MWC 03.03.2015, 22:03 Uhr

Megatrend Wearables - fünf extrem coole Devices

Die heissesten Trends vom Mobile World Congress. Diese Wearables haben Sucht-Potential.
Wearables, also tragbare Mini-Computer, gehören zu einer Produktkategorie, denen eine grosse Zukunft vorausgesagt wird. Aber bereits heute gibt es coole Devices. Der Star des Wearables-Seminars auf dem Mobile World Congress in Barcelona war die eloquente Neurophysiologin Ariel Garten. Die 35-jährige Kanadierin hat sich vorgenommen, die Konzentrationsfähigkeit, emotionale Stabilität und Produktivität ihrer Kunden zu verbessern. Wer hätte etwas dagegen einzuwenden, und die Lösung ist auch für Unternehmen interessant. Denn: "Ein gestresster Angestellter kostet seinem Unternehmen etwa 40 Prozent mehr als ein gesunder und ausgeglichener", betont Garten. Stress ist der Produktivitätskiller Nummer eins. Mentale Fitness - weg mit dem Stress Und so rückt man dem Stress zuleibe: Ein mit sieben Sensoren bestücktes Stirnband zeichnet, wie ein klinisches EEG, die Gehirnwellen des Probanten auf und hilft ihm, durch Konzentrationsübungen seine mentale Fitness zu verbessern. Neurophysiologen unterscheiden zwischen Alpha-, Beta-, Theta- und Delta-Wellen. Alpha-Wellen etwa sind in einem ausgeglichenen Gemütszustand besonders stark ausgeprägt. Die Sensoren des Stirnbandes arbeiten extrem sensitiv. Sogar ein harmloses Augenblinzeln, so demonstrierte Garten, sorgt bereits für signifiklante Ausschläge auf dem EEG. Per Bluetooth überträgt das Stirmband die Messwellen auf mobile Devices wie iPhone, iPad und Android, wo die App "Calm" die gemessenen Werte visualisiert. Der Kunde kontrolliert selbst, welche Übungen ihm gut tun, was sein Wohlbefinden verbessert oder verschlechtert. Je nach Geschlecht und Lebensalter sieht die optimale mentale und emotionale Balance anders aus. Ein für alle gültiges Universalrezept gibt es nicht. Der mentale Fitnesstrainer "Muse" der kanadischen Firma Interaxon ist zum Beispiel auf Amazon erhältlich und kostet knapp 300 Dollar. Den mittlerweile eher klassischen physischen Fitness- und Attraktivitäts-Trackern hat sich Pebble Time verschrieben. Firmengründer Eric Migicovsky ist vom kommerziellen Erfolg seiner Smartwatches fest überzeugt. Wozu sind intelligente Uhren eigentlich gut? "Sie helfen uns, unseren Alltag besser zu meistern und ein gesünderes Leben zu führen", meint Migicovsky. Der begeisterte Unternehmer hat seine neuen Modelle zudem mit einem Hardware Zugangs-Port ausgestattet. Spezial-Armbänder mit Zusatzfunktionalität, zum Beispiel für die Jogging-Runde oder den Profi-Sportler, docken dadurch per Plug&Play an die Pebble-Watch an. Ausserdem gebe es bereits über 6000 Apps für seine smarten Armbanduhren, betont Migicovsky. Telkos wittern höhere Umsätze Bei Kunden, die es mit ihren Wearables ernst meinen, steigt das übertragene Datenvolumen leicht um bis zu 10 Gigabyte an. Die tragbaren Mini-Rechner seien daher auch für Telkos ein attraktives Geschäft, betont, natürlich nicht ohne Hintergedanken, Stephen Shurrock, CEO Digital Services bei der spanischen Telefonica. Zwar sei das Interesse gross, die tatsächliche Nutzung von Wearables bewege sich zurzeit jedoch noch im niedrigen einstelligen Prozentbereich, schränkt er ein. Entscheidend für den kommerziellen Durchbruch seien die Funktionalität - Wearables müssen den Käufern einen echten Mehrwert bieten -, ein schickes Design, bezahlbare Preise und schliesslich eine auch für Nicht-Tekkies extrem leichte Bedienung, bei der man sich nicht die Finger verbiegen müsse. Noch weitgehend ungenutztes Potenzial sieht Shurrock im Healthcare-Sektor, insbesondere bei der ambulanten Krankenpflege. Auch von der jüngst lancierten Kinder-Smartwatch Philips verspricht er sich ein gutes Geschäft. Die Uhr speichert fünf Telefonnummern und ist zusätzlich mit GPS und einem Panik-Button für Notfälle ausgestattet. Für Eltern sei Philips deshalb ein Peace-of-Mind-Produkt, ist Shurrock überzeugt. Wearables fürs Business Seinen Schweizer Landsleuten stellt Jürgen Winandi ein eher schlechtes Zeugnis aus. Winandi ist Head of SAP Mobile Integration bei der Swisscom. Für die Schweiz sei das Internet der Dinge immer noch ein futuristischen Thema aus der Science Fiction. Die meisten Schweizer hätten mobile Devices wie die Datenbrille Google Glass noch nie zu Gesicht bekommen, kritisiert er. Dabei seien intelligente Google-Glass-Apps etwa für Wartungstechniker ein sehr nützliches Werkzeug, ergänzt sein Kollege Josh Waddell, Vice President Mobile Innovation Center bei SAP. Techniker müssten nicht in Handbüchern blättern und hätten dadurch beide Hànde frei, um ihre Arbeiten zu erledigen. SAP tüftele bereits seit einige Jahren an Wearables für den Business-Markt, redete aber bislang nur wenig darüber. Vielleicht zu wenig. Die Unternehmen würden jedoch, davon ist Waddell fest überzeugt, den Einsatz von Wearables in Zukunft stark vorantreiben. Smarter Schmuck für die gehobene Klientel Auf den Gedanken, Juwelierware und Aktivitätstracker miteinander zu verheiraten, wäre vor dem MWC wohl niemand gekommen. Ihre Kundschaft sei extrem anspruchsvoll und wolle an Eleganz und Schönheit keine Abstriche machen, sagte Joan Ng, SVP Produkt-Marketing beim Juwelierhaus Swarovski, auf ihrem charmanten Vortrag. Anfangs hätten die Techniker ihr eine Energiequelle präsentiert, die vier Monate durchhält. Das sei gut, aber nicht gut genug. Bringen sie mir einen Akku, den man niemals auswechseln muss, habe sie geantwortet. Die neue Schmuck-Kollektion Swarovski Shine arbeitet mit einem Solar-Kristall, der Sonnenstrahlen stark fokussiert. Bereits 15 Minuten Sonnenlicht reiche aus, um den Betrieb für zwei Tage zu sichern. Wer sich in zwei Tagen nicht minimal 15 Minuten in der Sonne aufhalte, der benötige auch keinen Aktivitätstracker, meint Ng. Swarovski Shine mit Aktivitätstracker für die anspruchsvolle und gesundheitsbewusste Kundschaft soll Ende des Jahres auf den Markt kommen.



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