04.11.2013, 14:52 Uhr

ASTRA braucht eine neue IT-Lösung

Software-Firmen aufgepasst: Das Bundesamt für Strassen muss sein Buchhaltungs- und Kontrollsystem neu ausschreiben. Es winken Aufträge in Millionenhöhe. Die Zahl der Bewerber dürfte aber sehr überschaubar sein.
Das ASTRA braucht ein System, das alles kann. Problem: das aktuelle hat Sicherheitsmängel
Der IT-Flop Mistra hat gerade erst das Interesse der Medien verloren, nun findet sich das Bundesamt für Strassen ASTRA bereits mit dem nächsten IT-Projekt darin wieder. In einem Audit der Eidgenössichen Finanzkontrolle musste das ASTRA erfahren, dass ihr Buchhaltungs- und Kontrollsystem mittelfristig den Sicherheitsstandards des Bundes nicht mehr genügt. Darum hast das ASTRA heute mit der Evaluation für ein Ersatzsystem begonnen, in 5-6 Jahren soll es im Einsatz sein. Vermutlich hat man beim ASTRA bereits aus einigen Fehlern mit Mistra gelernt und kommuniziert darum offensiv, damit sich nicht wieder ein Projekt verselbstständigt. Den bisherigen Partner bringt das aber in die Bredouille. Das alte System ist seit dem 1. Januar 2008 in Betrieb und hat mit Kauf, Wartung, Lizenzen und Betriebskosten bisher 7,1 Millionen Franken verschlungen. Wer in den Genuss des Geldes kam, will Thomas Rohrbach, Pressesprecher vom ASTRA nicht sagen. «Wir wollen dem Anbieter das Geschäft nicht kaputt machen». Denn der Anbieter, mit dessen Leistungen man zufrieden sei, sei auch in Verhandlungen mit Kantonen. Computerworld-Recherchen ergaben, dass es sich beim in Frage gestellten System um TDcost handelt, entwickelt von Techdata. Das neue System wird «garantiert teurer sein», sagt Rohrbach. Mit dem bisherigen System werden rund 10 000 aktive Verträge verwaltet und ein Projektportfolio-Volumen von rund 28 Milliarden Franken bewirtschaftet. In den letzten fünf Jahren wurden mit dem System rund 90 000 Rechnungen mit einer Gesamtsumme von sieben Milliarden Franken verarbeitet und bezahlt. 

«State of the Art»

Peter Bachofner von Techdata weiss nicht, warum die EFK das System bemängelt, er hat den Bericht noch nicht gesehen. Er geht aber davon aus, dass TDcost «State of the Art» ist und es der EFK nicht um das System, sondern um betriebliche Fragen geht. Falls es zu einer Ausschreibung kommt, würde man sich wohl nochmals darauf bewerben. «Die Anwender sind bisher zufrieden, weil es ein auf Projektleitung zugeschnittenes System ist und nicht irgendein Finanzsystem.» Allerdings: als Astra sich Mitte der 2000er-Jahre nach einem geeigneten System für Buchhaltung und Controlling umsah, gab es nichts Ähnliches am Markt. Das Bundesamt für Bauten und Logistik (BBL) übernahm darum die Partnersuche und setzte eine freihändige Vergabe durch. Soweit dürfte es nicht mehr kommen, mittlerweile ist der Markt etwas grösser, unter anderem SAP dürfte grosses Interesse an diesem Projekt haben. Rohrbach geht darum davon aus, dass es eine Ausschreibung geben wird, die Anforderungen seien aber hoch. So müsste das System sowohl umfangreiche als auch einfache Einzelprojekte von der Planung der Massnahmen bis zur Schlusszahlung kostenmässig und terminlich begleiten können. Und zudem ein professionelles Controlling des gesamten umfangreichen Projekt-Portfolios von aktuell rund 800 Infrastrukturprojekten sicherstellen können. Es ist davon auszugehen, dass Techdata in der Poleposition ist, auch den Zuschlag für das Nachfolgeprojekt zu erhalten. Zumal die Praktiken beim Bund, WTO-Ausschreibungen «masszuschneidern», bekannt sind.

Vorerst wird Vertrag verlängert

Bei der eidgenössischen Finanzkontrolle will man zum Bericht nichts sagen. Erst im Januar würde entschieden, ob er öffentlich gemacht wird. Warum das ASTRA jetzt schon kommunizierte, ist der EFK nicht klar. Der Entscheid werde aber begrüsst, würde er doch einer Forderung im Bericht – so viel dürfen sie dann doch sagen – nachkommen. Ob durch die offensive Kommunikation vom ASTRA nun auch andere TDcost Projekte – es wird beispielsweise auch in den Kantonen Baselland und Solothurn oder in den Tiefbauämtern der Stadt Zürich und des Kantons Luzern eingesetzt– gefährdet sind, hat Bachofner von Techdata eine klare Antwort: «Nein.» Der momentane Vertrag zwischen Techdata und dem ASTRA soll diesen Herbst verlängert werden, da das aktuelle System bis zu seiner Ablösung im Einsatz bleiben muss. Die Verhandlungen werden nun wohl nicht mehr reine Formsache sein.



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