05.02.2016, 12:29 Uhr

Tintri läutet Ära des 'VM-zentrierten' Speichers ein

Konventioneller Speicher von EMC, HPE oder NetApp bedient die Anforderungen Virtueller Maschinen (VM) nicht mehr optimal. Die Zukunft gehöre dem 'VM-zentrierten' Storage-Konzept, behaupten die jungen Wilden.
Der konventioneller Speicher mit seinen LUNs und Volumes sei nicht mehr zeitgemäss, hält mit aktuellen Anforderungen nicht mehr mit. Im Zeitalter der Speichervirtualisierung, das überzeugende Effizienz- und Kostengewinne bietet, müsse der Speicher konsequent auf Virtuelle Maschinen (VM) zugeschnitten werden, sagt Christoph Spitzer, Senior System Engineer bei Tintri.
Spitzer erläuterte gegenüber Computerworld, was er damit meint. Das wichtigste Feature: Für jede VM baut Tintri eine eigene 'Quality of Service Lane' auf. Die Speicherzugriffe einer VM lassen sich dadurch - trotz Virtualisierungslayer - schneller abarbeiten. "Das machen nur wir", betonte Spitzer, und sieht darin einen Hauptvorteil (Key differentiator) am Markt. Ausserdem verfolgt Tintri einen Flash-first-Ansatz, schreibt also alle Daten zuerst in den Flash-Speicher. Heuristische Algorithmen fischen dann die weniger stark nachgefragten Daten aus dem Flash und lagern sie auf preiswertere - und langsamere - Speichermedien (wie HDDs) aus - das sogenannte Tiering. Die VMstore T800 Hybrid-Flash Series arbeitet nach diesem Prinzip.

'Wilde' VMs einschränken

Jedes Unternehmen betreibt Business-kritische Apps (die in VMs laufen) und weniger wichtige Anwendungen, deren Abarbeitung fürs Business keine höchste Priorität hat. Stiehlt nun eine sogenannte "wilde" VM wichtigeren Applikationen Ressourcen, kämpft also mit ihnen um IOPs, dann kann der Speicher-Administrator die Ressourcen-Rechte der wilden VM einschränken. "Mit einem Rechte-Mausklick auf die VM kann man die Quality-of-Service einstellen und ein Minimum setzen. Damit ist der Streit um Ressourcen beendet und die wichtigen VMs laufen wieder einwandfrei", erläutert Spitzer. Das, so betont der Systemingenieur, gehe aber nur mit VM-zentriertem Speicher.

Ressourcen-Analyse in Echtzeit

Speicher an sich generiert noch keine Vorteile; den bieten die Applikationen, die auf dem Speicher laufen. Administratoren verwalten Business-Applikationen und benötigen Einsicht in die Performance-Werte jeder einzelnen VM, um eine gute Service-Qualität zu garantieren. "VM-zentrischer Speicher versorgt Admins mit diesen Analysen in Echtzeit", sagt Kieran Harty, CEO und Mitbegründer von Tintri. Letztlich sinken dadurch Latenzzeiten, Ressourcen werden effizienter ausgelastet. (In der Schweiz zählen Swisslos und Novartis zum Tintri-Kundenstamm.) Nächste Seite: Die Schwächen von EMC, NetApp und HPE

Riskante M&A-Strategie

Alex McMullon hat früher als Storage-Manager einer Investmentbank gearbeitet, und war mit den Speicherlösungen am Markt unzufrieden. Seit 2014 ist er CTO von Pure Storage. Die grossen Storage-Anbieter wie EMC, HPE oder NetApp hätten Portfolio durch Zukäufe erweitert, sagt McMullon. Erst vor wenigen Tagen gab NetApp die Akquise der Flash-Spezialistin SolidFire bekannt. EMC und HPU haben ihre Flash-Lösungen nicht selbst entwickelt. Als Folge dieser M&A-Strategie stünden dann mehrere Flash-Lösungen parallel im Portfolio, und nicht immer gelingt die Integration. Das FlashArray //m von Pure Storage hingegen sei eine reine Eigenentwicklung, betont McMullon und trommelt damit natürlich auch für die eigene Firma. Die Lösung skaliert von 5 TByte auf 136 TByte hoch. Rechnet man eine typische Kompressionsrate von 4:1 mit ein, speichert das FlashArray //m maximal mehr als ein halbes PetaByte an Rohdaten ab und liefert über eine Million IOPS (Input-Output-Operationen/Sekunde).
Auch Christoph Spitzer von Tintri sieht die Akquisestrategie der alteingesessenen Speicheranbieter mit kritischen Augen. Spitzer war jahrelang für NetApp tätig, die Firma, die ihr Flash-Portfolio jüngst durch den Kauf von SolidFire ergänzt hat. NetApps Speicherlösungen seien sehr potent, aber auch schwer zu managen, urteilt Spitzer über seine alte Firma. Ausserdem habe NetApp eine katastrophale Historie, was Mergers&Aquisitions angeht, meint er. Es sei nur selten gelungen, die Technologie der aufgekauften Firmen auch optimal in das eigene Angebot zu integrieren.

Legacy - Klotz am Bein

Erfolgreiche, ältere Speicheranbieter schleppen eine Legacy mit sich herum, die sich an LUNs (Logical Unit Number) und Volumes orientiert. Damit, so die Überzeugung der jungen Wilden wie Tintri und Pure Storage, lassen sich die Speicheranforderungen von Virtuellen Maschinen nicht mehr performant bedienen. Zwar haben die etablierten Hersteller begonnen, ihr Angebot durch Aufkäufe von Flash-Anbietern aufzurüsten. "Flash kann 20-mal geringere Latenzzeiten und zehntausende IOPS erreichen, und das bei hoher Datendichte und geringem Energieverbrauch", sagt Tintro-Gründer Harty, und tatsächlich sind ältere Speichersysteme mit hinzugefügtem Flash-Speicher schneller als vorher. Die Beschränkung auf LUNs und Volumes, so betont er, blieben aber bestehen.



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