30.01.2014, 15:30 Uhr

Britische Regierung hat genug von Microsoft

Microsoft verdient sehr gutes Geld mit Software-Lizenzen für Behörden. Die Redmonder müssen darum hoffen, dass Grossbritannien für andere nicht zum Vorbild wird. Denn ein dortiger Minister will weg von proprietärer Software und damit Millionen sparen. Und die neusten Technologien nicht mehr verpassen.
Die Britische Regierung möchte Microsoft-Produkte durch günstigere und innovativere Lösungen ersetzen
Umgerechnet 300 Millionen Franken gab die Britische Regierung seit 2010 für Microsoft-Office-Produkte aus. Dies sei viel zu viel, sagt Francis Maude, Minister für Kabinettsangelegenheiten und Generalzahlmeister Englands. Und er kennt den Grund dafür: «Software, die wir in der Regierung brauchen, wird nach wie vor von einigen grossen Firmen geliefert», sagt er dem Guardian. So würde kein wirklicher Konkurrenzkampf unter den Anbietern entstehen. Sein Vorschlag: das Oligopol durchbrechen, indem auf Open-Source-Programme wie OpenOffice gewechselt wird. «Im ersten Moment würde dies Departementen helfen, Dokumente miteinander einfacher zu teilen. Später wird es für die Öffentlichkeit einfacher werden, Regierungsinformationen zu erhalten und nutzen.»
Technische Standards für Dateiformate würden zwar nicht gerade nach dem Beginn einer Revolution klingen, sagte der Minister. Die verbindlichen Normen würden aber die Abhängigkeit der Regierung von proprietären Formaten und wenigen Firmen beenden. Im Gegenzug soll künftig eine Vielzahl von Software-Anbietern zum Zug kommen.

Alte Technologien teuer bezahlt

Denn durch das lange vorherrschende Oligopol hätte Grossbritannien zu lange Innovationen verpasst und sehr gutes Geld für gestrige Technologien gezahlt. «Wir wissen, dass die besten Technologien und digitalen Ideen oft von kleinen Firmen kommen. In der Vergangenheit wurden diese zu oft von behördlichen Aufträgen ausgeschlossen.» Darum wurde unter anderem der sogenannte «CloudStore», entwickelt, ein Online-Marktplatz für verschiedene öffentliche Institutionen um Software zu kaufen. Dort würden pro Monat bis zu 10 Millionen Pfund ausgegeben, über die Hälfte für Lösungen von KMUs. Dies sei mit ein Grund, dass der Anteil von KMU-Softwarelieferungen an die Behörden seit 2010 von 6 auf über 10 Prozent gestiegen sei. 
Als Beispiel für die Vorteile der KMU-Einbindung nennt Maud einen kürzlich abgeschlossenen Hosting-Vertrag: Der etablierte Betreiber, eine grosse Firma, offerierte diesen für 4 Millionen Pfund. Ein kleines Unternehmen aus England wollte lediglich 60 000 Pfund.  «Wir haben dem Steuerzahler dadurch 98,5 Prozent gespart. Solche Skaleneffekte schaffen wir natürlich nicht immer, aber die hart arbeitende Bevölkerung erwartet von uns, dass wir es zumindest versuchen.»



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