iPhone 6S, iPad Pro, Apple TV, Apple Watch 10.09.2015, 10:28 Uhr

Apples Goldener Herbst

Nach der Apple-Keynote von einem«Produktfeuerwerk» zu sprechen, wäre eine schamlose Untertreibung.
Die Keynote von gestern Abend hat sich wahrhaftig gelohnt: Statt nur das iPhone in den Mittelpunkt zu rücken, erneuerte Apple auf einen Schlag die gesamte Hardware-Palette, von den Macs einmal abgesehen. iPhone, iPad, Apple TV und Apple Watch: Sie alle bekommen ein Update spendiert, und jedes davon ist bedeutsam. iPhone 6s und 6s Plus Wie nicht anders zu erwarten, sehen die neuen iPhones genauso aus, wie ihre Vorgänger – ein neues Design gibt es erst mit dem iPhone 7. Enttäuscht wurden all jene, die auf ein kleineres Modell hofften. Stattdessen gesellt sich neben Silber, Spacegrau und Gold die Farbe Roségold hinzu. Zu den wichtigsten Neuerungen gehört «3D Touch». Die Apple Watch vermittelt bereits eine Vorstellung davon, wie sich ein druckempfindliches Display nützlich machen kann, und jetzt sind also die iPhones dran. Auf den Kern reduziert, lässt sich behaupten, dass Touch 3D ähnlich wie ein Klick mit der rechten Maustaste funktioniert: Wird das Display stärker gedrückt, werden weitere Aktionen mit dem betroffenen Element durchgeführt. Dabei sorgt ein haptisches Feedback wie bei der Apple Watch dafür, dass der Benutzer in seinem Tun bestätigt wird. So wird zum Beispiel eine Voransicht der aktuellen E-Mail angezeigt. Oder auf dem Startbildschirm wird beim Druck auf ein Symbol ein Menü mit weiteren Aktionen eingeblendet. So lässt sich etwa die Musikwiedergabe starten, ohne dass zuvor die App Musik geöffnet werden muss. Es wird spannend, zu sehen, wie Apple dieses neue Bedienelement auf Systemebene stimmig einbindet. Das Werbevideo mit Staraufgebot vermittelt auf alle Fälle eine gute Vorstellung davon: Die neue Kamera Auflösung. Natürlich wurden auch die Kameras und die Signalverarbeitung massgeblich verbessert. Die hintere Kamera fotografiert neu mit 12 Mpx, die vordere «Selfie-Kamera» mit 5 Mpx. Neu sind Videoaufnahmen in 4K möglich, also mit 3840×2160 Pixeln und 30 fps. In Full-HD (1080p) wird weiterhin mit 30 fps oder 60 fps gefilmt. Und die allseits beliebten Panoramabilder werden neu mit bis zu 63 Megapixeln aufgezeichnet. Leider bleibt der optische Bildstabilisator weiterhin dem iPhone 6 Plus vorbehalten. Live Photos. Das ist uns gänzlich neu: Ein «Live Photo» besteht aus einer lupenreinen 12-Mpx-Aufnahme. Gleichzeitig ist darin ein kurzes Video mit Ton verkapselt, das durch einen kräftigen Druck abgespielt wird. Wie die Demo an der Keynote gezeigt hat, werden die Bilder im besten Wortsinn zum Leben erweckt. Live Photos können allerdings nur auf Apple-Geräten betrachtet werden. Materialien. Optisch sind die neuen Modelle nicht von den Vorgängern zu unterscheiden, aber die Materialien sind neu: Das Gehäuse besteht jetzt aus 7000er Aluminium und soll deutlich robuster sein. Das Glas wiederum ist laut Apple das härteste der gesamten Smartphone-Branche und vermutlich ähnlich wie jenes, das bereits bei der Sport-Edition der Apple Watch zum Einsatz kommt. CPU. Natürlich wurde Apples eigene CPU eine Versionsnummer nach vorn geschubst: Der A9 bringt im Vergleich zum Vorgänger 70 Prozent mehr Rechenleistung und 90 Prozent mehr Grafikleistung – was laut Apple die Einteilung in die «Desktop-Klasse» rechtfertigt. Der M9-Coprozessor ist jetzt integriert. Seine ständige Wachsamkeit sorgt dafür, dass zum Beispiel die Fitness- und Bewegungsdaten stromsparend im Hintergrund erfasst werden. Neu reicht ein gerufenes «Hey Siri!», um Apples allzeit bereite Assistentin zu wecken – auch dann, wenn das iPhone nicht am Strom hängt. Erstes Fazit: Das iPhone 6s besticht zuerst einmal durch die neue Kamera. Wie intuitiv 3D Touch zu bedienen ist, wird der Test zeigen. Verfügbarkeit und Preise Die neuen Modelle lassen sich ab Samstag, dem 12. September, in den USA und anderen ländern vorbestellen – aber nicht in der Schweiz. Vermutlich müssen wir uns eine Woche länger gedulden. Nach wie vor bietet Apple seine Flaggschiffe in den Speichergrössen 16 GB, 64 GB und 128 GB an. Die Preise für das 64-GB-Modell dürfte in der Schweiz etwa zwischen 800 und 950 Franken liegen. Nächste Seite: iPad Pro iPad Pro Grösse und Gewicht. Tim Cook bezeichnete das neue iPad Pro als das grösste Update seit es überhaupt iPads gibt – und damit hat er wohl recht. Mit einer Display-Diagonale von 12,9 Zoll ist es genauso hoch, wie das iPad Air breit ist. Im Prinzip hält man das 13-Zoll-Display eines Notebooks in den Händen. Die Auflösung beträgt 2732×2048 Pixel, was zu einer Auflösung von 264 dpi führt. Das iPad Pro wiegt mit 713 Gramm etwa 280 Gramm mehr, als das iPad Air 2. Bild und Ton. Das iPad Pro ist mit einer 8-Mpx-Kamera bestückt und filmt in Full-HD mit 30 fps. Dazu kommt die Zeitlupe mit 120 fps in HD (720p), Panoramen und die digitale Videostabilisierung, die wir bereits vom iPhone 6 kennen. Insgesamt sind vier Lautsprecher verbaut, die sich je nach Position des Gerätes automatisch neu justieren. Tastatur/Hülle. Das bekannte Smart Cover wird durch das Smart Keyboard ergänzt. Die Tastatur ist in die neue Hülle eingearbeitet. Sie besteht laut Apple aus einem speziellen Gewebe, aus dem die Tasten mit dem Laser herausgearbeitet wurden. Darunter liegt ein leitfähiges Material, durch das Strom und Daten fliessen. Als Folge befinden sich im Inneren keine Batterien oder Drähte. Apple Pencil. Und dann ist da noch der neue Eingabestift, der Apple Pencil. Gut möglich, dass dieses Zubehör für einen reissenden Absatz des iPad Pro in Werbeagenturen sorgt. Er interpretiert nicht nur den Druck, sondern auch auf die Neigung, damit zum Beispiel eine Fläche schattiert werden kann. Das Signal wird 240 mal pro Sekunde ausgewertet. Apple verspricht ausserdem niedrige Latenzen beim Zeichnen, damit sich der Pencil wirklich wie ein echter Stift anfühlt. Geladen wird er direkt über den Lightning-Anschluss des iPads. Und falls der Stift vollständig entladen ist, reichen bereits 15 Sekunden, um ihn für 30 Minuten fit zu machen. Kostenpunkt: 99 US-Dollar. Verfügbarkeit und Preise Das iPad Pro wird ab November erhältlich sein. Die Preise beginnen in den USA bei 799 US-Dollar. In der Schweiz wird das 64-GB-Modell wohl etwa 950 Franken kosten. Auf der nächsten Seite: Apple TV Apple TV Die neuste Generation der schwarzen Settop-Box wurde radikal überarbeitet, vor allem bei der Software macht das Gerät einen grossen Sprung nach vorn: Apple TV wird jetzt vom neuen tvOS befeuert. Fernbedienung. Die neue Fernbedienung kommt mit einem integrierten Touch-Pad und kann ausserdem über Siri Sprachkommandos entgegennehmen. Dazu gehört die Suche nach Filmen, Schauspielern usw., aber auch der Start von Diensten und Apps. Die Demo an der Keynote lehrte uns, dass alles leichtfüssig und unkompliziert abläuft; die Vergangenheit lehrte uns hingegen, dass Demos mit Siri immer mit Vorsicht zu geniessen sind. App-Store. Die eigentliche Sensation ist jedoch der integrierte App-Store, der in erster Linie auf die Spieler abzielt. Jede iOS-App kann auch für Apple TV fitgemacht werden. Gespielt wird mit der mitgelieferten Fernbedienung oder mit echten Controllern, die von Drittanbietern kommen. Games. Dabei dürfen die Erwartungen ruhig hoch gesteckt werden. Im Apple TV werkelt der A8-Chip, unterstützt von der Grafiktechnologie Metal, die bereits mit iOS 8 eingeführt wurde. Dieses Muskelpaket wird vielleicht nicht an eine Xbox One oder Playstation 4 heranreichen; doch für die «Casual Gamers» eröffnet sich eine wahre Flut an hochwertigen und trotzdem günstigen Spielen. Nintendo wird von der Vorführung nicht begeistert gewesen sein. Zielgruppe. Der App-Store macht das neue Apple TV zum Objekt der Begierde. Darüber hinaus wird aber schnell klar, dass über dieses Gerät in erster Linie gekaufte Medien konsumiert werden sollen – egal, ob diese nun aus dem iTunes Store, von Netflix oder einem Kabelanbieter wie HBO stammen. Andererseits könnten Apps dafür sorgen, dass zum Beispiel ein NAS im Keller direkt angezapft werden kann. Kurz, Apple TV ist so spannend wie nie! Verfügbarkeit und Preise Apple TV soll Ende Oktober in 80 Ländern erhältlich sein, sodass die Schweiz mit hoher Wahrscheinlichkeit zum Handkuss kommt. Das Gerät wird wahlweise mit 32 oder 64 GB Speicher angeboten. Die Preise in den USA belaufen sich auf 149 respektive 199 US-Dollar. Nächste Seite: watchOS 2.0, iOS 9 und «El Capitan» Apple Watch watchOS 2.0. Mit watchOS 2.0 wird die Apple Watch deutlich klüger. Zu den wichtigsten Neuerungen gehört die Möglichkeit, Apps lokal zu speichern und damit unabhängig vom iPhone zu betreiben. Ausserdem erhalten Entwickler Zugriff auf alle Sensoren und können eigene Komplikationen zu den Zifferblättern hinzufügen. (Als «Komplikationen» werden die kleinen Zusatzinformationen bezeichnet, die über die reine Zeitanzeige hinausgehen.) watchOS 2.0 wird ab Mittwoch, dem 16. September, als kostenloses Update verfügbar sein. Neue Farben. Ab sofort ist die Apple Watch «Sport» auch in den Farben «Gold» und «Roségold» erhältlich. Dazu gesellen sich neue Farben bei den Fluorelastomer-Bndern, inklusive dem (PRODUCT)RED-Band, bei dem ein Teil des Erlöses an die AIDS-Hilfe geht. Die Fluorelastomer-Bänder kosten je 49 Franken. Hermès-Kollektion. Mit der «Hermès-Kollektion» untermauert die Apple Watch ihr Image als luxuriöses Accessoire. Die Edelstahl-Ausführung wird mit einem eigenen Zifferblatt und Lederarmbändern des Luxus-Konzerns angeboten. Die Bänder werden leider nicht einzeln angeboten. Die Preise beginnen bei 1300 Franken (38 mm «Single Tour») und enden bei 1770 Franken (42 mm mit «Cuff»). Die Hermès-Modelle sind nur in ausgewählten Geschäften erhältlich. In der Schweiz gehört der Apple Store an der Bahnhofstrasse in Zürich dazu. iOS 9 Die öffentliche Beta gibt es bereits länger, jetzt kennen wir das Datum für die Veröffentlichung von iOS 9: Ab Mittwoch, dem 16. September, steht die neue Version zum Download bereit. In diesen Genuss kommen die folgenden Modelle und ihre Nachfolger: iPhone 4S (Jahrgang 2011!), iPad mini, iPad 2 sowie der iPod touch der 5. Generation. Wie üblich bleiben einige Funktionen jenen Geräten vorbehalten, die über die notwendige Hardware verfügen. OS X 10.11 «El Capitan» Und zum Schluss noch eine erfreuliche Nachricht für die Mac-Besitzer. Wer die öffentliche Beta von OS X 10.11 «El Capitan» installiert hat, kann ab sofort auf den «Gold Master Candidate» aufrüsten, also auf den ersten Kandidaten für die endgültige Version. So dürfte es nur noch kurze Zeit dauern, bis die endgültige Version freigegeben wird – kostenlos, versteht sich.



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