13.08.2014, 11:44 Uhr

Befreit sich das Schweizer PC-Geschäft aus der Krise?

Die neusten Absatzzahlen in der Schweiz fallen für PC-Hersteller erfreulich aus. Trotzdem gibt es wenig Grund für frenetischen Jubel, sagt unser Hardwarechef Daniel Bader.
Daniel Bader, Hardware-Spezialist bei Computerworld.
Das ist Balsam auf den Wunden der hart gebeutelten PC-Hersteller: Nach zwei desaströsen Jahren mit grossen Verlusten steigen gemäss neusten Zahlen vom Marktforscher IDC die Abverkäufe von PCs in der Schweiz. Das teils zweistellige Wachstum betrifft nahezu jede Sparte: Starke Nachfrage herrschte sowohl bei Computer fürs Business, dem Privatgebrauch und auch im Mobilbereich. Deutlich niedergeschlagen hat sich dies im Gesamtergebnis. Wurden 2013 rund 352'000 PCs abgesetzt, sind es ein Jahr später nunmehr 387'000, was einem Plus von 10 Prozent entspricht. Der Reihe nach: In der Tabelle «Total PC», (siehe Tabelle), die die gesamte Stückzahl ausgelieferter PCs in die Schweiz berücksichtigt, gibt es drei interessante Resultate. Primus ist, nach IDC-Zahlen, der Hersteller Hewlett Packard. Nach Stückzahlen lieferte der Hersteller im zweiten Quartal 2014 insgesamt 127'401 Geräte aus. Damit liegt sein aktueller Marktanteil bei 32,9 Prozent. Im Jahresvergleich wuchs er damit um 12,6 Prozent (Q2/2013 lieferte er rund 113'000 PCs nach Stückzahlen). Auf Rang Zwei, mit einem Marktanteil von 13,6 Prozent, liegt Apple. Gegenüber dem zweiten Quartal 2013 verlor der Hersteller von iMacs und Mac-Books 0,6 Prozent. Das ist insofern aussergewöhnlich, weil alle anderen Top-5-Hersteller im 1-Jahres-Zeitraum deutlich zulegen konnten. Den grössten Zuwachs erreicht Lenovo. Der chinesische Hersteller steigerte seine Abverkäufe von 25'463 (Q2/2013) auf 47'443 Einheiten (Q2/2014), was einem Plus von 86,3 Prozent entspricht. Das explosionsartige Wachstum hat aber auch einen Grund. Lenovo engagiert sich nämlich seit gut einem Jahr direkt in der Schweiz. Dessen Chef Patrick Röttger sieht sich auch zukünftig hervorragend aufgestellt. «Das ist für uns der erste richtige Schritt, wir wollen aber noch deutlich mehr erreichen», gibt Lenovos Country Manager als mutige Parole aus. In der Tat: Mit einem Marktanteil von derzeit 12,2 Prozent als Drittplatzierter liegt man bereits jetzt auf Tuchfühlung zu Apple (13,6 Prozent). Business-Sektor legt zu Ein ähnlich erfreuliches Bild zeigt sich auch bei den nachgefragten Stückzahlen im Business-Sektor. Lag die Gesamtzahl in Q2/2013 noch bei 191'455 Einheiten (berücksichtigt werden von IDC Business-Desktops wie auch entsprechende Notebooks), stieg sie auch hier innert eines Jahres – auf beinahe 219'000 (+14,4 Prozent), siehe Tabelle. Mit einem Jahreswachstum von 21,7 Prozent und Marktanteil von 43,1 Prozent belegt auch hier HP die Pole Position. Starker zweiter ist wiederum Lenovo. Dabei profitiert das Unternehmen von seiner sehr gut und breit aufgestellten Business-Linie mit dem Thinkpad-Flaggschiffen. Das Unternehmen kommt auf einen Marktanteil von 14,4 Prozent oder abgesetzten 31'561 Einheiten, liegt aber damit gerademal 1398 Rechner vor dem Dritten Dell. Denn auch der amerikanische PC-Pionier, der sich mittlerweile als End-to-End-Lösungsanbieter im Business-Markt gefunden hat, konnte sich enorm steigern und erreicht ein Wachstum von 13,3 Prozent. Auf Rang vier und fünf folgen Apple (7,8 Prozent) und Acer (6,9 Prozent). Zu den Verlierern gehören Fujitsu sowie auch Toshiba. Fujitsus Marktanteil schrumpfte gegen den Trend um 1,1 Prozent (-1279 verkaufte Einheiten), der von Toshiba um 0,2 Prozent (-6986). Lesen Sie auf der nächsten Seite «Kommentar: Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer» Kommentar: Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer Kann man tatsächlich, nach einer mehr als zweijährigen Durststrecke, die teils von desaströsen Verlusten beim Abverkauf von PCs geprägt war, von einer Trendwende auf dem PC-Markt sprechen? Natürlich nicht. Zu tief waren und sind die Einschnitte in der PC-Sparte und zu sehr hat sich auch das private Konsum- wie auch Business-relevante Arbeitsverhalten im IT-Leben verändert. Ultraportable Mobilgeräte wie Tablets und vor allem Smartphones sind das Werkzeug dieser Zeit. Und dennoch lässt dieses Ergebnis aufhorchen. Natürlich profitiert die gestiegene Nachfrage vom Wunsch der Anwender/Unternehmen ihren alten PC/ die Rechner-Flotte zu erneuern. Auch das mag sicherlich zu diesem aussergewöhnlichen Ergebnis beigetragen haben. Es setzt aber auch und vor allem ein Ausrufezeichen und zeigt, dass PCs und Notebooks, egal ob privat oder fürs Business benutzt, auch weiterhin gebraucht werden. Tablets und Smartphones spielen ihre Vorteile zwar bei der Kommunikation und Mobilität aus, an der Leistungsfähigkeit und Ausstattungsfülle und Anschlussreichtum eines PCs führt aber weiterhin kein Weg vorbei. Genau das ist wohl auch ein Zugeständnis der Nutzer, die die Vorteile mit diesen hohen Verkaufszahlen honorieren. Ähnlich hohe Zuwächse auch für die nächsten Quartalszahlen zu erwarten, wäre aber töricht. Vielmehr darf man aber fest davon ausgehen, dass der klassische PC auch weiterhin und auf unabsehbare Zeit seine (hohe) Daseinsberechtigung bei den Anwendern geniesst.



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