ICT-Trends 10.03.2014, 15:00 Uhr

Highlights der CeBIT 2014

Computerworld hat sich vor Messestart und exklusiv für die Schweiz auf der CeBIT umgesehen. Das präsentieren Microsoft, Intel, IBM, Startups und Telkos. Die heissesten CeBIT-Trends.
«Datability» heisst das Motto der diesjährigen CeBIT. Die Messeleitung beweist damit aufs Neue ihr todsicheres Gespür für Buzzwords, die auf Anhieb niemand so richtig versteht. Unserer Schwesterzeitschrift Computerwoche war der unverständliche Neologismus sogar einen kleinen Wettbewerb wert. CeBIT-Vorstand Oliver Frese ist dennoch überzeugt: "Wir haben mit diesem Thema eine Punktlandung hingelegt". Immerhin hat es wieder knapp 3800 Aussteller auf das Messeglände in Hannover gezogen, davon 55 Prozent aus dem Ausland. Und bis zur letzten Minute wird an den Ständen gebohrt, gehämmdert und geschraubt. Die etwa 100 Journalisten, die bereits vor dem offiziellen Messestart am Montag einen Blick auf die Top-Shots der "Datability" werfen konnten, bewegten sich wie auf einer Grossbaustelle. Computerworld war für die Schweiz vor Ort, und war gespannt. Immerhin standen klingende Namen wie Microsoft, Intel, IBM auf dem Highlight-Paket, das die Messe für die Medien geschnürt hatte. Die spannenderen Demos kamen aber zunächst von unerwarteter Seite.  Nächste Seite: «Mähdrescher 4.0»

Industrie 4.0: Landmaschinenhersteller Claas

Der Agrarmaschinenhersteller Claas (Halle 12, Stand C90/D90) produziert Erntemaschinen wie Mähdrescher und Traktoren. Kombiniert mit IT-Technologie werden daraus Maschinen, die miteinander kommunizieren und dadurch den Ernteprozess optimieren (Machine-to-Machine). Claas spricht von "Farming 4.0" und hat die neue Technologie an der Getreideernte 2013 in der Praxis erprobt. Ein Szenario:
Bei guten Erntebedingungen drischt ein Mähdrescher zwischen 60 und 100 Tonnen Getreide pro Stunde. Der Korntank ist dann alle 10 Minuten voll und muss geleert werden. Die Maschine weiss, wann ihr Korntank voll sein wird und ruft automatisch per Mobilfunk den Traktor mit Überladewagen. Der Traktor kennt das Gelände, alle Maschinenstandorte und sucht sich den besten Weg zum Mähdrescher. Dabei achtet er auf die Zeit, aber auch auf Bodenschonung. Die übernommene Getreidemenge wird inklusive Qualitätsdaten an das Silo-Management des landwirtschaftlichen Betriebes gemeldet. In der Zwischenzeit hat der Mähdrescher neue Wetterdaten empfangen, in drei Stunden wird es regnen. Die Maschine ändert ihre Strategie und schlägt dem Fahrer vor, ab sofort mit maximaler Geschwindigkeit statt mit minimalem Spritvebrauch zu arbeiten, um das Feld noch vor dem Regen abzuernten. Im Sommer 2014 will Claas in einem Pilotprojekt Cloud-Computing-  und Big-Data-Techniken erproben. Der Mähdrescher Claas Lexikon 770 mit Raupenlaufwerk hält den Weltrekord im Guiness-Buch der Rekorde: In acht Stunden hat er 675 Tonnen Weizen geerntet. Nächste Seite: Microsoft zeigt selbstlernende Wertschöpfung

Microsoft: Partner des Handels

Microsoft (Halle 4, Stand A26) hat Kameras an der Decke der CeBIT-Halle 4 festgeschraubt, die den eigenen Stand filmen. Die Kameras aggregieren Daten und erstellen danach sogenannte Heatmaps, die zeigen, wo am Microsoft-Stand über die Stunden die meisten Besucher standen. Laut Microsoft ist das System auch für den Einzelhandel einsetzbar, um zum Beispiel die Warenpräsentation und die Verkaufsflächen zu optimieren. Mobile Apps - bevorzugt auf Surface 2 und Lumia 1520 installiert - sollen Verkaufsleitern dabei helfen, ihr Personal besser zu den wartenden Kunden zu dirigieren.
Microsoft will auf der CeBIT mit Live-Szenarien vor allem kaufmännische Entscheider aus Vertrieb, Marketing, Finanzwesen und Human Ressouirces ansprechen. Microsofts Kay Mantzel zeigte der Presse Social-Media-Analysen über Twitter und die Steuerung eines Warenwirtschaftssystems. Damit sollen Kunden schneller auf Marktentwicklungen und Kundenanforderungen reagieren können. Microsoft markiert auf der CeBIT einen strategischen Richtungsschwenk: endgültig weg vom Windows- und Office-Anbieter, hin zum Partner des Business. Schlüsselkomponenten von Microsofs "Datability-Portfolio sind Excel und "Power BI for Office 365". Nächste Seite: Intelligente, selbstlernende Wertschöpfung

Intelligente, selbstlernende Wertschöpfung

Auf der Hauptpressekonferenz am Sonntag präsentierte Microsoft sein Produktportfolio als ein intelligentes, selbstlernendes System der Wertschöpfung. Zumindest wird es durch Echtzeit-Datenflüsse dazu, mit den Komponenten Cloud (Azure usw.), Big Data (SQL Server, Dynamics, Power BI usw.), Social BUsiness (Sharepoint, Exchange) und Office/Office 265. Datability sei bereit für den produktiven Einsatz im Unternehmen, bilanzierte Microsofts Christian Illek auf der CeBIT-Pressekonferenz, und trat auch gleich den Beweis an. Der international tätige Getränkeabfüller Krones hat zusammen mit Microsoft ein Industrie-4.0-Konzept erarbeitet. Dazu gehören Handlungsempfehlungen für Anlagenzustände und Wartungen, aber auch der Umgang mit Störungen. "Wir stehen erst am Anfang des Projektes", sagte Christian Rott, Vice President von Krones, auf der Pressekonferenz. Ähnliche Industrie-4.0-Projekte laufen zurzeit beim Medizin- und Sicherheitsspezialisten Dräger und beim Outdoor-Ausstatter Jack Wolfskin, mit Datability-Technologie von Microsoft. Nächste Seite: Intel war schlecht vorbereitet

Intel macht auf Energie-Effizienz

Intels Thomas Kaminski war denkbar schlecht vorbereitet. Der Chip-Gigant (Stand Nord LB Forum) macht auf der CeBIT auf Energie-Effizienz und intelligente Grids / Netzwerktechnik zum Beispiel auf dem Engergiemarkt. Die letzte Meile des Stromnetzes sei eine Black Box, und dort wolle Intel mit einem intelligenten Ortsnetzverteiler ein wenig Licht ins Dunkel bringen, meinte Kaminski. Das zweite Top-Thema von Intel heisst "Smart Home". Das neue Modem "Puma 6 Smart Home Service Gateway", auf der CeBIT zu bewundern, sei ein Multi-Purpose-Gerät, wo jedes Haushaltsgerät in einer eigenen Virtuellen Maschine laufe. Das sind zwar wichtige, aber beileibe keine neuen Themen. Und das versammelte Pressevolk fragte sich, was das denn nun mit dem Chip-Riesen Intel zu tun hat. Möglicherweise will der Prozessor-Riese mit dem Thema Energie-Effizienz übertünchen, dass seine mobilen Prozessoren im Vergleich mit der Konkurrenz immer noch viel zu energiehungrig sind? Nächste Seite: IBM horcht an der Matratze

IBM: Wellness und eHealth

Unter dem Motto "IBM horcht an der Matratze" präsentierte sich Big Blue (Halle 2, Stand A10) auf der CeBIT-Highlighttour mit einem kleinen Projekt, das aber gut zum Messemotto Datability passt. IBM schafft Lebensqualität und sorgt für guten Schlaf: Ein Sensor der amerikanisch-israelischen Firme Early-Sense, unter der Matratze oder dem Kissen platziert, zeichnet drahtlos die Herz- und Atemfrequenz des Schlafenden auf und sendet die Daten an ein Smartphone oder Tablet.Vom dort übernimmt IBM die Daten und aggregiert sie auf seiner "Big Data for Wellness Plattform". Damit könne man Krankheiten vorbeugen und Behandlungen verhindern, so IBM. "Das System basiert auf unseren Erfahrungen im Klinikumfeld sowie dem Wissen aus mehr als 5 MIllionen Stunden Patientenüberwachung", betont Guy Meger von Earlysense.
Die Lösung ist für den Einsatz im eigenen Heim gedacht. Martina Koederitz, Vorsitzende der Geschäftsführung IBM Deutschland, führt das Projekt weiter fort. In bestimmten Stadtquartieren leiden die Bürger zum Beispiel gehäuft an bestimmten Krankheitssymptomen. IBMs Wellness-Plattform korreliere die persönlichen Angaben mit geologischen Daten, Abgaswerten und Meteodaten und könne dadurch die Gründe der gesundheitlichen Beschwerden analysieren. Im Rahmen des Pilotprojektes kooperiert IBM mit Arztpraxen zum Beispiel in Haifa. Nächste Seite: Der intelligente Reisekoffer

Der intelligente Reisekoffer - Bag2Go

Für die CeBIT hatte sich die Deutsche Telekom (Halle 4, STand C26) einen besonderen Gimmick einfallen lassen: der intelligente Koffer. Bag2Go reist allein, wiegt sich selbst, findet sich selbst und kommuniziert via mobiler App mit seinem Besitzer. Er zeigt auch an, wenn er geöffnet wird. Damit werde das Reisen besonders für Business-Kunden leichter, ist die Deutsche Telekom überzeugt. Das innovative Schmuckstück soll Ende 2014 unter dem Weihnnachtsbaum liegen. Bag2Gi ist ein Gemeinschaftsprojekt der Furmen Airbus, T-Systems und Rimowa. Der intelligente Koffer enthält eine eigene SIM Card, also ein rudimentäres Handy, mit dem er mit der Fluglinie und seinem Besitzer kommuniziert. Via mobiler App lässt sich der aktuelle Standort und das Routing des cleveren Gepächstückes verfolgen. Nächste Seite: Startups - die junge CeBIT

Showcase: Mobiles Bezahlen

Bezahlen mit dem Handy hat sich in Hochindustrieländern wie Deutschland, Österreich und der Schweiz noch nicht so richtig durchgesetzt. Zu hoch ist die Dichte der Bankfilialen und Geldautomaten. In Entwicklungsländern aber boomt das Handy-Geld, und der Telko-Anbieter Vodafone ((Stand Pavillion 32) sieht darin auch hierzulande die Zukunft des Bezahlens. Die auf der CeBIT präsentiert SIM-Card-Lösung SmartPass ist in enger Zusammenarbeit mit Visa Europe entstanden. Europaweit gäbe es mittlerweile 1,3 Millionen Akzeptanzstellen, in Deutschland sind es 36 500. Das bargeldlose Bezahlen funktioniert mit NFC-fähigen Handys von Samsung, HTC und LG. Nicht NFC-fähige Geräte sollen über einen SmartPass-Sticker nachgerüstet werden können.

Startups - die junge CeBIT

Diese CeBIT sei so jung wie nie zuvor, schwärmte CeBIT Vorstand Frese vor dem anwesenden Pressevolk ein wenig übereuphorisiert. Frese befand sich jedoch auch auf der Bühne von Code_n, einer internationalen Plattform für Pioniere, Innovatoren und Startups (Halle 16, Stand D30). Code_n will neue Geschäftsmodelle für die digitale Welt von morgen entwickeln. Über 500 Firmen aus 60 Ländern hätten sich beworben, sagt Ulrich Dietz, Gründer der Innovationsplattform Code_n. Die 50 Besten durften nach Hannover reisen und ihre Lösungen auf dem Code_n-Stand in Halle 16 präsentieren. Das beste Startup wird in zwei Tagen den mit 30 000 Euro dotierten Code_n-Award mit nach Hause nehmen dürfen. .



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