«Fire» frei 29.09.2011, 08:15 Uhr

Amazon lanciert iPad-Konkurrent

Amazon mischt den Tablet-Markt auf: Auf einer Presseveranstaltung in New York hat CEO Jeff Bezos das neue Amazon-Modell «Kindle Fire» sowie zwei e-Reader lanciert.
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Amazon-Chef Jeff Bezos präsentiert in New York den hauseigenen Tablet
Das erste Mal könnte Apples iPad einem ernstzunehmenden Konkurrenten gegenüberstehen. Dank einer geschlossenen Infrastruktur aus Hard-, Software und zahlreichen Services aus der Cloud, soll das erste Amazon-Tablet dem iPad Paroli bieten. Auf der gleichen Veranstaltung wurden zusätzlich die beiden neuen e-Reader «Kindle» und «Kindle Touch» lanciert.

Kampfpreis und Flash-Support

Zu den Fakten: Kindle Fire ist 7 Zoll gross (Bilddiagonale ca. 18 cm), löst mit 1024 x 600 Bildpunkten auf. Der Touchscreen besteht aus gehärtetem Gorilla-Glas, das vor Kratzern schützen soll. Als Recheneinheit arbeitet ein Dual-Core-Prozessor (1 GHz) von Texas Instrument. Der Speicher umfasst 8 Gigabyte, als Betriebssystem kommt ein auf Android-basierende-Variante zum Einsatz, die wiederum von Amazon stark abgeändert wurde. Demgegenüber fehlen dem 400 Gramm leichten Gerät ein Mikrofon, eine Kamera und die 3G-Anbindung, also die Möglichkeit, per Handynetz auf mobiles Internet zurückzugreifen. Die Laufzeit soll nach Angaben von Amazon rund 8 Stunden betragen. Der offizielle US-Verkaufsstart ist auf den 15. November terminiert, der Termin für Europa soll nach Informationen von Computerworld kurze Zeit später erfolgen. Der Preis für Kindle Fire beträgt 199 Dollar (ca. 180 Franken). Für den «Kindle Touch» mit Touchscreen werden ca. 120 Franken fällig, die Kindle-Version ohne den berührungsempfindlichen Bildschirm kostet 100 Franken. Bezogen werden sollen die Geräte ab dem 12. Oktober können. Lesen Sie auf der nächsten Seite: Wachstum geht vor Profit

Wachstum geht vor Profit

Der Kindle Fire kostet damit nicht einmal halb so viel wie das meistgekaufte Gerät dieser Art, das iPad von Apple. Amazon bleibt damit seiner Strategie treu, nimmt also für sein angestrebtes Wachstum finanzielle Verluste aufgrund des niedrigen Preises in Kauf. «Wir bieten ein Premium-Produkt zu einem Non-Premium-Preis», sagte Amazon-Chef Jeff Bezos bei der Präsentation, und schob nach: «Fire unterstützt zu 100 Prozent Flash und zeigt den Inhalt flüssig an. Wir wollen unsere Kunden nichts vorenthalten – wie der eine oder andere Mitbewerber», so Bezos. Ein Seitenhieb auf Apple. Die Firma verwehrt ihrem iPad die Software-seitige Unterstützung der Adobe-Software Flash. Ihre Begründung: «Flash ist benötigt beim Anzeigen von entsprechenden Videos zu viel Rechenkapazität respektive Strom, was die Laufzeit zu sehr einschränken würde.» Der wohl grösste Vorteil der Amazon-Lösung, und weshalb auch Analysten von einer echten Konkurrenz für das iPad sprechen, liegt an der Alles-aus-einer-Hand-Strategie für das Fire. Mit seinem Produktportfolio als Online-Händler deckt Amazon nicht nur den Bücherverkauf ab, sondern liefert gleichzeitig auch Millionen von Filmen und Songs. Lesen Sie auf der nächsten Seite: Ambitiöse Verkaufsvorgaben

5 Millionen Geräte

Genau das will sich Bezos zunutze machen. Durch die enorme Reichweite im Online-Handel plus riesigen Kundenstamm will der Händler den Umsatz für die entsprechenden digitalen Inhalte mit Hilfe des Tablets ankurbeln. Amazon hat sich dazu für mehrere 100 Millionen Dollar die Rechte von Filmen bis hin zu TV-Sendungen gesichert, um sie Fire-Kunden in seinem eigenen AppStore zur Verfügung zu stellen. Dreh- und Angelpunkt hierbei ist ihr Cloud-Service: So wird jedes gekaufte Buch, Lied und jeder Film in der Cloud gespeichert. Die Vorteile: Das Gerät benötigt nicht viel Speicher, der Käufer widererum kann bei einer bestehenden Internetverbindung jederzeit auf seine gekauften Produkte zurückgreifen. Das Analystenhaus Forrester Research sieht hierin den Marktvorteil: «Amazon wird dieses Jahr noch zwischen 3 bis 5 Millionen Geräte verkaufen, im Verhältnis wurden zwischen April bis Juni rund 9,3 Millionen iPads abgesetzt. Apple bleibt zwar vorerst Marktführer, aber Amazon wird zu der starken Nummer zwei aufsteigen. Durch Fire geraten zudem Hersteller wie Samsung oder HTC unter Druck, die ihrerseits bisher relativ günstige Tablets offerieren.»



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