26.07.2016, 12:23 Uhr

Bundesanwalt Michael Lauber soll einem Kollegen IT-Aufträge zugeschanzt haben

Die Bundesanwaltschaft soll bei IT-Aufträgen «Amigo-Praktiken» angewandt haben, berichtet «Schweiz am Sonntag». Im Zentrum der Beschuldigungen steht Bundesanwalt Michael Lauber
Swiss Infosec erhielt von der Bundesanwaltschaft in den vergangenen Jahren fünf Aufträge im Gesamtwert von 364 000 Franken, berichtet die Schweiz am Sonntag. Brisant: Bundesanwalt Michael Lauber und Swiss-Infosec-Gründer Reto Zbinden sollen sich gut kennen, studierten gleichzeitig Recht an der Uni Bern und gehörten derselben Studentenverbindung an Sämtliche Aufträge an Swiss Infosec wurden freihändig vergeben, die Zeitung musste für die Daten das Öffentlichkeitsgesetz bemühen. Zwar waren die Freihandvergaben rechtmässig, da die Auftragsvolumen jeweils unter der WTO-Schwelle von 50 000 Franken lagen. Offen sei aber, so die Schweiz am Sonntag, ob die Aufträge absichtlich gestückelt wurden, damit sie unter der Ausschreibungsgrenze liegen. Anfragen der Zeitung beantwortete die Bundesanwaltschaft mit Floskeln («langjährige Erfahrung im Bereich Informationssicherheit), Swiss Infosec überhaupt nicht. Gegenüber inside-it äusserte sich Reto Zbinden, wollte aber weder den Artikel kommentieren, noch hatte er Kenntnis von einer Anfrage der Zeitung.

Auch zu PwC gibt es Verbindungen

Die Geschichte für sich wäre genug, um die Bundesanwaltschaft in Verlegenheit zu bringen. Schliesslich weiss sie spätestens seit dem Insieme-Skandal genau, wie heikel freihändige IT-Vergaben sind: Damals war sie einem IT-Verantwortlichen unter anderem vor, Aufträge gestückelt zu haben, um sie freihändig einem Kollegen geben zu können. Doch die «Schweiz am Sonntag» geht noch weiter, belässt es nicht bei den Swiss-Infosec-Aufträgen. Sondern schreibt stattdessen von «Amigo-Praktiken im Umfeld der Bundesanwaltschaft», die der Beratungsfirma PricewaterhouseCoopers (PwC) zugute kamen. So habe PwC seit 2008 von der Bundesanwaltschaft acht Beratungsaufträge im Gesamtwert von rund 708 000 Franken erhalten. Allesamt freihändig. Mario Curiger, heute Generalsekretär und Personalverantwortlicher der Bundesanwaltschaft, war zuvor bei PwC angestellt. Michael Lauber beschäftigte ihn gemäss «Schweiz am Sonntag» zuerst als externen Berater, stellte ihn anschliessend fest in einer extra geschaffenen Kaderfunktion ein. Auf Nachfrage der Zeitung dementiert die Bundesanwaltschaft, sich ausserhalb des Gesetzes bewegt zu haben. Die einstige Funktion von Mario Curiger hätte auf die Auftragsvergaben keinen Einfluss gehabt.



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