CeBIT-Eröffnung 06.03.2012, 11:47 Uhr

Google-Chef meidet Thema Datenschutz

Vor mehr als 2000 Besuchern bekennt sich die deutsche Kanzlerin Angela Merkel zur digitalen Gesellschaft und fordert mehr Schutz für die Daten. Google-Chairman Eric Schmidt machte in seiner Rede allerdings einen weiten Bogen um das Thema Privacy.
Die deutsche Bundeskanzlerin Merkel hat die CeBIT eröffnet
Das Thema Vertrauen bekomme in der IT eine neue Bedeutung, betonte Bundeskanzlerin Angela Merkel zur Eröffnung der diesjährigen CeBIT. Damit griff sie gleich zu Beginn ihrer Rede das diesjährige Leitthema «Managing Trust» auf. Auf der CeBIT gehe es um mehr als um das Zeigen neuer Geräte. «Wer IT nutzt, muss sicher sein, dass seine Daten nicht verschwinden oder von jemand anderem missbraucht werden», spielte die Kanzlerin auf die Risiken des Cloud Computing an. IT beeinflusse immer weitere Teile des täglichen Lebens. Je automatischer das geschehe, desto wichtiger sei es, den Systemen vertrauen zu können.

Ohne Sicherheit kein Geschäft

Noch deutlichere Worte fand zum CeBIT-Auftakt Dieter Kempf, amtierender Präsident der deutschen ICT-Branchevertretung Bitkom: «Ohne Vertrauen kein Online-Shopping und kein Cloud Computing.» Bei Kaufentscheidungen seien Vertrauensmerkmale wie Datenschutz, Sicherheit und Transparenz die bedeutendsten Kriterien und würden mittlerweile stärker gewichtet als Qualität oder Markenbekanntheit. Der Bitkom-Präsident erklärte das Thema Vertrauen zur Chefsache: «Es darf nicht sein, dass Verbraucher von tief greifenden, ihre persönlichen Daten betreffenden Änderungen der Geschäftsbedingungen überfallartig überrascht werden», sagte Kempf. Das sei keine Basis für ein dauerhaft tragfähiges Geschäftsmodell. Damit spielte Kempf auf die Querelen der vergangenen Monate rund um Online-Riesen wie Facebook und Google an. Wiederholt hatten Politiker und Datenschützer die Internet-Riesen an den Pranger gestellt und ihren Umgang mit den Nutzerdaten kritisiert. Vor allem Googles geänderte Datenschutzerklärung hatte Politik und Datenschutz vieler Länder auf die Barrikaden gebracht. Der Online-Riese hatte die Registrierungsdaten seiner rund 60 Internet-Dienste zusammengeführt und sich damit heftige Kritik eingehandelt. Lesen Sie auf der nächsten Seite: Für Googles Eric Schmidt ist Datenschutz offenbar ein Fremdwort

Googles Executive Chairman Eric Schmidt streifte das Thema Privacy indes mit keinem Wort und breitete stattdessen seine Visionen zum künftigen Online-Kosmos aus. Er betonte vor allem die Möglichkeiten und Chancen, die sich allen Menschen durch das World Wide Web böten: «Technik wird die Art und Weise verändern, wie wir leben und interagieren.» Schmidt zufolge werden sich die Infrastrukturen unvermindert weiterentwickeln. IT werde beispielsweise durch die wachsende Zahl von Embedded Systems zum elementaren Bestandteil des täglichen Lebens.

Blühende Landschaften durch IT

Allerdings könnten bis dato nur wenige Menschen an den Segnungen des digitalen Zeitalters teilhaben. Der Google-Chairman verwies auf eine kleine privilegierte Schicht und eine IT-Mittelklasse. Milliarden Menschen lebten noch in einer digitalen Wüste. Die könne allerdings in den kommenden Jahren mit Hilfe von Technik zu blühen anfangen. Schmidt sprach in diesem Zusammenhang von der Smartphone-Revolution. Geräte, die heute noch 400 Euro kosteten, werde es in wenigen Jahren für 20 Euro zu kaufen geben. In Verbindung mit breitbandigen Mobilverbindungen bekämen damit wesentlich mehr Menschen Zugang zum digitalen Kosmos. «Das Netz verändert Gesellschaften und das Verhältnis zwischen Bürgern und dem Staat», warb Schmidt. Es werde schwerer, Propaganda zu verbreiten oder Schreie nach Hilfe zu unterdrücken: «Es wird eng für die Diktatoren dieser Welt.» Der Versuch vieler Regierungen, das Internet zu kontrollieren, werde scheitern: «Das Internet ist wie Wasser und wird sich seinen Weg suchen und finden.»



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