18.11.2013, 11:12 Uhr

Ballmer erkannte, Teil des Problems zu sein

Microsofts CEO Steve Ballmer hat gegenüber dem «Wall Street Journal» detailliert geschildert, wie es zu seinem Rücktritt kam.
Steve Ballmer äussert sich selbstkritisch über die Gründe für seinen Rücktritt und gibt zu, Teil des Problems des Software-Riesen geworden zu sein
Demnach wurde einerseits der Druck des Verwaltungsrats zu gross, die Firma schneller umzubauen. Andererseits gelang Ballmer zur Einsicht, dass er als Microsoft-Veteran mit 33 Dienstjahren auf dem Buckel, die Firmenkultur nicht in nützlicher Frist radikal ändern könne. «Schlussendlich müssen wird das Muster durchbrechen», sagt Ballmer gegenber dem Wall Street Journal und gibt im selben Atemzug selbstkritisch zu: «Seien wir doch ehrlich: Ich bin das Muster». Dabei hat Ballmer nach eigenen Angaben nichts unversucht gelassen, alte Gewohnheiten aufzubrechen. So wurde bei Microsoft traditionell ein gewisses Silo-Denken gepflegt und die Abteilungen in einem gewissen Konkurrenzverhältnis gehalten. Dies hat früher sicherlich zu vielen Innovationen beigetragen. Die «neue» Firma, die nicht länger nur Software anbieten, sondern sich auch auf «Geräte und Dienste» nach dem Vorbild von Apple und Google orientieren soll, musste eine andere Firmenkultur erhalten, bei der über die Abteilungsgrenzen hinweg zusammengearbeitet wird. Ballmer schritt eigenen Angaben zufolge zur Tat. Statt wie bisher die Abteilungsleiter separat zu treffen, wurden Teamsitzungen anberaumt. Detaillierte Reports - früher Pflicht - wurden zurückgewiesen und mussten auf wenige Seiten gekürzt werden, so dass sie im Team analysiert werden konnten. Er habe realisiert, dass er es war, der den Managern beigebracht hatte, die Bäume zu sehen statt den Wald, erklärt Ballmer heute. Die Kehrtwende kam bei den meisten Microsoft-Managern nicht gut an. Und Ballmer selbst zweifelte an seiner eigenen Glaubwürdigkeit. «Egal wie schnell ich die Änderungen vorantreiben möchte, es wird Vorbehalte bei allen Beteiligten - Mitarbeiter, Verwaltungsräte, Investoren, Partner und Kunden - geben, weil sie mir nicht glauben, dass ich es ernst meine. Ja, vielleicht glaube nicht einmal ich richtig daran», sagt er. Und eine Erhöhung des Tempos wurde vom Verwaltungsrat ständig gefordert. Hauptsächlich John Thompson erhöhte den Druck permanent und fand immer wieder, dass die Änderungen nur in Zeitlupe von statten gingen. Schlussendlich sei er zur Einsicht gelangt, dass er den Umbau im geforderten Tempo und in der angemahnten Radikalität nicht stämmen könne, gibt Ballmer zu. Dies seien denn auch die Gründe für seine Ankündigung gewesen, den Chefposten innerhalb eines Jahres abzugeben.



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