07.03.2016, 09:46 Uhr

Die Vielfalt der SSDs

Wer seinen PC oder sein Notebook aufrüsten möchte, muss sich durch viele neue Formfaktoren und Standards wühlen. Wir schlagen einen Pfad durch den SSD-Begriffsdschungel.
Wenn ein PC mindestens über einen Doppelkernprozessor und 4 GB RAM verfügt, fühlt er sich ab Windows 7 nach der Aufrüstung mit einem SSD-Laufwerk pudelwohl. Systemstarts können sich dabei um die Hälfte verkürzen. Allerdings hat die Vielfalt an Formfaktoren, Übertragungsstandards und Controllern seit den letzten Jahren nicht an Übersicht gewonnen - im Gegenteil. Gehen Sie mit uns auf eine kurze Zeitreise, um wieder auf dem Laufenden zu sein.
Auch Notebooks wurden dünner und PCs dank neuer Bus-Systeme viel leistungsstärker. Was aber nicht an Bedeutung verloren hat: Die Datenträger sind nahezu geräuschlos, unempfindlich gegen Erschütterungen und sparen Strom. Das klassische 2,5-Zoll-SATA-Laufwerk als solches ist noch immer gefragt. Und das Beste daran: Der Preis pro Gigabyte sinkt von Jahr zu Jahr. Mittlerweile gibt es 1 Terabyte der Samsung-850-Pro-Serie (2,5 Zoll, SATA 6 Gbit/s) schon ab 424 Franken. Vor vier bis fünf Jahren galt dieser Preis möglicherweise noch für eine Kapazität von 128 Gigabyte.

Geschichte der Formfaktoren

Lange gab es SSDs mit nur genau einem Formfaktor und genau einer Schnittstelle: im Wesentlichen 2,5 Zoll und SATA. Jedoch wurde SATA II (3 Gbit/s) recht bald durch SATA III (6 Gbit/s) abgelöst - aber auch der Formfaktor veränderte sich um das Jahr 2010.
Während für hochkapazitive Festplatten noch heute der 3,5-Zoll-Formfaktor zum Einsatz kommt, hat sich bei SSDs schon von Anfang an der platzsparendere 2,5-Zoll-Formfaktor durchgesetzt. Mehr Platz beanspruchen die Komponenten von Flash-Speicher nicht. Deswegen waren die Hersteller auch schnell darauf bedacht, einen noch kleineren Formfaktor zu entwickeln. Aus SATA wurde mSATA. Nur kam mSATA, auch Mini-SATA genannt, verspätet. Schnell wurde aber klar, dass selbst SATA in der schnelleren Version ein Flaschenhals sein kann. Manche ältere Notebooks und Mini-PCs (ab Jahrgang 2010) nehmen noch mSATA-SSDs auf. Der elektrisch mit PCI Express inkompatible Standard ist jedoch faktisch gestorben. Nächste Seite: Formfaktoren und PCI Express

Der Nachfolger von mSATA: M.2

Im Zusammenspiel mit neuen High-End-SSDs fallen oft Stichworte wie M.2, PCI Express und NVMe. Erstere beiden Ausdrücke umschreiben den Formfaktor. NVMe ist eine PCI-Express-3.0-Technik aus dem Server-Bereich. Schliesslich wurde mSATA vom Formfaktor M.2 abgelöst. Aufgrund der kleinen Abmessungen ist M.2 besser für den Einbau von kleinen SSDs in Notebooks und Mini-PCs geeignet, weil die Baugrösse mit Formaten von 16 bis 110 mm mehr Flexibilität erlaubt.
Obwohl auch SATA bei M.2 als Protokoll genutzt werden kann, kommt als Bus häufiger PCI Express zum Einsatz. PCI Express ist performanter, weil die Datenübertragungsrate wesentlich besser ist. Via PCI Express 2.0 erlaubt etwa Kingstons HyperX Predator eine Schreib-Performance von bis zu 1563 MB/s. Das ist mehr als doppelt so viel, wie mit SATA (6 Gbit/s) möglich ist (600 MB/s). Den Unterschied merkt man vor allem beim Verschieben grosser Datenmengen.
In kleinen PCs können sich M.2-SSDs durchaus als platzsparender Vorteil erweisen. In neueren Desktop-PCs ist M.2 zwar oft vertreten, macht aber in der Regel dort weniger Sinn. Einfacher Grund: Man hat genug Platz in einem PC. Steht kein M.2-Steckplatz zur Verfügung, kann ein solches Laufwerk auch über eine PCI-Express-Adapterkarte in einem zweiten Grafikkarten-Slot betrieben werden. Einer High-End-Grafikkarte stehen dadurch aber unter Umständen auf einmal 8 statt der 16 vollen Lanes zur Verfügung. Mit «Lanes» sind die seriell zuschaltbaren Verbindungen für PCI-Express-Bandbreite gemeint. Je höher die Version und je mehr Lanes, desto höher die Bandbreite und desto höher ist die Übertragungsgeschwindigkeit. Nächste Seite PCI Express und NVMe

PCI Express und NVMe

Für Heimanwender bzw. für den Consumer-Bereich gibt es seit knapp einem Jahr neue PCI-Express-SSD-Technik. Bei NVMe, kurz für Non-Volatile Memory Express, handelt es sich um einen Standard, der speziell für Flash-Speicher entwickelt und optimiert wurde. Zusammen mit der PCI-Express-3.0-Schnittstelle erreicht ein solcher SSD-Speicher je nachdem Transferraten von bis zu 2400 MB/s beim Lesen und um die 1200 MB/s beim Schreiben. Alltagsanwender spüren von dieser Leistungssteigerung jedoch wenig.
Bei der Anschaffung und Inbetriebnahme eines solchen Laufwerks gilt es einiges zu beachten. Erfüllen sollte das Motherboard den PCI-Express-Standard der dritten Version (mit vier Lanes). Zusätzlich im Spiel ist der Prozessor, der sich über einen Bus die Peripherie teilt. Dieser muss ziemlich aktuell sein (Haswell-E oder Skylake). Zu guter Letzt muss das BIOS des Motherboards den Standard unterstützen.

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Tipps zum SSD-Kauf

Idealerweise richtet man sich das Laufwerk fürs Betriebssystem und für die wichtigsten Programme ein. Es spielt auf einem Laptop auch nicht so eine Rolle, wenn noch der alte Standard (SATA 3 Gbit/s) zum Einsatz kommt. Bezüglich Kapazität sollten es heutzutage mindestens 250 GB sein.

Nicht alle Notebooks sind aufrüstbar

Beim Notebook-Aufrüsten muss man auf die Bauhöhe achten. In flache Notebooks passen nur 2,5-Zoll-SSDs mit 7 mm Bauhöhe. In ältere Notebooks lässt sich dagegen problemlos ein Laufwerk mit 9 mm Bauhöhe unterbringen. Vorsicht ist angebracht bei einigen sehr dünnen Ultrabooks, die man teilweise gar nicht mehr selber aufschrauben kann. Selten muss man zu 5 mm dünnen SSDs oder 1,8-Zoll-Laufwerken greifen. Aufschluss darüber geben die Herstellerinformationen über das Gerät. Bei manchen Notebooks und Mini-PCs wie Intel NUC hat man teilweise keine andere Wahl, als auf kleine Steckkärtchen, basierend auf M.2 oder mSATA, zurückzugreifen. Im Desktop-PC bietet die M.2-Bauform zu wenige Vorteile, denn Platz hat man dort meistens genug und der Geschwindigkeitszuwachs ist vernachlässigbar.
PC aufrüsten mit SSDs Auf einem Durchschnitts-Gamer-PC mit neuem Motherboard spürt man aber von der Anfragetiefe eines High-End-Laufwerks wie Intels SSD 750 wenig. Letztere eignen sich nach wie vor eher für Workstation-Anwender. Wer sich beispielsweise einen Videoschnittrechner oder einen schnellen Spielerechner aufgleist, fährt je nach Preis nach wie vor am besten mit einer hochkapazitiven SATA-6 Gbit/s-SSD.

Beim Kauf beachten

Konzentrieren Sie sich bei der SSD-Auswahl auf Laufwerke des Typs MLC (Multi Level Cell). Diese haben im Gegensatz zu SLC-Laufwerken (Single Level Cell) ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis. Vergleichen Sie auch die Lese- und Schreibgeschwindigkeiten. Ist ein SSD in der engeren Wahl, suchen Sie im Internet nach Tests. Ein modernes SSD unterstützt zudem die automatische Aufräumfunktion TRIM. Fortgeschrittene achten zudem auf den Controller des Laufwerks. Denn mit der Qualität des verbauten Controllers steht und fällt die Qualität des SSD. Nach wie vor empfehlenswert sind aktuelle Indilinx- und Sandforce-Controller.



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