22.08.2014, 14:40 Uhr

Das Surface Pro 3 im Härtetest

Mit dem Surface Pro 3 will Microsoft die perfekte Symbiose aus Tablet und Notebook geschaffen haben. Wie gut das gelungen ist, klärt unser Test.
Angewachsen: Der Bildschirm misst nun 12 Zoll in der Diagonale und hat ein Seitenverhältnis von 3:2
Noch nicht einmal ein halbes Jahr ist es her, als das Surface Pro 2 bei unserer Testmannschaft auf dem Tisch landete. Nun konnten wir, noch vor dem Schweizer Marktstart, bereits den Nachfolger testen.

Mehr Platz zum Arbeiten

An der Ausrichtung hat sich grundsätzlich nichts geändert. Auch das Surface Pro 3 soll primär ein Arbeitsgerät sein und ist ab Werk mit Windows 8.1 Pro ausgestattet. Äusserlich hat sich hingegen durchaus etwas geändert: Das Surface Pro 3 ist nämlich grösser geworden. Genauer gesagt wurde der Bildschirm grösser – statt 10,6 Zoll wie beim Vorgänger misst er nun ganze 12 Zoll in der Diagonale. Vor allem aber hat Microsoft auch das Seitenverhältnis geändert. Anstelle des länglichen 16:9-Formats der Vorgängers wurde nun ein Bildschirm im 3:2-Format verbaut. Die Konsequenz davon ist vor allem deutlich mehr Nutzfläche. So bietet der neue Bildschirm sogar mehr Platz als ein 13-Zoll-Notebook im 16:9- oder 16:10-Format. Das Seitenverhältnis – das man sonst eigentlich nur von Apples iPads kennt – erklärt auch die ungewöhnliche Auflösung von 2160 x 1440 Bildpunkten. Das Display kommt damit auf eine Pixeldichte von 216 ppi, was leicht über der der zweiten Generation liegt. Kurz: Der Bildschirm ist auch beim neusten Surface sehr gut gelungen und einer der grossen Pluspunkte des Tablets. Er ist scharf und bietet dank IPS-Panel ein sehr klares Bild und eine gute Blickwinkelstabilität. Das ungewohnte Seitenverhältnis ist beim Arbeiten und Surfen im Web von Vorteil. Der Nachteil zeigt sich beim Filmeschauen, denn dann säumen schwarze Balken oben und unten das Bild. Wegen des grösseren Bildschirms sind natürlich auch die allgemeinen Abmessungen des Tablets angewachsen. Mit knapp 2 Zentimetern mehr in der Länge und knapp 3 Zentimetern mehr in der Breite bleibt das Surface Pro 3 aber immer noch angenehm kompakt. Zudem ist es mit 9 mm deutlich schlanker geworden und konnte trotz der grösseren Dimensionen sogar 100 Gramm abspecken (neu 800 Gramm). Es lässt sich dadurch durchaus auch angenehm halten und fühlt sich in den Händen nicht mehr so wie ein Fremdkörper an. Dennoch: Für die reine Tablet-Nutzung sind Abmessungen und Gewicht nach wie vor an der oberen Grenze. Doch das ist ja auch nicht die Kerndisziplin des Tablets. Auf der nächsten Seite: Kickstand und TypeCover werden flexibler

Kickstand und Type Cover werden flexibler

Ein Markenzeichen der Surface-Geräte war schon immer der integrierte Kickstand. Eine sehr praktische Erfindung von Microsoft, denn damit lässt sich das Gerät bequem im Stand fixieren, ohne dass dazu zusätzliches Zubehör wie ein Cover nötig wäre. Auch beim Surface Pro 3 ist der Kickstand natürlich wieder mit dabei. Neu ist, dass er sich nun sogar stufenlos einstellen lässt. Das klappt sehr gut, und weil das Gewinde ziemlich schwergängig ist, steht das Gerät dennoch sehr stabil. Praktisch: Der Kickstand lässt sich so weit ausklappen, dass das Tablet fast eben, aber immer noch leicht angewinkelt auf dem Tisch liegt.
Ebenfalls nicht wegzudenken sind beim Surface die per Magnete ansteckbaren Tastaturen. Erst recht gilt das für die Pro-Variante, denn richtig produktiv sein kann man nur mit einer richtigen Tastatur. Das für das Surface Pro 3 erhältliche Type Cover, das es in diversen Farben gibt, bietet ebenfalls eine Neuerung. Es hat nämlich gleich anschliessend an den Dock-Connector eine zusätzlichen Faltstelle, die sich ebenfalls magnetisch fixieren lässt. Dadurch wird die Tastatur leicht angewinkelt, was ein deutlich komfortableres Schreiben ermöglicht.
Besonders praktisch erweist sich dies, wenn man das Surface unterwegs, etwa im Zug, nutzt. Dank Kickstand und angewinkelter Tastatur lässt sich auch auf dem Schoss ganz prima arbeiten. Natürlich erreicht die Konstruktion nicht die Stabilität eines echten Notebooks, doch es kommt dem schon ziemlich nahe. Sobald die Haltestelle naht, klappt man einfach das Type Cover hoch, den Kickstand ein und fertig. Eine weitere Verbesserung gegenüber dem Type Cover der letzten Generation stellt das Touchpad dar. Dieses ist leicht angewachsen und lässt sich nun sehr komfortabel bedienen. Auf der nächsten Seite: Preise zwischen 899 und 2199 Franken

Surface Pro 3 kostet zwischen 899 und 2199 Franken

Technisch hat sich gegenüber dem Surface Pro 2 nicht viel getan. Nach wie vor sorgen sparsame Intel-Core-Prozessoren der neusten Generation zusammen mit einem SSD-Speicher für mehr als ausreichend Leistung zum Arbeiten. Das Surface Pro 3 ist in diversen Konfigurationen mit 64 bis 512 GB SSD-Speicher und unterschiedlichen Prozessoren (i3, i5 und i7) erhältlich.
Die von uns getestete Variante verfügt über einen Core i5-4300U (bis zu 2,9 GHz mit Turbo), 4 GB RAM und 128 GB Speicher. Kostenpunkt: 1129 Franken. Die günstigste Variante mit Core i3 und 64 GB ist bereits ab 899 Franken erhältlich, die teuerste Variante mit Core i7 und 512-GB-SSD kostet satte 2199 Franken. Günstig ist das Surface Pro 3 also nicht, zumal auch bei der neusten Ausgabe das Tastatur-Cover wieder separat erworben werden muss (rund 150 Franken). Zwar lassen sich auch die Cover des Surface Pro 2 nutzen, diese sind jedoch nicht auf das angewachsene Gehäuse abgestimmt und lassen sich nicht anwinkeln. Auch die Office-Lizenz ist leider nach wie vor nicht im Lieferumfang inbegriffen. Die integrierten Lautsprecher klingen gut, die Lautstärke ist für ein Tablet ordentlich. Apropos laut: Während das Surface Pro 3 im Normalbetrieb kaum hörbar ist, melden sich die Lüfter unter Last ziemlich laut zu Wort. Ausserdem wird das Gehäuse dann merklich warm. Das sind offensichtlich Eingeständnisse an die x86er-Architektur in Kombination mit der schlanken Bauweise. Im Ausdauertest mit Powermark haben wir bei einer Bildschirmhelligkeit von rund 66 Prozent einen Wert von rund vier Stunden gemessen, was ordentlich, aber nicht überragend ist. Im Powermark-Test wird ein Mix aus Office, Web, Video und Gaming simuliert. Microsoft gibt die Akkulaufzeit beim reinen Webbrowsing mit neun Stunden an, was bei geringer Bildschirmhelligkeit durchaus im Bereich des Möglichen liegt. Auf der nächsten Seite: Stylus und Fazit

Ich bin auch ein Notizblock

Wie schon beim Vorgänger ist wieder ein Stylus im Lieferumfang mit dabei. Dieser bietet neu einen dritten Knopf. Darüber lässt sich direkt die OneNote-App im Vollbildmodus öffnen – das funktioniert sogar, wenn sich das Gerät im Standby-Modus befindet. Ein nettes Feature, wenn man schnell ein paar Notizen machen will. Mit dem Stylus lassen sich handschriftliche Notizen anbringen und auf Wunsch auch wieder per Handschrifterkennung in digitalen Text umwandeln. Neben der OneNote-App bieten auch die anderen Office-Programme spezielle Stiftfunktionen. So lassen sich in Word zum Beispiel Textstellen markieren oder handschriftliche Kommentare anbringen. Dank integriertem Magnet lässt sich der Stift für den Transport wiederum seitlich am Gehäuse andocken.
Dank mehrerer Druckstufen eignet sich der Stylus auch zum Zeichnen oder Malen. Praktisch: Das Surface erkennt, wenn man sich beim Zeichnen mit der Handfläche auf dem Bildschirm abstützt und ignoriert diese Berührungen. Neben dem traditionellen USB-Anschluss in Originalgrösse bietet das Surface Pro 3 auch einen Mini-DisplayPort zum Anschluss eines Bildschirms sowie einen MicroSD-Slot. Für die drahtlose Netzwerkverbindung ist der neuste WLAN-Standard 11ac besorgt. Leider ist auch optional kein LTE-Modem erhältlich, sodass man unterwegs entweder auf Tethering angewiesen ist oder offline bleiben muss. Die Ausstattung wird durch je eine 5-Megapixel-Kamera vorne und hinten abgerundet.
Erhältlich ist das Surface Pro 3 in der Schweiz ab dem 28. August. Neben Media Markt, Interdiscount und Fust wird das Microsoft-Tablet neu auch über Digitec vertrieben. Daneben kann man das Gerät natürlich auch direkt über den Microsoft Store beziehen.

Fazit

Das Surface Pro 3 ist eine konsequente Weiterentwicklung des Vorgängers und macht vieles besser. Hervorzuheben sind insbesondere der tolle Bildschirm und die noch einmal verbesserten Kickstand und Type Cover. Wer primär ein Tablet sucht, mit dem er auch ab und zu produktiv sein kann, ist wegen des immer noch hohen Gewichts, der Grösse, der mässigen Lüftung und des verhältnismässig hohen Preises an der falschen Adresse und greift besser zum Surface 2 mit Windows RT. Wer aber primär ein mobiles und flexibles Gerät zum Arbeiten sucht, das zwischendurch auch als Tablet genutzt werden kann, wird mit dem Surface Pro 3 sehr gut bedient.



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