Banken 10.11.2011, 08:52 Uhr

IT bietet hohes Sparpotential

Am Zürcher «Finance Forum» massen Experten aus Banking sowie IT-Branche der Computertechnologie eine hohe Bedeutung beim künftigen Wandel der Finanzunternehmen zu.
Stefan Regniet von Active Sourcing macht hiesigen Banking-Providern neuen Mut
Auf Schweizer Banken kommen Veränderungen zu – einerseits wegen der Turbulenzen auf den Finanzmärkten, andererseits aber auch durch Optimierungspotenzial bei den IT-Systemen. Diese Ansichten äusserten Wirtschafts- und Finanzfachleute an der Medienkonferenz des Zürcher «Finance Forums». Raiffeisenbank-CIO Damir Bogdan erwartet etwa, dass sich im Banking-Backoffice hierzulande viel bewegen wird. Indes sei das Backoffice aber kein Differenzierungsmerkmal, vielmehr seien auch Kooperationen mehrerer Banken möglich. «Die Differenzierung ist über das Frontoffice und den Kundendienst möglich», meint Bogdan. Hier könne die IT viel Unterstützung bieten. Die Standardisierung der IT-Lösungen in hiesigen Banken ist nach Aussage von Peter Gubler, dem ehemaligen COO der Bank Vontobel, aber längst nicht abgeschlossen. «In Banken wird nur sehr zögerlich standardisiert», weiss Gubler. In der Schweiz zeichneten sich aber heute zwei Standardsysteme ab: Avaloq und Finnova.

Kunden laufen den Banken davon

Dass am Banking-Backend gearbeitet werden muss, wissen Bogdan und auch Gubler. Hier gehe es um das Industrialisieren von Prozessen und das Automatisieren von Abläufen. Zu viel Optimierung berge nach den Worten von Professor Wolfgang Gerke aber auch die Gefahr, dass andere Bereiche nicht hinterher kämen. «Was nützt es, wenn die IT bis zum Anschlag optimiert ist, das Marketing aber nicht nachkommt?», stellte der Finanzexperte als Frage in den Raum. Finanzspezialist Gubler wusste eine Antwort: «Standardisierte Kundenschnittstellen fördern die Fluktuation der Kunden.» Wenn die Offerten der Banking-Anbieter austauschbar seien, was angesichts der aktuell tiefen Zinsen wahrscheinlich ist, suchten sich die Verbraucher immer denjenigen Finanzdienstleister aus, der gerade das attraktivste Produkt habe. Professor Gerke sprach sogar vom «Kunden-Hopping», da Verbraucher über die Offerten besser orientiert seien. Nächste Seite: Banken sind loyale Kunden
Während Kundenbeziehungen immer volatiler werden, setzen Banken auf Stabilität bei den Verträgen mit ihren IT-Lieferanten. Zwei von drei Schweizer Finanzdienstleistern sind loyal zu ihren Sourcing-Providern, heisst es in der Marktstudie «Handout Swiss Banking 2011», die Stefan Regniet, CEO der Beratungsfirma Active Sourcing, am «Finance Forum» präsentierte. Der hiesige Sourcing-Markt ist gross: 71 Prozent der Banken haben mindestens einen IT-Outsourcing-Vertrag. Häufigster Vertragspartner von Schweizer Banken ist Swisscom IT Services Finance mit einem Marktanteil von 60 Prozent. Mit grossem Abstand folgen Finnova, IBM und Inventx mit jeweils 5 Prozent sowie B-Source und Econis mit je 4 Prozent. Die fehlenden 17 Prozent teilen sich kleinere Provider. Die Marktverteilung bei den Kantonalbanken sind ähnlich, sagt Regniet. Auch hier ist Swisscom IT Services Finance mit Abstand führend. Allerdings ist die Outsourcing-Quote höher: Nur die Kantonalbanken in Schaffhausen, im Tessin und in Zürich betreiben ihre IT selbst.

Kein Interesse am Eigenbetrieb von IT

An diesem Bild wird sich gemäss Active Sourcing wenig ändern. Die 179 befragten Banken besässen zwar einige Dutzend auslaufende Verträge, an Kündigungen werde aber kaum gedacht. Das Outsourcing stoppen will nicht eine Banken mit ausgelagertem Workplace- oder Rechenzentrumsbetrieb und nur 10 Prozent der Abnehmer von Application-Management.
Werden Verträge neu verhandelt, pochen 44 Prozent der Finanzunternehmen auf tiefere Kosten und 30 Prozent auf mehr Variabilität beim Leistungsbezug. Erst an dritter Stelle bei den Forderungen stehen kürzere Vertragslaufzeiten (28 Prozent), gefolgt von dem eigentlich klassischen Grund für einen Providerwechsel: höhere Qualität (25 Prozent).



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