07.03.2011, 13:03 Uhr

Was dem iPad 2 fehlt

Das iPad 2 nehmen Analysten und Experten mit gemischten Gefühlen auf. Die neue Apple-Flunder bleibt vielfach weit hinter deren Erwartungen zurück.
2011 wird das Jahr des iPad 2 - so hat es ein gut gelaunter Steve Jobs bei der Vorstellung des neuen Tablet-PCs ausgedrückt (Alle Details zum iPad 2 finden sich in diesem Artikel). Apple hätte zahlreiche Neuerungen in das iPad 2 gebaut, so dass dieses Jahr nicht zum Jahr der Kopien verkommt, so Jobs mit einem Seitenhieb auf die Konkurrenz. Allerdings sind hier nicht alle Experten mit dem Apple-Chef einer Meinung. Das britische IT-Magazin The Register nennt das Gerät «iPad 1.5», die Neuerungen seihen einfach zu gering ausgefallen. Zwar seien die Kameras, der neue Prozessor und die verbesserte Grafikleistung durchaus ansehnlich, es fehlten allerdings Funktionen: etwa der von Apple im MacBook hoch gelobte Thunderbolt-Anschluss oder ein besseres Display. Welche Features vermisst werden  Ähnlich äussern sich die Redakteure von Gadget-Magazinen wie CrunchGear, Boy Genius Report oder Gizmodo: Sie hätten sich einen kabellosen Datenabgleich zwischen iTunes und dem Gerät gewünscht und den ausgezeichneten Retina-Bildschirm des iPhone 4. Ein weiterer Kritikpunkt ist etwa der geringe Arbeitsspeicher (Apple schweigt sich aus, laut einzelnen Berichten sollen es allerdings wie beim ersten iPad lediglich 256 MByte sein). Ausserdem fehlen den Experten ein Slot für SD-Speicherkarten sowie die Unterstützung für 4G-Netzwerke. Anders als in Europa sind diese in den USA bereits im Produktiveinsatz und werden von Tablets wie dem Android-basierte Motorola Xoom direkt unterstützt. Auf der nächsten Seite gehts weiter. Diverse Experten verfallen dagegen angesichts des neuen Apple-Flunder fast schon in Jubelstimmung: Mit Apple müsse man keine Kompromisse eingehen, so Gartner-Analystin Carolina Milanesi auf Nachfrage unserer Schwesterpublikation CIO. Andere Hersteller könnten zwar im Laufe des Jahres mit günstigeren Tablets auf den Markt kommen, Kunden müssten dann wahrscheinlich Abstriche bei den Spezifikationen hinnehmen, etwa bei der Bildschirmgrösse.  Geht es um den Nutzungszeitraum gibt Gartner den Tablets ähnlich lange wie Smartphones: Nutzer würden wohl alle zwei Jahre zu einem neuen Gerät greifen - zumindest, wenn sie einen Vertrag mit einem Mobilfunkanbieter besitzen. Zudem geht Milanesi davon aus, dass zahlreiche Early Adopter auf das iPad 2 aufrüsten werden. Neben dem iPad 2 und dem neuen Smart Cover, hat Apple ausserdem neues Zubehör im Angebot: Über einen 39 Dollar teuren Adapter kann man das iPad 2 via HDMI mit einem Display oder Fernseher verbinden. Grundsätzlich sind die HDMI-Funktionen also im iPad 2 verbaut - allerdings fehlt der direkte Anschluss am Tablet. Weiter gehts auf der nächsten Seite. HDMI - nur mit Adapter möglich Der Blogger Chris Alexander nennt die wahrscheinlichsten Gründe dafür: HDMI-Anschlüsse kosten Lizenzgebühren, Apple möchte sich diese sparen oder diese zumindest mit dem Verkauf von Zubehör die Kosten senken. Verwunderlich dabei: Apple verfügt bereits über Mini-DisplayPort-Technik, die etwa in den MacBooks zum Einsatz kommt - Apple-Nutzer könnten so auch ihre bereits gekauften Kabel und Adapter weiternutzen. Zudem kann die aktuelle Version von Mini Displayport neben Full-HD-Videos auch Audio-Signale übertragen. Einen Lichtblick gibt es allerdings: Der neue Adapter ist auch mit dem ersten iPad, dem iPhone 4 und dem iPod touch kompatibel - allerdings liefert er dann möglicherweise nicht die volle Auflösung. Auf der nächsten Seite: «Business-Kunden sind zugleich enttäuscht und begeistert» Apples neues iPad-Modell wird unweigerlich den Marktanteil bei Geschäftskunden erhöhen. Laut einer Umfrage der Aberdeen Group wollen 88 Prozent aller beteiligten Firmen iPads verwenden oder den Einsatz von privaten Geräten erlauben. Fast alle der restlichen Unternehmen «ziehen den Einsatz und Unterstützung des iPads in Erwägung». A5-Prozessor für Programmleistung der nächsten Generation  Die G3-WiFi-Option unterstützt jetzt auch das CDMA-Netzwerk von Verizon in den USA. Der neue Dual-Kern A5-Prozessor wird sowohl die Leistung von Grafikdarstellung als auch die Geschwindigkeit von Apps dramatisch beschleunigen. Unter iOS 4.3 wird es eine verbesserte, schnellere Safari-Version mit einer überarbeiteten HTML-Rendering-Engine geben, die JavaScript doppelt so schnell ausführen kann. Damit hat das iPad nun auch die Rechenpower, ressourcenhungrige Apps einzusetzen. Gleichzeitig klagt aber Monoj Prasad, der Vizepräsident von Life Technologies, dass auch ein iPad 2 weder USB-Schnittstelle noch Flash-Unterstützung bietet. Besonders schmerzlich vermisst er die volle Unterstützung von Microsofts Office Suite und deutet an, dass nur dann seine 10'000 Mitarbeiter ihr Laptop gegen ein iPad tauschen können.  Während aber auf der einen Seite die Angestellten kaum warten können, endlich das Tablet in ihren Händen zu halten, sind auf der anderen Seite die IT-Administratoren eher frustriert. Weder das neue iPad 2 noch iOS 4.3 haben entscheidende Neuerungen eingeführt, um den Unternehmenseinsatz zu erleichtern.  Auf der nächsten Seite: «Sicherheitsmanagement nach wie vor von Drittherstellern abhängig» Sicherheitsmanagement nach wie vor von Drittherstellern abhängig  Für den Unternehmenseinsatz bringt das iPad 2-Modell keine neuen Verkaufsanreize, berichtet Jack Gold, der Geschäftsführer der Berater-Firma J. Gold Associations. Für ihn ist es sogar fraglich, ob das neue iPad-Modell seinen Konkurrenten wie Motorolas Xoom wirklich überlegen ist.  Auch von den Neuerungen in iOS 4.3 zeigt sich Gold enttäuscht. Apple hat seit der Einführung von kritischen Verwaltungs- und Sicherheits-API in Sachen Sicherheit nichts weiter geleistet, berichtet Gold ernüchtert. Damit ist eine Verwaltung, Software-Updates und Patches der iPads im Firmen-Netzwerk auch weiterhin von Dienstprogrammen von Drittherstellern wie Botone, Good Technology, Mobile Iron, Sybase (SAP), Trust Digital (McAfee) und Zenprose abhängig.  Andere Analysten glauben, dass Apple mit dem neuen iPad 2 fast alle Erwartungen erfüllt oder gar übertroffen hat. So ist für Gartner-Analystin Milanesi der Fokus auf Hardware völlig ausreichend. Andrew Borg, Analyst bei Aberdeen, schwärmt hingegen von Steve Jobs Vorführung. Zwar räumt er ein, dass die gezeigten Apps wie Garageband und iMovie fast ausschliesslich von Privatanwendern genutzt werden, aber Borg sieht darin auch für den Unternehmenseinsatz einen unwiderstehlichen Anreiz, vom intelligenten Benutzer-Oberflächendesign zu profitieren.  Gartner-Mann Ken Dulaney zeigt sich hingegen regelrecht frustriert, dass Apple all seine Energien nur für den Privateinsatz der Geräte aufzuwenden scheint. Die ideale Lösung für ihn wäre ein RIM-Tablet mit 10-Zoll-Bildschirm und Apples Benutzer-Oberfläche. In Wirklichkeit lehnen die Mitarbeiter aber Playbooks ab und verlangen iPads. Damit erwartet Dulaney für das iPad genau den gleichen Trend wie im MP3-Player-Markt: «Es gibt dort eine Riesen-Auswahl an Geräten der Konkurrenz, aber letztendlich wollen alle nur einen iPod», kommentiert Dulaney. Auf der nächsten Seite: «Kommt im Herbst ein weiteres Gerät?» Gerüchteküche: im Herbst ein weiteres Gerät?  Der Technologie-Blogger John Gruber hat Anfang Februar 2011 ein Gerücht losgetreten: Möglicherweise plant Apple für 2011 nicht ein, sondern sogar zwei neue iPad-Modelle. Laut Gruber sei vor allem das Weihnachtsgeschäft enorm gut für Apple. Gruber hat eine theoretische Zeitleiste aufgestellt, darin sieht er die relativ kurzfristige Einführung eines iPad 2 mit iOS 4.3 im März oder April. iOS 5: Präsentation Ende März? Gruber meint, dass Apple auf einer Entwicklerveranstaltung Ende März iOS 5 vorstellt, das ab Juni erhältlich sein wird. Abschliessend folgt im September ein weiterer Apple-Event, auf dem der Konzern neuen iPods ein weiteres iPad-Gerät vorstellt.  Steve Jobs selbst hat 2011 als Jahr des iPad 2 ausgerufen - zumindest dem Namen nach ist also für ein iPad 3 kein Platz mehr. Gruber merkt allerdings zu Recht an, dass es möglicherweise eine HD- oder Pro-Variante des bisherigen Gerätes geben könnte - schliesslich hatte es in letzter Zeit immer wieder Gerchte um hochauflsende Retina-Displays gegeben, mit denen die Tablets von Apple künftig ausgestattet werden sollen. Wie üblich kommentiert der iPad-Hersteller diese Gerüchte nicht.



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