsselungstechnologien gesichert wird, ist es bald nicht mehr handhabbar», gibt CIO William Frenzel zu bedenken, und: «Digital Natives werden sich überlegen bei einem Unternehmen anzuheuern, bei der beispielsweise Social Media Tools gesperrt oder BYOD untersagt sind», ergänzt Sturzenegger von Canon. Deshalb heisst es «Mut zu Lücke! Die totale Sicherheit werden wie nie haben», bringt es Rudisüli auf den Punkt. Dabei sei es nicht die Aufgabe der IT, Zuwiderhandlungen seitens der Mitarbeiter zu unterbinden. Die IT müsse aber Möglichkeiten schaffen, Fehlverhalten nachprüfbar und dokumentierbar zu machen, erwartet Ignaz Heim vom Anbieter für Türen-Sicherheitssysteme Enexa, der in seiner Doppelrolle als CIO und Geschäftsführer beide Seiten der Medaille kennt. IT-Mittel müssen die Führung bei ihren Aufgaben unterstützen, können und dürfen sie aber niemals ersetzen, gibt Hans Peter Aregger von der CPH Chemie + Papier zu bedenken. Lesen Sie auf der nächsten Seite zum Thema Cloud

Cloud ist kein Allheilmittel

Bezüglich Cloud diskutierten die Roundtable-Teilnehmer darüber, wo Cloud überhaupt anfange und klassisches Outsourcing aufhöre. Diesbezüglich gibt es offensichtlich noch immer Unsicherheiten. Zudem wurde festgehalten, dass kleine und mittelständige Unternehmen bald gezwungen sein werden, in die Cloud auszulagern, weil sie sich andere Modelle gar nicht mehr leisten werden können. Auch die Auslagerung in die Wolke steht und fällt mit der Analyse der vorhandenen Daten und welche Anforderungen man an diese hat. Bezüglich Sicherheit war man sich einig, dass es mit der Cloud zwar nicht sicherer werde, aber auch nicht weniger sicher. Zudem gelte es aufzupassen, dass man wirklich nur jene Dienste kaufe, die man wirklich benötige und nicht, was noch «nice to have» sei. Auf keinen Falls dürften Bereiche ausgelagert werden, die man selbst nicht im Griff habe, in der Hoffnung, in der Cloud werde alles gut.



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