IBM 20.06.2012, 11:25 Uhr

«IT-Abteilungen arbeiten unter Volllast»

Mit den PureSystems will IBM beim Konsolidieren und Standardisieren helfen. Verkaufschef Michael Cerny weiss, dass IT-Spezialisten auch bei weniger Arbeit noch gut zu tun haben.
Die Pure-Systeme sollen IT-Angestellten die Arbeit erleichtern
IBM bringt dieser Tage die PureSystems-Lösungen auf den Schweizer Markt. Die Produkte sollen es dem IT-Leiter erlauben, Altsysteme abzulösen, Ressourcen neu bereitzustellen und Komplexität in vorhandenen IT-Landschaften zu reduzieren. Dafür integriert das PureFlex-System Module Computing, Netzwerk und Speicher in einer Maschine. Das PureApplication System baut auf der PureFlex-Infrastruktur auf und ergänzt sie um den Anwendungs-Layer plus branchenspezifische Abläufe. Alle Module und Programme lassen sich von einer Management-Konsole aus steuern, so das Versprechen von Big Blue. Mit Michael Cerny, Vice President bei IBM, sprach Computerworld über Marktchancen, Herausforderungen der heutigen IT und die Cloud. Computerworld: IBM will mit PureFlex beim Konsolidieren helfen. Braucht das der Markt? Welche Beispiele gibt es – in der Schweiz? Michael Cerny: Wir hatten zum Start im April schon Testkunden, auch einige in Europa und der Schweiz. Sie wollen allerdings nicht genannt werden. Mit weiteren Kunden sind wir in Verhandlungen, für sie gilt die gleiche Verschwiegenheit. Ein Versprechen von IBM ist, dass Kunden auf der neuen Plattform schneller am Markt sind. Dieses Versprechen können wir nur einlösen, wenn Partner ihre Anwendungen auf die neue Plattform bringen. Das ist geschehen: Neben vielen anderen haben die ERP-Hersteller SAP und Infor sowie der Schweizer Hersteller von Kernbanken-Software, Temenos, ihre Lösungen auf die neue IBM-Plattform gebracht. Durch die Integration von Hardware und Software auf einer Plattform soll das Einführen von Lösungen beschleunigt werden können. Nächste Seite: «intelligente» Systeme ersetzen IT
Allerdings starten die Kunden ja nicht gerade auf der grünen Wiese. Die meisten haben schon ein ERP, wollen Wechseln oder ein Update fahren. Wie kommen die Daten und Prozesse in die neue Installation?
Alle Anwendungen, die heute auf verteilten Systemen mit AIX 6.1 und höher sowie Linux und Windows arbeiten, laufen auch auf PureFlex. Eine Migration ist nicht notwendig. Ein Beispiel: Bei vielen Kunden läuft der Datenbankserver auf Unix-Maschinen und die Applikationsserver auf x86-Rechnern. Über die Jahre ist eine Entwicklungs-, eine Test- und eine Produktionsumgebung entstanden, um die SAP-Systeme aktuell zu halten sowie verwalten zu können. In einem PureFlex-System könnten die Unix- und x86-Maschinen für die unterschiedlichen Anwendungen zusammengeführt werden. Das würde den Job des SAP-Verantwortlichen vereinfachen. Die Systeme bergen ausserdem das Potential, Betriebskosten einsparen zu können. Sie machen mittlerweile den Löwenanteil aus: Im Jahr 1996 entfielen 63 Prozent der Kosten von Servern auf die Anschaffung, aktuell sind es noch 22 Prozent. Ein Grund ist, dass preisgünstige x86-Server heute den Markt dominieren. Zudem ist im gleichen Zeitraum der Anteil der Managementkosten am TCO von 20 auf 60 Prozent gestiegen. Das ist der Preis, den die Kunden heute zahlen müssen. Plattformen mit eingebautem Expertenwissen sind potenziell eine Bedrohung für die IT-Abteilung. Sie macht sich damit teilweise selbst überflüssig. Bekommen Sie zurückgespielt, dass diese Bedenken gehegt werden? Ich will zwei Antworten geben: Erstens spricht IBM mit den neuen Lösungen den Entscheider in der Geschäftsleitung an, denn es werden mehrere Kostenblöcke angegangen. Solche Investitionen winkt in der Praxis nicht der IT-Leiter durch. Ansprechpartner sind neben dem CIO auch der Chief Operating Officer und das Business. Zweitens hören wir selten Bedenken, dass die IT-Mitarbeiter überflüssig werden. Vielmehr arbeitet die IT vielerorts seit Jahren am Anschlag. Zugleich stagnieren die Budgets und die Kosten explodieren. Diese Schere müssen IT-Verantwortliche heute irgendwie schliessen. Also werden Preise bei Anschaffungen gedrückt und im Betrieb häufig Überstunden geleistet – natürlich unbezahlt. Eine Konsequenz ist, dass sich die IT-Angestellten im Betrieb aufreiben und keine Zeit mehr für eines der Kernthemen haben: Innovation. PureFlex System und PureApplication System lassen sich auch als eine Vorstufe für das Auslagern in die Cloud ansehen. Lanciert IBM beide Systeme und die Patterns of expertise auch aus der Cloud?
Prinzipiell eignen sich die beiden Systeme sehr gut für Cloud-Lösungen. Vorzüge der Plattform wie weniger Management-Aufwand und tiefere Kosten sind für Services- und Outsourcing-Anbieter, seien es nun Kunden oder die IBM selbst, sehr attraktiv. Zum Beispiel für Backup-Dienstleistungen, Infrastruktur- oder SAP-Betrieb mit den neuen Lösungen. Viele der Patterns sind schon in der SmartCloud Enterprise verfügbar. Wenn ein Unternehmen mit den PureApplication-Systemen eine Private Cloud aufbaut, kann es in einem zweiten Schritt immer noch in eine Hybrid Cloud oder sogar die Public Cloud wechseln, ohne massiv investieren zu müssen. Auch die selbst von Kunden definierten Patterns sind in den ausgelagerten Umgebungen weiter verwendbar.



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