67-Milliarden-Deal 16.11.2015, 18:19 Uhr

Dell rüstet sich für den EMC-Kauf

Michael Dell gründet eine neue Geschäftseinheit und präsentiert neue Storage/Server-Lösungen. So will sich die Dell-EMC-Gruppe 2016 am Markt positionieren.
Mitte 2016 ist der 67-Milliarden-Deal perfekt. Dann kauft Dell die EMC-Gruppe, und erwirbt mit EMCs Infrastruktureinheit auch den aktuellen Marktführer Storage. Dells Server und EMCs Speicher werden, so die Hoffnung, eine Symbiose eingehen, die den Markt optimal bedient. Als Vorbereitung darauf hat Dell Im August einen neuen Geschäftsbereich gegründet: die Datacenter Scalable Solutions (DSS). Im Fokus stehen die technologischen Anforderungen von Branchen wie Internet-Infrastruktur, Öl und Gas und Forschungseinrichtungen mit komplexen IT-Umgebungen. Dells Server und EMCs Speicher ergänzen sich sehr gut, das kann man nachvollziehen. An dieser Stelle ergibt der Merger Sinn. Was aber ist mit Dells eigenem Speicherangebot? Beide noch getrennten Firmen wollen in Zukunft den Speichermarkt unter sich aufteilen, erfuhr Computerworld von Dell-Manager Andreas Bisang. Dell werde zukünftig den Midmarket bedienen, EMC sei fürs Highend mit Höchstanforderungen zuständig. So lautet die Devise.

Highend-Flaggschiff mit 3 Petabyte

Auf der Dell World hat das Unternehmen nun sein neues Storage Array-Flaggschiff SC9000 vorgestellt, und wirbt mit "sehr niedrigen All-Flash-Kosten pro GigaByte". In der SC9000 hat Dell die 13te Generation seiner PowerEdge-Server verbaut. Die Speichermaschine skaliert bis zu 385'000 IOPS (Input/Output-Operationen pro Sekunde) hoch. Pro Array sind bis zu drei Petabyte Bruttospeicherkapazität erreichbar. Nach Midmarket klingt das nicht. Zudem gab auf der Dell World der "branchenweit dichteste Storage-Server" DSS 7000 sein Debut. Er basiert - nach Firmenaussagen -  auf der hyperskalierenden Architektur der Data-Center-Solutions-XA90-Technologie und bietet in einem 4-HE-Gehäuse bis zu 720 TByte Speicher ( 1 Höheneinheit (HE) sind 44,45 Millimeter). Die Midmarket-Lösung enthält bis zu 90 3,5-Zoll-Festplatten und zwei Dual-Socket-Serverknoten.
Es wird Überlappungen im Storage-Portfolio der beiden bald fusionierten Unternehmen geben, gestand auch Dell-Manager Bisang ein. Zumal EMC mit seiner VNX-Produktserie ebenfalls Speicherlösungen für den Midmarket anbietet. Das EMC-Flaggschiff VMAX dagegen, das stimmt, adressiert klar den Highend-Bereich. "Ich habe lieber ein überlappendes Portfolio, als gar kein Portfolio", soll Firmenchef Michael Dell gesagt haben. Zu verlockend waren wohl die Aussichten, mit Server und Storage den Kunden Infrastruktur-Kapazitäten aus einer Hand offerieren zu können. Mit VMwares Virtualisierungssoftware als effizienzsteigernder Management-Klammer. Dieses Szenario überzeugt.

Das bedeutet der Dell/EMC-Merger

Überlappungen bedeuten jedoch immer Zweierlei: Es verunsichert Kunden, die nicht 100-prozentig darauf vertrauen können, dass sämtliche Speicherserien auch langfristig weitergeführt werden. Bei einem Kaufpreis von 67 Milliarden US-Dollar, den es erst einmal zu refinanzieren gilt, wird sich Michael Dell keine eigentlich überflüssigen Zweifach-Komfortangebote leisten können. Und es verunsichert die Belegschaften: Doppelt besetzte Positionen sind für kein Unternehmen effizient. Mit Entlassungen wird daher wohl zu rechnen sein.



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